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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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gefährliche Aufblitzen in den Augen des Geschöpfes, bevor es zeternd und Flügel schlagend zum Leben erwachte und in einer ansatzlosen Bewegung mit dem krummen Schnabel nach seiner Hand hackte. Ein beißender Schmerz schoss durch Okowans Arm, als die Haut aufriss und dunkelrotes Blut aus dem Schnitt hervorquoll.
    »Verdammtes Vieh!« Hastig zog er die Hand zurück und holte mit einer fahrigen Bewegung ein helles Tuch aus den Taschen seines Gewandes, das er um den verletzten Handrücken schlang. Das seltsame Geschöpf nahm derweil wieder eine statuenähnliche Haltung ein und regte sich nicht.
    »Hab ich es doch geahnt«, knurrte Okowan feindselig. »Du bist keine Skulptur. Raus mit der Sprache. Wer hat dich geschickt? Und wie bist du hier hereingekommen?«
    Wie erwartet blieb der Vogel stumm, doch ein plötzlicher Lärm, der von draußen in die Stube drang, lenkte Okowans Aufmerksamkeit auf die vergitterten Fenster. Und dort fand er zumindest eine Antwort auf seine Fragen.
    Eines dieser Fenster war zerbrochen. Das Loch in der Scheibe war nicht so auffällig gewesen, dass er es bisher bemerkt hätte, aber groß genug, um das seltsame Tier hindurchschlüpfen zu lassen. Die Scherben lagen auf dem Boden unter dem Fenster verstreut, ein weiterer Beweis dafür, dass die Scheibe von außen beschädigt worden war.
    »Warst du das?«, fragte Okowan grimmig und deutete mit der verletzten Hand auf die Scherben. Das hässliche Vogeltier wandte den Kopf und schnatterte leise.
    »Nun gut!« Okowan lehnte sich im Stuhl zurück und rieb sich grübelnd über das fleischige Kinn. Inzwischen hatte er sich von dem Schreck des Angriffs erholt und fand allmählich zu der überlegenen Gelassenheit zurück, die er stets zur Schau trug. »Jetzt weiß ich immerhin, wie du hier hereingekommen bist! Bleibt nur die Frage, was du hier zu suchen hast und wer dich geschickt hat.«
    Wieder antwortete das hässliche Wesen mit leisem Geschnatter, doch diesmal senkte es den Kopf und holte mit dem gebogenen Schnabel eine kleine, versiegelte Pergamentrolle unter dem Flügel hervor. Mit schwankenden Schritten tapste es über die Bücher und Pergamente hinweg, die sich auf dem Tisch befanden, und legte die Rolle vor Okowan ab.
    »Eine Nachricht?«, fragte dieser erstaunt und wollte nach dem Pergament greifen, überlegte es sich jedoch anders. Mit einem grimmigen Blick auf den messerscharfen Schnabel des Wesens wartete er ungeduldig, bis es sich auf den alten Platz zurückgezogen hatte, bevor er das Pergament an sich nahm und öffnete.
    »Mein lieber Freund!«, stand dort in geschwungener, wohl bekannter Schrift zu lesen. »Nach der überstürzten Abreise habe ich einflussreiche Freunde gewinnen können und großartige Neuigkeiten, die auch für dich von großem Belang sein werden. Es gibt viel zu besprechen. Wir treffen uns heute noch am späten Nachmittag am großen Tor.«
    Die kurze Nachricht war mit einem verschlungenen Symbol unterzeichnet, das Okowan schon lange nicht mehr gesehen hatte, aber dennoch gut kannte. Er wusste sofort, von wem die Nachricht stammte - von Asco-Bahrran!
    Wegen der regen Geschäftstätigkeit in Nimrod und der sich überstürzenden Ereignisse hatte er schon seit ein paar Sonnenläufen nicht mehr an den Magier gedacht. Er wähnte ihn nach der gelungenen Flucht aus dem Kerker in Sicherheit, doch da er ins Grasland geflohen war, wäre es durchaus möglich gewesen, dass er dem Ansturm der schwarzen Krieger zum Opfer gefallen wäre. Die Nachricht war das erste Lebenszeichen, und Okowan war froh, dass es Asco-Bahrran offensichtlich gut ging.
    Hastig zog er die Feder aus dem Tintenfass, wendete das Pergament und notierte auf der Rückseite:
    »Ich werde dort sein.«
    Darunter malte er ebenfalls das verschlungene Symbol, das Asco-Bahrran und er in jungen Jahren als Unterschrift für ihre geheimen Botschaften verwendet hatten, rollte das Pergament zusammen und verschloss es sorgfältig mit Wachs. »Bring das deinem Herren«, sagte er zu dem hässlichen Flugtier und warf die kleine Rolle in die Mitte des Tisches.
    Das fledermausähnliche Wesen schien nur darauf gewartet zu haben. Als wollte es die lästige Aufgabe rasch hinter sich bringen, sprang es auf, schnappte das Pergament mit dem Schnabel und erhob sich flatternd in die Lüfte. Zweimal umkreiste es den kleinen Raum und schoss dann pfeilschnell durch eine andere Fensterscheibe ins Freie, die klirrend in tausend Scherben zersprang.
    Der Nachmittag zog dahin, während Glamouron und

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