Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Doch . . . Es. . . es ist alles in Ordnung.« Die Worte entschlüpften Pairas Lippen so schnell, dass sie sich selbst darüber wunderte. Das hatte sie nun wirklich nicht sagen wollen. War sie nicht hierher gekommen, um Bevan von den Sorgen ihrer Mutter zu erzählen und ihm von den Versteck zu berichten, das sie für Paira und Maite aushob? Wollte sie ihm nicht sagen, wie sehr sie um ihn fürchtete? Sie wusste genau, warum sie hierher gekommen war, doch irgendwie erschien ihr das Ganze plötzlich nicht mehr wichtig. »Ich soll dir liebe Grüße von Mutter ausrichten und dir sagen, dass sie sehr stolz auf dich ist«, fügte sie rasch hinzu.
»Danke. Ich bin auch stolz darauf, Nimrod - und euch - verteidigen zu können.« Bevan nickte ernst. »Wenn einmal alles vorbei ist, werde ich . . . «
»Gib es mir zurück!« Ganz in der Nähe erhob sich die helle Stimme eines Knaben aus der Menge.
»Ich will auch ein Schwert! Ich kann genauso gut kämpfen wie die Männer. Das ist ungerecht!«
»Hau ab, Kleiner. Das hier ist kein Spiel.« Die Stimme des Mannes schwankte zwischen Belustigung und Arger. In den Händen hielt er locker ein Kurzschwert, das er dem Jungen offenbar gerade abgenommen hatte.
»Ich bin nicht klein!«, brauste der Junge auf. »Ich will kämpfen wie alle hier.«
Paira wandte sich um und erblickte wenige Längen hinter sich einen dunkelhaarigen Jungen, der mit verschränkten Armen vor einem Hauptmann der Stadtwache stand und ihn trotzig anfunkelte. Der Hauptmann war mehr als zwei Köpfe größer als der Junge, doch das schien den Knaben nicht im Geringsten zu beeindrucken. Das Kinn kampflustig nach vorn geschoben, missachtete er die Anweisungen des Kriegers und dachte nicht daran zu gehen.
Der Junge kam Paira irgendwie bekannt vor. Dabei war es nicht so sehr das Äußerliche, das sie an jemanden erinnerte, sondern die Haltung und das enorme Selbstbewusstsein des Knaben. Er wusste genau, was er wollte, und ließ sich durch nichts einschüchtern. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen . . .
Und mit einem Mal fiel es ihr wieder ein. Dies war der Junge, der den Geschichtenerzähler auf dem Marktplatz angegriffen hatte. Tarek war sein Name. Schon damals hatte er behauptet, ein Krieger werden zu wollen, aber gewiss nicht geahnt, dass sich diese Gelegenheit schon so bald bieten würde - oder auch nicht!
»Geh nach Hause, Kleiner!«, hörte Paira den Hauptmann sagen. »Für Kinder haben wir hier keinen Platz.«
»Ich bin kein Kind mehr.« Der Junge machte keinerlei Anstalten, den Weisungen des Hauptmanns Folge zu leisten. »Ich bin elf Sommer alt und ein hervorragender Schwertkämpfer.«
Die Unterhaltung der beiden hatte durchaus etwas Komisches an sich, doch dem Hauptmann war nicht nach Lachen zu Mute. »Ator!«, brüllte er befehlsgewohnt und winkte einen Krieger zu sich, der eine Gruppe Schwertkämpfer beaufsichtigte. Auf seinen Befehl hin unterbrachen die Rekruten die Übung und gönnten sich eine Pause, während er selbst auf den Hauptmann zueilte.
»Hauptmann!«, sagte er und salutierte.
»Schaff mir dieses Kind aus den Augen«, befahl der Hauptmann unwirsch und deutete auf Tarek.
»Bring ihn nach Haus und richte seiner Mutter aus, dass ich ihn einsperren lasse, wenn ich ihn noch einmal dabei erwische, dass er sich ein Schwert klaut und sich unter die Rekruten mischt.«
»Verstanden!« Der Krieger ging auf Tarek zu und griff nach der Hand des Jungen. »Komm mit«, sagte er freundlich, »ich bringe dich jetzt heim.«
»Aber ich will hier nicht weg!« Tarek wich dem Krieger geschickt aus und rief: »Ich will kämpfen und meine Heimat verteidigen. Alle, die vierzehn Sommer alt sind, sind hier. Und ich . . . «
»Du bist aber keine vierzehn Sommer«, knurrte der Hauptmann. »Und jetzt verschwinde, bevor ich es mir anders überlege und dich gleich einsperren lassen.« Er spuckte auf den Boden und gab dem Krieger ein Zeichen. Diesmal war Tarek nicht schnell genug. Ehe er sich versah, packte der Krieger den Jungen bei den Hüften und warf ihn sich wie einen Sack über die Schulter.
»Das ist ungerecht!«, schrie Tarek. Er strampelte verzweifelt mit den Beinen und wand sich unter dem Griff, doch vergebens. »Lass mich sofort runter«, brüllte er wütend, während er mit den Fäusten wie wild auf den Rücken des Kriegers hämmerte. »Lass mich los!« Aber der Krieger ließ sich nicht beirren und verschwand mit Tarek über der Schulter in der Menschenmenge. Nur einmal hörte Paira den Jungen noch
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