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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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einheitlich schmutzig grauer Kleidung, die jede Persönlichkeit auf dem Weg nach Nimrod verloren zu haben schienen, passierten das große Flügeltor wie ein träge dahinfließender Strom menschlicher Leiber. Nur wenige waren beritten oder hatten das Glück, auf einem der klapprigen Wagen mitfahren zu können. Die meisten schleppten sich zu Fuß in die vermeintliche Sicherheit hinter den Festungsmauern.
    Es waren die letzten Flüchtlinge aus dem Grasland und den nördlichen Dörfern, die Nimrod erreichten, bevor die großen Tore am Abend endgültig geschlossen wurden - Menschen, die alles verloren hatten und nur ihr nacktes Leben hatten retten können. In ihren Augen spiegelte sich noch immer das Entsetzen über das Geschehene, gepaart mit der Furcht vor dem, was kommen mochte. Ihre Heimat war zerstört, aber sie waren am Leben und, zumindest für den Augenblick, in Sicherheit.
    Okowan stand im Schatten eines Wachturms in unmittelbarer Nähe des Tores und maß die Flüchtlinge mit dem sicheren Blick eines Geschäftsmannes, der seine Ware begutachtet, während er wartete. Was er sah, gefiel ihm gar nicht. Im Gegensatz zu den ersten Flüchtlingen, die mit voll beladenen Wagen und reichlich Wertgegenständen in die Festungsstadt gekommen waren, gab es bei diesem Mob nichts für ihn zu holen. Es war offensichtlich, dass es den Menschen sogar am Nötigsten mangelte. Viele Kinder und Alte waren bereits vom Tod gezeichnet und würden die kommenden Nächte vermutlich nicht überstehen. Nahrung war auch in Nimrod knapp geworden, und die kargen Vorräte an Heilmitteln wurden bewusst zurückgehalten, um die Verletzten der drohenden Schlacht versorgen zu können.
    Ein warmer Luftzug, der über die Flüchtlinge hinwegstrich, trug Okowan den Übelkeit erregenden Gestank schmutziger und verschwitzter Körper zu, die ein Bad dringend nötig gehabt hätten. Er hüstelte und hielt sich rasch ein parfümiertes Tuch vor die Nase, um sich vor den widerlichen Ausdünstungen zu schützen.
    Ich muss die Wachen am Haus der Sinne verdoppeln, schoss es ihm durch den Kopf. Dieser Pöbel ist gefährlich. Die Menschen haben nichts zu verlieren. Sie kämpfen ums Überleben und werden in ihrer Verzweiflung nicht davor zurückschrecken, Gewalt anzuwenden. Sobald ich zurück bin, werde ich . . .
    »Okowan?« Eine hoch gewachsene Gestalt löste sich aus der Masse der Vorbeiziehenden und humpelte auf den fettleibigen Sohn des Freudenhausbesitzers zu. Wie alle Flüchtlinge trug sie einen zerrissenen, von Staub und Flecken beschmutzten Umhang und schäbiges Schuhwerk, das von den endlosen Sonnenläufen einer langen Wanderung kündete. Die Kapuze des vor Schmutz starrenden Umhangs verhüllte das Gesicht des Fremden, doch Okowan erkannte die Stimme sofort. »Asco-Ba...!«
    »Schweig!«, zischte der Magier warnend und deutete mit einem Kopfnicken auf den Posten der Stadtwache, der ganz in der Nähe stand. Dann hob er die Hand und bedeutete Okowan, ihm zu folgen. »Folge mir!«, flüsterte er und eilte auf eine schmale Gasse zu, die sich nahe der Festungsmauer zwischen zwei Häusern hindurchwand. Okowan kam der Aufforderung nach, hatte jedoch Mühe, den weit ausholenden Schritten des Magiers zu folgen.
    Die Sonne hatte die Wolken inzwischen fast gänzlich vertrieben und schien noch einmal kraftvoll von einem nahezu blauen Nachmittagshimmel. Die plötzliche Wärme und die ungewohnte Anstrengung machten Okowan heftig zu schaffen, und er war froh, als Asco-Bahrran im Schutz eines verlassenen Schuppens zwischen den Häusern anhielt.
    »Bist du von Sinnen?«, fuhr der Magier Okowan ärgerlich an, als dieser den Schuppen schnaubend und prustend erreichte. »Ich werde noch immer gesucht. Hast du das vergessen? Oder glaubst du, ich trage diese stinkenden Lumpen aus reinem Vergnügen?« Er hob die Hände und schob die Kapuze ein wenig zurück, damit er besser sehen konnte.
    »Verzeih, ich war in Gedanken und ...;•«
    »Ach, vergiss es.« Asco-Bahrran sprach wie jemand, der in großer Eile ist. »Ich komme in einer wichtigen Angelegenheit, die vermutlich ganz entscheidende Bedeutung für deine und meine Zukunft haben wird«, sagte er geheimnisvoll und blickte sich hastig um, als müsse er sich erst vergewissern, dass niemand das Gespräch belauschte, bevor er kaum hörbar weitersprach. »Ich habe mich mit den Kriegern vor den Toren verbündet.«
    Okowan entfuhr ein keuchender Laut, und er hielt sich hastig die Hand vor den Mund. »Mit den schwarzen Kriegern?«,

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