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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Tür.
    Glamouron blinzelte und öffnete mühsam die Augen. Er hatte keine Schmerzen, verspürte aber einen leichten Druck hinter der Stirn, als er versuchte, den Nebel zu vertreiben, der sein Gemüt einhüllte. Zunächst erkannte er nur verschwommene Umrisse, doch langsam klärte sich sein Blick. Was er sah, enttäuschte ihn.
     
     
     
     

 
7
     
    Er lag in einem kleinen Raum, der nur spärlich von einem rußenden Talglicht erhellt wurde. Die roh gezimmerten Holzwände waren kahl und schmucklos, und über ihm an der Decke bewegte ein leichter Luftstrom die Überreste von Spinnweben. Sah so der Ort aus, der den Elfen nach dem Tod verheißen wurde?
    »Glamouron.« Die vertraute Stimme war jetzt ganz nah. Der Elf versuchte den Kopf zu wenden, doch eine sanfte, warme Hand hielt ihn zurück. »Beweg dich nicht«, sagte die Frau. »Du bist verletzt und musst ruhen.«
    Glamouron seufzte und schloss ermattet die Augen. »Dann bin ich nicht tot?« Nur mit großer Anstrengung schaffte er es, die wenigen Worte auszusprechen. Lippen und Kehle waren ausgetrocknet und die Stimme brüchig. Er hörte ein schabendes Geräusch und fühlte, wie die Frau ihm einen tönernen Becher an die Lippen setzte.
    »Du lebst«, sagte sie leise. »Doch nun trink!« Wasser!
    Gierig hob der Nebelelf den Kopf, öffnete die Lippen und fühlte entzückt, wie ihm das köstliche Nass in den Mund lief. Mehr! Er schluckte und schluckte, hustete und schluckte wieder, und dann, viel zu früh, war der Becher fort. Glamouron wollte ihn zurückhaben, doch die warme Hand legte sich wieder auf seine Stirn und drückte ihn sanft, aber bestimmt auf das Lager zurück.
    »Mehr«, ächzte er. »Mehr Wasser!«
    »Später! Es ist nicht gut, so viel auf einmal zu trinken.«
    »Wer bist du?« Jetzt, da er getrunken hatte, fiel ihm auch das Reden leichter. »Wenn ich nicht tot bin, wo bin ich dann?«, fragte er matt. »Was ist geschehen? Wo ist Chiriga? Die Pfeile, die schwarzen Krieger, sie . . . sie haben auf uns geschossen. Wir sind in den Wald gestürzt, aber wie ... ?« Glamouron öffnete erneut die Augen, wandte das Gesicht der Frau zu und erschrak.
    »Naemy!«, stieß er fassungslos hervor. »Was tust du hier? Du bist doch in Numark geblieben und wolltest mit der Nachhut nach Nimrod kommen. Erst vor zwei Sonnenläufen haben wir uns voneinander verabschiedet, aber nun ...« Er runzelte die Stirn und musterte sie mit einem schwer zu deutenden Blick. »Du . . . du hast dich verändert«, stellte er verwundert fest. »Du wirkst viel älter und reifer als noch vor ein paar Sonnenläufen, als wärest du . . . « Er hob die Hand und fuhr mit dem Finger liebevoll über Naemys Wange. »Seltsam, diese kleinen Narben habe ich noch nie bei dir gesehen.«
    »Nur gemach, Glamouron!«, sagte Naemy lächelnd und strich dem Elfenkurier zärtlich über die Wange. Es gelang ihr kaum, die unbändige Freude und das Glücksgefühl über das unverhoffte Wiedersehen mit dem schmerzlich vermissten Geliebten zu verbergen, doch sie wusste, dass ihn solche Gefühle nur noch mehr verwirren würden, und tat, als hätte sie ihn wirklich vor zwei Sonnenläufen das letzte Mal gesehen.
    »Ich werde dir alle Fragen beantworten«, versprach sie, »doch zuvor zeige ich dir, was heute Nacht geschehen ist. Schließ die Augen.«
    Glamouron tat, wie ihm geheißen. Er wusste, was Naemy vorhatte, und entspannte sich, so gut es ging. Die enge Seelenverwandtschaft erlaubte es den Nebelelfen, Bilder von Ereignissen ohne Worte untereinander auszutauschen. Das Verfahren, den Gefährten mit Hilfe der eigenen Erinnerungen unmittelbar an dem Erlebten teilhaben zu lassen, wurde häufig angewandt, und so manche Legende war auf diese Weise über Generationen hinweg weitergegeben worden, ohne zu verblassen.
    Der Nebelelf spürte, wie Naemys Geist sein Bewusstsein berührte, und machte sich bereit, die Bilder zu empfangen.
    Gleich darauf sah er eine hellgraue Rauchsäule, die über den Wipfeln der Christalltannen aufstieg. In der windstillen Luft des frühen Abends erhob sie sich weit über die Baumkronen, bevor sie sich vor dem Hintergrund des locker bewölkten Himmels auflöste. Die nun folgenden Bilder zeigten ihm, wie Naemy durch den Wald auf das Feuer zueilte, und wenig später waren die flackernden Flammen eines Lagerfeuers auf einer Lichtung im Wald zu erkennen.
    Um das Feuer herum saßen mehr als zwei Dutzend hünenhafte und in schwarze Panzer gekleidete Krieger, die auf barbarische Weise rohe Fleischstücke

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