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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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ins Gras warf. Er ging noch einmal hinein,
wusch sich die Hände, und verließ dann, begleitet von dem immer
noch vor sich hin murrenden Cranston, das Haus. Sie gingen an der
Kirche vorbei.
    Zwei von Watkins Kindern standen
dort Wache, aber Athelstan sah zu seinem Schrecken, daß zahlreiche
Menschen sich versammelt hatten, die aufgeregt durcheinanderredeten
und auf die Kirchentür deuteten.
    »Was ist los mit diesen faulen
Halunken?« knurrte Cranston.
    »Das sag ich Euch später, Sir
John.«
    In der Schenke war es ruhig; die
Bewohner der häßlichen Gassen und engen Behausungen von Southwark
genossen anscheinend das schöne Wetter, entweder unten am Fluß oder
in ihren kleinen Gärten. Der einarmige ehemalige Pirat, dem die
Schenke gehörte, begrüßte Sir John wie einen lange vermißten Bruder
und ignorierte die finsteren Blicke und gemurmelten
Flüche.
    »Ale!« brüllte Cranston schließlich.
»Gutes, schweres Ale mit einer schönen
Krone! Nicht deine Themse-Brühe.« Er warf dem Burschen eine Münze
zu, die der geschickt auffing. »Und für dich, Bruder, einen Becher
verdünnten Wein?«
    »Nein, Sir John; heute ist
schließlich Sonntag. Ich trinke Ale wie Ihr; ich denke, ich werde
es brauchen.« Der Schankwirt hörte, was er sagte. Seine
Augenfältchen vertieften sich vor Freude über die Aussicht auf
weitere Kundschaft. »Aye, Pater«, sagte er, »wir haben die
Geschichte alle schon gehört. St. Erconwald wird
berühmt.«
    »Was für eine Geschichte?« fragte
Cranston leise, als sie unter dem Fenster Platz genommen hatten, wo
es Licht und eine leichte Brise gab.
    Athelstan holte tief Luft und
berichtete kurz, was wenige Stunden zuvor in der Kirche gefunden
worden war. Cranston hörte bis zum Ende zu. »Und was hältst du
davon, Mönch?«
    »Ordensbruder, Sir John. Vergeßt
nicht, ich bin ein Ordensbruder.«
    »Wen kümmert das?« kläffte der
Coroner. »Glaubst du, es sind die Überreste eines
Heiligen?«
    Athelstan wartete, bis der Wirt
ihnen das Ale gebracht hatte. »Nein, dazu ist die Kirche nicht alt
genug. Aber daß keine Unterlagen mehr da sind, ist natürlich nicht
hilfreich. Der letzte Pfarramtsinhaber hat sich mit allem, was er
tragen konnte, aus dem Staub gemacht. Vielleicht kennt Ihr ihn, Sir
John? William Fitzwolfe?«
    Cranston trank seinen Krug halb leer
und rieb sich die fleischige Nase. Athelstan beobachtete ihn
erwartungsvoll. Es gab keinen Schurken in London, über den Cranston
nichts wußte. Der Coroner pustete die Wangen auf. »Ah ja, ich
erinnere mich an den Dreckskerl. William Fitzwolfe, seines Amtes
enthoben und exkommuniziert. Seit fünf Jahren steht er auf der
Liste der Leute, mit denen ich gern ein Wörtchen reden würde. Der Bursche soll sich in der Stadt
versteckt halten.«
    »Ich brauche die Chroniken der
Kirche«, sagte Athelstan. »Ich muß wissen, was dort vorher stand
und wann der Altarraum mit Steinplatten ausgelegt
wurde.«
    »Dabei kann ich dir helfen«, sagte
Cranston. »Die Gemeindebehörden haben ihre eigenen Archive. Ich
werde einen Schreiber, der gerade nichts zu tun hat, ein bißchen
herumstöbern lassen; mal sehen, was er findet.«
    »Und Fitzwolfe?«
    »Nun, wenn er ein entlassener
Priester ist, der sich des Sakrilegs und jedes anderen Verbrechens
gegen die Gesetze schuldig gemacht hat, dann wird eine Belohnung
auf ihn ausgesetzt sein. Ich, mein geliebter Ordensbruder, werde
diese Belohnung erhöhen und meine Truppe von Informanten wissen
lassen, daß derjenige, der diesen Spitzbuben zur Strecke bringt,
meine Gunst gewinnt. Ich kenne diese Halunken besser als du; die
brauchen das.«
    »Sir John, Ihr seid sehr
großzügig.«
    »Quatsch! Du hast noch gar nicht
gefragt, weshalb ich gekommen bin.«
    »Wieder ein Mord?«
    »Nun, ja und nein.« Cranston grinste
boshaft. »Jetzt habe ich dich neugierig gemacht. Aber laß uns noch
mal zu deiner albernen kleinen Kirche zurückgehen, bevor ich dir
das Drum und Dran erzähle. Es wird bald dunkel, und ich möchte gern
einen Blick auf dein mysteriöses Skelett werfen.«

 
    DREI
    Langsam wanderten Athelstan und
Cranston zurück nach St. Erconwald. Die
Menschenmenge war immer noch da, aber eine
kurze, unverblümte Ansprache ihres Pfarrers ließ sie bald auseinandergehen; nur der schlaftrunkene Crim
stand noch Wache vor der Tür.
    »Die Arbeiter sind gleich fertig,
Pater.«
    »Gut«, sagte Athelstan. »Du kannst
dann gehen, Crim.« Er warf dem Jungen einen
Penny zu.
    Athelstan stöhnte auf, als er die
Kirche betrat und den Staub

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