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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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tausend
Kronen kosten - oder, wenn John von Gaunt Euch in die Finger
kriegt, Eure Integrität.«
    »Dann hilf mir, Bruder.« Cranston
leerte seinen Becher und stellte ihn dröhnend auf den
Tisch.
    Athelstan sah die Bangigkeit im
sonst so gutgelaunten Gesicht des Coroners. »Ich werde mein Bestes
tun.«
    Cranston wollte seinen Becher wieder
bis zum Rand füllen, doch dann besann er sich anders. Er wagte es
nicht. Er wollte nicht betrunken nach Hause kommen. Bis jetzt hatte
er die Angelegenheit geheimgehalten, nur er und Athelstan wußten
davon. Ob Lady Maude irgendwelche Gerüchte gehört hatte? »Ihr müßt
es ihr erzählen, Sir John«, sagte Athelstan leise, als habe er des
Coroners Gedanken gelesen. »Ihr müßt es Lady Maude
sagen.«
    »Aye, aber das ist es ja gerade.
Meine Frau weiß, daß ich Gaunt niemals um Hilfe bitten werde, aber
woher soll ich tausend Kronen nehmen? Von den Bankiers? Da werden
noch meine Urenkel die Zinsen zahlen müssen.« Athelstan beugte sich
vor und legte dem Coroner die Hand auf die dicke Faust.
    »Mut, Sir John. Denkt immer daran:
Wenn es ein Problem gibt, so diktiert die Logik, daß es auch eine
Lösung dazu geben muß.«
    Cranston erhob sich und griff nach
Bibermütze und Mantel.
    »Aye, Bruder. Ich werde mich nach
deiner Kirche erkundigen und nach dem Aufenthalt des geheiligten
Fitzwolfe.« Er scharrte mit den Füßen und spähte zu den
Deckenbalken hinauf.
    »Da ist noch etwas, nicht wahr,
Mylord Coroner?« Cranston plumpste wieder auf den Schemel. »Ja, das
stimmt. Ich hatte Besuch.«
    »Von wem?«
    »Von deinem Pater Prior.« Athelstan
starrte ihn verblüfft an.
    »Na ja …« Cranston leckte sich die
Lippen und schaute sehnsüchtig auf seinen Weinbecher. »Wie du
weißt, findet da eine Sitzung des Generalkapitels statt, bei der
die Schriften eines deiner Brüder erörtert werden
sollen.«
    »Ja. Bruder Henry von Winchester.
Warum?« Athelstans Stimme wurde höher. »Was hat das mit mir zu
tun?«
    »Gar nichts, aber - um es kurz zu
machen, Athelstan, in Blackfriars gehen seltsame Dinge vor sich.
Ein Mönch ist tot, und ein anderer namens Alcuin ist
verschwunden.«    
    »Alcuin!« hauchte Athelstan und sah
das asketische Gesicht seines Mitbruders vor sich. »Verschwunden,
Sir John? Alcuin war für das Klosterleben wie geschaffen. Ich
könnte mir nie vorstellen, daß er über die Klostermauer springt und
mit Hallo ins Fleischerviertel galoppiert, um sich dort mit einer
hübschen Dirne zu treffen.«   
    »Nun, er ist verschwunden, und Pater
Prior hat mich gebeten, die Sache zu untersuchen.« Cranston
schluckte heftig. »Am Mittwoch kommt er zu dir. Das heißt, wir
kommen beide. Ich nehme an, er will dich um Hilfe bitten.«
Athelstan schlug die Hände vors Gesicht. »O Gott!« betete er.
»Nicht das. Nicht wieder zurück nach Blackfriars und zur Politik
des Ordens.«
    Und dann fluchte er, murmelte jedes
schmutzige Wort, das er von Cranston gelernt hatte. Er war so
glücklich gewesen; da waren zwar seine üblichen Pflichten als
Cranstons Schreiber, aber nichts Ernstes, nicht seit jenen blutigen
Morden im Tower am letzten Weihnachtsfest. Er hatte sich in das
Studium der Sterne versenkt, in seine Plaudereien mit Bonaventura,
er hatte seinen Pfarrkindern geholfen und - vor allem - seine
geliebte Kirche renoviert. Und jetzt würde seine schwer errungene
friedliche Ruhe zerstört werden: von Sir John mit seinem Problem,
von Benedicta mit ihren Sorgen um ihren Ehemann, von dem Skelett in
der Kirche und vom Pater Prior, der seine Hilfe wollte. Er schaute
Cranston an.
    »Überall folgen mir Mord und
Totschlag«, flüsterte er, »sie schleppen sich hinter mir her wie
eine Bestie aus der Hölle.
    Einen Fehler habe ich begangen, Sir
John, und wie habe ich dafür bezahlt!«
    Cranston stand auf, stellte sich
neben ihn und klopfte ihm sanft auf die Schulter.
    »Du hast nichts Unrechtes getan,
Athelstan«, sagte er leise. »Du warst ein junger Mann, der in den
Krieg zog. Du hast deinen jüngeren Bruder mitgenommen. Es war
Gottes Wille, daß er fiel. Wenn dafür bezahlt werden mußte, so hast
du es getan. Jetzt gibt es einen neuen Francis, meinen Sohn und
dein Patenkind. Das Leben geht weiter, Bruder. Ich sehe dich
Mittwoch.«
    Cranston öffnete die Tür und
verschwand in der Abenddämmerung.
    Athelstan blieb sitzen und hörte,
wie er wegging. Dann ging er zum Fenster und starrte hinauf zum
dunklen Turm von St. Erconwald. Er atmete tief und versuchte, einen
klaren Kopf zu bekommen. Pater

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