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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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müßt. Es ist mein Opfer.
Wenn die Kirche es nicht will, gebt es den Armen.« D'Arques schloß
Athelstans Finger um das Geld. »Bitte, Pater, ich werde Euch keine
weiteren Ungelegenheiten machen. Margot«, rief er über die
Schulter, »wir haben diesen armen Priester lange genug
gestört.«
    Er ging davon. Seine Frau lächelte
Athelstan zu, berührte sanft seine Hand und schlüpfte lautlos zur
Tür hinaus, ihrem Mann hinterher.
    »Tja, Pater!« Watkin, der
Mistsammler, baute sich mit verschränkten Armen und gespreizten
Beinen vor seinem Pfarrer auf. »Tja, Pater«, wiederholte er, »nun
haben wir unser Wunder. Die Heilung ist der Beweis: Wir haben einen
Heiligen hier in St. Erconwald.«
    Athelstan sah, wie die Augen des
Mistsammlers beim Gedanken an den zu erwartenden Profit glitzerten.
»Wallfahrten werden stattfinden«, rief der Sakristan. »St.
Erconwald wird berühmt. Ihr könnt uns nicht hindern«, fügte er
trotzig hinzu. »Ihr kennt das Kirchenrecht. Das Kirchenschiff
gehört dem Volk. Dies ist unsere Kirche.« Er deutete mit dickem
Finger auf das Querschiff. »Das ist unser Sarg, unser Skelett und
unser Heiliger. Und wer anderer Meinung ist, kann sich gleich
verpissen.« Ein Beifallschor begrüßte seine Worte. Athelstan
schaute seine Gemeinde an. Wenn doch nur Benedicta da wäre, um die
Wogen zu glätten! Athelstan erkannte die gefährliche Mischung aus
religiösem Eifer und Profitgier, die in den anderen erwacht war.
Tab, der Kesselflicker, würde jetzt in seine Werkstatt gehen und
feine Amulette, Bildnisse und Kreuze zurechthämmern, und binnen
eines Tages würde er damit handeln. Der Tuchwalker Amasias würde
mit einem »E« bestickte Tücher feilbieten und behaupten, sie hätten
die Überreste des Heiligen berührt. Der Maler Huddle würde Skizzen
auf Pergament anfertigen. Pike würde seine Frau Brot und Zuckerwerk
backen lassen und in unheiliger Allianz mit Watkin den Pilgern und
Neugierigen einen Wegezoll abnehmen. Eine Woge des Bedauerns
durchströmte Athelstan, aber er sah ein, daß dies nicht die Zeit
für kühle Logik oder unverblümte Wahrheiten war.
    »Laßt mich darüber nachdenken«,
sagte er. Er richtete sich zu voller Höhe auf und sah sich unter
seinen Gemeindemitgliedern um. »Ihr Kindlein«, rief er und benutzte
die Anrede, mit der er sonst seine Predigten eröffnete. »Ich bitte
euch, seid achtsam und umsichtig. Gott wirkt Wunder. Dieser Tag ist
ein Wunder. Jeder von euch, einzigartig in sich selbst, ist ein
Wunder. Überstürzt nichts, denn diese Angelegenheit ist noch nicht
geklärt. Ich will mich nicht gegen euch stellen, aber überlegt
euch, was dies für euch und eure Gemeinde am Ende bedeutet. Ihr
seid gute Leute, aber ich glaube, ihr seid verblendet.«
    »Was ist mit dem Wunder?« schrie
Mugwort. »Was ist mit unserem Märtyrer?«
    Athelstan lächelte. »Wie der
Psalmist sagt, Mugwort: Wer kennt die Wege Gottes? Wir werden
sehen, wir werden sehen.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und
ließ sie stehen. In seinem Haus angekommen, stürzte er trotz der
frühen Stunde einen Becher Wein herunter, und zwar mit einer
Geschwindigkeit, für die ihn der Lord Coroner bewundert
hätte.

 
    VIER
    Am Montag nach dem Großen Wunder von
St. Erconwald saß Athelstans Ordensoberer, Pater Anselm, mit den
Mitgliedern des Generalkapitels in seinem Studierzimmer und fragte
sich, ob ein Meuchelmörder in Blackfriars sein Unwesen treibe.
Bruder Brunos Treppensturz in die Krypta und, merkwürdiger noch,
Bruder Alcuins Verschwinden rückten dies in den Bereich des
Möglichen - als gäbe es nicht schon genug Dinge, die den Verstand
strapazierten und den Körper ermüdeten.
    Er schaute seine Ordensbrüder an,
die an dem langen Holztisch versammelt waren: den hakennasigen,
scharfäugigen Großinquisitor William de Conches, den
glattgesichtigen, knabenhaften, aber blitzgescheiten Theologen
Henry von Manchester, Bruder Callixtus, den Bibliothekar mit den
langen, tintenbefleckten Fingern, der vom angestrengten Lesen in
Manuskripten und Büchern ganz schwache Augen hatte. Der magere,
eckige Bibliothekar fühlte sich offenbar unwohl, denn er zappelte
auf der Bank herum und trommelte mit den langen Fingern auf der
Tischplatte, als wäre er eigentlich lieber woanders. Neben ihm saß
Bruder Eugenius, kahlköpfig und mit einem Gesicht wie ein
Posaunenengel; seine gedrungene, rundliche Gestalt, seine
freundlichen Augen und sein lächelnder Mund ließen nicht vermuten,
daß er einen furchterregenden Ruf genoß: Er

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