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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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rappelte er sich
auf, wischte die Hände ab und klopfte sich
den Schmutz von der Kutte.
    »So etwas habe ich seit Jahren nicht
mehr gemacht, Sir John.« Grimmig schaute er zu dem abgebrochenen
Ast hinauf und dann auf Rogers Leichnam im Gras. »Wir können
beweisen, daß es Mord war, Sir John. Erstens: die Spuren der
Garotte. Der Mörder hat gehofft, daß die Schürfwunde der
Seilschlinge sie überdecken werde. Zweitens: Der Ast ist nicht tief
genug abgerieben; das bedeutet, daß Roger schon tot gewesen sein
muß, als er aufgehängt wurde. Und schließlich: Wenn Roger sich
selbst aufgehängt hätte, dann hätte er gezuckt und den Ast dabei
nicht nur aufgeschürft, sondern wahrscheinlich abgebrochen. Er ist
schwerer als ich, und es heißt, ein Gehängter kann bis zu einer
halben Stunde am Seil tanzen.« Athelstan kratzte sich am Kopf.
»Nein, Sir John - wie Ihr sagen würdet: ›Dieses arme Schwein‹ wurde
wahrscheinlich entweder gestern abend oder heute früh vor
Tagesanbruch hierher gerufen und mit der Garotte erwürgt.« Er
schwieg einen Augenblick lang. »Ihr seht das Problem, Mylord
Coroner?«
    Cranston blinzelte.
»Nein.«
    »Nun, Roger wurde ermordet; aber wie
konnte der Mörder mit einer Leiche auf den Baum klettern und das
Seil um den Ast knoten?«
    Cranston sah sich um und suchte
gründlich den Boden ab. »Tja, der Mörder hatte die Schlinge schon
vorbereitet. Roger wird erwürgt, er zieht die Leiche hoch, und die
Schlinge zieht sich um den Hals zu.«
    »Dann muß der Mörder aber sehr groß
gewesen sein.«
    »Nein.« Cranston ging unter den
Bäumen umher und kam bald mit einer robusten Holzkiste zurück; sie
war ungefähr einen Fuß hoch und einen Yard breit. Er stellte sie
genau an die Stelle, wo Rogers Leichnam gebaumelt hatte. Athelstan
lächelte. »Natürlich! Diese Kisten stehen überall im Obstgarten
herum. Die Brüder brauchen sie im Herbst, wenn das Obst geerntet
wird. Man muß nur hinaufsteigen, die Kiste wieder wegnehmen, und -
simsalabim! -, sieht es aus, als hätte Roger sich
aufgehängt.«
    »Und, wie du so gekonnt bewiesen
hast, mein lieber Ordensbruder, wäre der Ast wohl abgebrochen, wenn
Roger selbst darauf entlanggekrochen wäre, und seine Todeszuckungen
hätte er ganz sicher nicht ausgehalten.« Der Coroner blieb vor dem
Toten stehen. »Mord«, erklärte er, »durch eine oder mehrere
unbekannte Personen. Aber Gott will Gerechtigkeit, und der König
ebenfalls! Wir werden herausfinden, wer es war, und ich würde zu
gern wissen, warum er es getan hat.«
    »Weil Roger in der Kirche etwas
gesehen hat«, sagte Athelstan. »Er hat ja gesagt: ›Es hätten zwölf
sein müssen.‹ Was mag er damit wohl gemeint haben?«

 
    SIEBEN
    Athelstan und Cranston gingen zurück
ins Klostergebäude. Athelstan suchte den Prior auf und berichtete
in knappen Worten, was sie gefunden hatten und zu welchen
Schlußfolgerungen sie gekommen waren.
    Anselm wurde blaß, und Athelstan
sah, daß sein Prior dem Zusammenbruch nahe war.
    »Warum nur?« wisperte der Geistliche
heiser. »Warum so viele Tote?«
    »Sagt mir, Prior«, bat Cranston,
»was könnte Bruder Roger im Obstgarten gesucht haben?«
    »Er ging oft dorthin. Es war sein
Lieblingsplatz. Er sagte, er spreche gern mit den Bäumen.« Anselm
bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. »Roger war einfältig. Er
arbeitete in der Sakristei. Alcuin war streng, aber sehr gut zu
ihm. Roger hatte eigentlich nicht viel zu tun - ein bißchen putzen,
fegen und Blumen pflücken für die Kirche. Er war nicht gern in
geschlossenen Räumen. Er liebte die frische Luft, und ich ließ ihn
gewähren. Wenn die anderen Brüder sich morgens und abends zum
Lobgesang in der Kirche versammelten, ging Roger in den Obstgarten.
Der arme Kerl sagte, er fühle sich dort Gott näher als irgendwo
sonst.« Der Prior schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nun ist die
arme Seele bei Gott, und der Mörder stolziert sorglos umher wie ein
Gockel. Athelstan, was kannst du tun?«
    »Pater Prior, ich tue, was ich kann,
aber ich muß Euch um Erlaubnis bitten fortzugehen. Ich muß nach St.
Erconwald.« Er sah den Prior flehentlich an. »Ich komme noch heute
zurück. Ich muß nur sehen, daß alles in Ordnung ist.«
    »Ach ja, die berühmte Reliquie«,
antwortete Prior Anselm säuerlich. »Weiß Gott, weshalb du dich
darum noch kümmerst, Athelstan. Deine Pfarrkinder hören nicht auf
dich.« Er verzog das Gesicht. »Ja, ich habe die Neuigkeit gehört.
Der Ruhm deines mysteriösen Märtyrers verbreitet

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