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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Straßenhändler, die ihre Stände inzwischen mit
Firlefanz, Gürteln, Bechern, billigen Ringen, falschen Edelsteinen,
Schnallen, Rosenkränzen und kleinen Halsabschneidermessern
vollgepackt hatten. Auf anderen Ständen wurden Speisen angeboten,
dicke, glänzende Scheiben Fleisch und Fisch - manche davon frisch
aus dem Fluß, andere mindestens zwei Tage alt, so daß sie zum
Himmel stanken.
    Eine Schar Gassenjungen spielte mit
einem Ball zwischen den Ständen. Ein Beutelschneider auf der Suche
nach leichter Beute bemerkte Sir Johns Blick und floh wie eine
Ratte in einen Hauseingang. Am Pranger kurz vor der Brücke standen
zwei Wasserverkäufer und mußten sich leckende Eimer über die Köpfe
halten, die jeder Vorübergehende fallen durfte - zumeist mit den
schmutzigen Flüssigkeiten aus der Gosse oder den großen Pfützen von
Pferdepisse. Athelstan sah ein paar von seinen Gemeindemitgliedern:
Pike, den Grabenbauer, mit Queraxt und Hacke auf der Schulter, und
Watkin auf seinem Mistwagen, unterwegs zum Flußufer, den Karren
vollgeladen mit fauligem Abfall. Cecily, die Kurtisane, stand im
Eingang einer Taverne und verschwand sofort, als sie Athelstan
erblickte. Alle wirkten bedrückt und ziemlich ängstlich, und der
Ordensbruder war froh, daß er die Sache mit dem geheimnisvollen
Skelett morgen ein für allemal erledigen konnte. 
    Sie überquerten die Brücke in
lärmendem Gedränge. Cranston bahnte ihnen mit seiner Autorität den
Weg. Es ging die Bridge Street hinauf, durch Gracechurch, vorbei an
den prächtig bemalten Häusern der Bankiers in der Lombard Street
und weiter in die Poultry. Hier war die Luft dick von Federn und
dem Geruch von Geflügel, das ausgenommen wurde; das Fleisch wurde
in Wasser getaucht, die Innereien verbrannt oder auf großen,
offenen Feuern gebraten. Sogar Cranston hörte auf zu trinken und
hielt sich die Nase zu. Sie kamen in die Mercery, wo Buden und
Stände reicher ausgestattet und prächtiger waren; ihre Eigentümer
trugen kostspielige Mäntel und Hemden, Strümpfe und Stiefel.
Endlich erreichten sie Westchepe. Cranston warf sehnsüchtige Blicke
auf die Schenke »Zum Heiligen Lamm Gottes«, aber Athelstan war
entschlossen, seine Pflichten zu erfüllen und nach Southwark
zurückzukehren; er wollte sich gründlich mit einer Idee
beschäftigen, die ihm in Benedictas Haus gekommen war.
    Sie banden ihre Pferde an die Stange
vor St. Peter und betraten die muffig riechende, dunkle Kirche.
Eine Gruppe von nervös aussehenden Männern, angeführt von einem
Büttel, umstand einen Tisch am Eingang zum Mittelschiff; darauf lag
ein Toter, bedeckt mit einem braunen, fleckigen Leintuch. Die
Männer scharrten mit den Füßen und tuschelten unruhig miteinander,
als Sir John großspurig hereinkam.   
    »Ihr kommt spät!« quäkte der
rotgesichtige, fette Büttel. »Halt die Klappe!« dröhnte Cranston.
»Ich bin Richter des Königs, und meine Zeit gehört dem König. Also,
was haben wir hier?«
    Der eingeschüchterte Büttel schlug
das Tuch zurück. Cranston verzog das Gesicht, und Athelstan rümpfte
die Nase. Ein säuerlicher Geruch stieg von der Leiche des alten
Mannes auf.
    In seinem Schädel klaffte eine
schreckliche Wunde, und das grauweiße Haar war vom Blut dick und
schwarz verkrustet. »Er heißt John Bridport«, erklärte der Büttel.
»Er kam an einem Haus zwischen der Honey Lane und der Milk Street
vorbei.« Der Büttel deutete auf einen ängstlich blickenden Mann.
»Der da ist William de Chabham. Er hat eine Werkstatt im
Obergeschoß seines Hauses, aus der ein Holzbalken herausragte. Er
ist Sattler von Beruf und benutzt besagten Balken, um sein Leder
daran zu trocknen.« Der Büttel schaute Cranston nervös an. »Um es
kurz zu machen, Sir John: Der Balken war zu schwer beladen, geriet
ins Rutschen, fiel herab und zerschmetterte Bridport den
Schädel.«
    »Ein Unfall!« rief der bleiche
Sattler flehentlich. »Wo ist der Balken?« fragte Sir
John.   
    Der Büttel deutete auf einen dicken,
schweren Holzbalken unter dem Totentisch. Athelstan, der den Deckel
des Taufbrunnens als Schreibtisch benutzte, notierte sorgfältig
alle Einzelheiten auf einem Stück Pergament, das er Sir John später
aushändigen würde.
    »Bruder Athelstan!« Cranston
schnippte mit den Fingern. »Würdest du bitte das Opfer und den
Balken untersuchen?« Athelstan fluchte leise, befahl jedoch, den
Balken hervorzuziehen. Er untersuchte ihn und dann auch den Kopf
des Toten gründlich. »Und?« fragte Cranston.
    »Nun,

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