Die Sakristei Des Todes
sind?« bellte Cranston. »Bruno, Alcuin, Callixtus, Roger?
Ihr Blut besudelt die Erde und schreit zum Himmel um Rache.«
Anselms Blick wurde milder. »Sir John, Ihr habt recht, und ich gebe es zu. Ich habe Euch gebeten herzukommen.
Ich habe Athelstan um seine Hilfe gebeten, aber, bei Gott, ehrlich
gesagt, fange ich an, diese Entscheidung zu bereuen. Vielleicht ist
dies ein Geheimnis, das nicht gelöst werden kann. In der Bibel
steht geschrieben: ›Mein ist die Rache, spricht der Herr; ich will
vergelten.«‹ Müde hob er die Schultern. »Vielleicht sollten wir es
in den guten Händen des Herrn lassen.«
»Unsinn!« schnarrte Cranston. »Gott
wirkt durch uns in diesem Tal der Tränen! Wir sind Seine Augen,
Seine Nase, Sein Mund, Seine Füße!« Er baute sich vor der Gruppe
der Dominikaner auf. »Gerechtigkeit«, fuhr er fort, »muß nicht nur
geschehen, sondern man muß auch sehen, daß sie geschieht. Vier
Menschen sind ermordet worden. Oh, aye, Pater Prior, sie mögen
Dominikaner gewesen sein, aber sie waren auch Engländer und
Untertanen der Krone.« Er stieß sich mit dem Finger vor die Brust.
»Und diese Angelegenheit wird erledigt sein, wenn ich sage, sie ist
erledigt.« Eugenius klatschte spöttisch in die Hände. »Eine hübsche
Rede, Sir John, aber ich bin nicht Euer Untertan. Meine Treue gilt
dem Generaloberen in Rom und dem Papst in Avignon. Von mir aus
könnt Ihr diese Angelegenheit untersuchen, bis die Hölle zufriert,
aber dann werde ich nicht mehr da sein.«
Cranston lächelte ihn zuckersüß an,
und Athelstan schloß die Augen.
»Hör mal zu, du kleiner Furz!« Der
Coroner trat einen Schritt näher und starrte hinunter in Eugenius'
braunes Gesicht. »Mir ist egal, wer du bist oder woher du kommst.
Du bist in England, du bist in meiner Stadt. Du kannst nach Dover
hinuntertraben, und da wirst du feststellen, daß du keine
Genehmigung hast, an Bord eines Schiffes zu gehen. In diesem Lande
ist das ein strafbares Vergehen!«
»Ihr droht uns, Sir John!« fauchte
William de Conches und zog Eugenius einen Schritt
zurück.
»Drohen?« Cranston sah ihn mit
gespieltem Erstaunen an und zog die Brauen hoch. »Habe ich gedroht?
Ich habe doch nicht gedroht, Meisterfolterer.«
»Ich bin Inquisitor.«
»Du bist ein verdammter Pickel am
Arsch«, fuhr Cranston fort. »Ihr zerbrecht die Körper der Menschen,
damit ihr an ihre Seelen herankommt. Ihr seid Dreckstücke, alle
beide.« Seine Hand fuhr zum Griff seines Dolches, und die beiden
Inquisitoren beschlossen, trotz der offensichtlichen Wut auf ihren
Gesichtern, daß Reden Silber, Schweigen aber Gold sei.
Cranston sah Anselm an, dann Bruder
Niall und Bruder Peter. Athelstan senkte stumm den Kopf; er wußte,
daß das Temperament des Coroners hitzig und unberechenbar war. Wenn
Sir John einmal in Fahrt gekommen war, sagte er jedem (mit Ausnahme
von Lady Maude), wohin er sich seine Meinung stecken könne. Pater
Anselm trat einen Schritt vor.
»Sir John« - er sah den Coroner
demütig an -, »in gewissem Sinn habt Ihr recht.« Er wandte sich um
und schaute seine Mitbrüder an. »Vier unserer Brüder sind tot.
Mylord Coroner, Bruder Athelstan, laßt uns einen Kompromiß
schließen. Wenn die Angelegenheit nicht bis Samstag abend erledigt,
wenn das Geheimnis bis dahin nicht aufgeklärt ist, dann steht uns
frei, zu tun, was wir wollen.«
Athelstan ergriff rasch das Wort,
bevor Cranston eine schlimme Situation noch schlimmer machen
konnte. »Pater Prior, wir sind einverstanden. Nicht wahr, Sir
John?«
»Am Arsch!«
Athelstan schenkte seinen Brüdern
ein unechtes Lächeln. »Mylord Coroner läßt sich immer gern
überzeugen.« Er rieb
sich die Augen. »Pater Prior, ich
danke Euch, daß Ihr gekommen seid.« Er öffnete die Tür. »Am besten
lassen wir alles so, wie wir es jetzt entschieden
haben.«
Als alle gegangen waren, ließ
Athelstan sich erschöpft auf einen Schemel fallen.
»Um der Liebe Gottes willen, Sir
John, müßt Ihr denn so unverblümt reden?«
»Mönch, um der Liebe Gottes willen
tue ich es ja.«
»Sir John, Ihr wart zu
schroff.«
»Leck mich am Arsch, Pfaffe!«
Cranston griff nach seinem wunderbaren Weinschlauch und stampfte
zur Treppe. »Sir John!«
»Was ist denn, braves
Brüderchen?«
»Danke, daß Ihr die Wahrheit gesagt
habt. Ihr seid ein guter Mann, Sir John.« Athelstan lächelte. »Gott
verzeihe mir, aber den Gesichtsausdruck dieser beiden Inquisitoren
werde ich nie vergessen. Wenn der Pater Prior seine Fassung
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