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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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nicht gerade am Hungertuch litten, war wahrscheinlich der Hauptgrund, dass Elisabeths Vater einer Verheiratung seiner Tochter mit Georg so hastig zugestimmt hatte. Dass die Familie Löwenstein keine zehn Heller mehr zusammenbrachte und außer ihrem wohlklingenden Titel nichts mehr besaß, wusste schließlich jeder im Land!
    »Daher kommt auch der kupferne Rehkopf über dem Portal - er ist eine Hommage unserer Familie an die Tiere, die das Salz gefunden haben …«
    Elisabeth schien von Dorotheas Geschichte beeindruckt zu sein. Ihre Wangen hatten sich etwas gerötet, was sie noch hübscher machte. »Und es hat nie jemand versucht, eurer Familie das Salz streitig zu machen?«
    Um Dorotheas Lippen spielte ein Lächeln, das jedoch ihre Augen nicht erreichte. »Versucht haben sie es schon …«

5
    Als Georg seine Schwester auf sich zukommen sah, wusste er nicht, ob er sich freuen oder verärgert sein sollte. Wie sollte er sich jemals in alles einarbeiten, wenn er immer wieder gestört wurde? Er strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und streckte seine Beine von sich wie nach einem langen Marsch durch unwegsames Gelände.
    »Bringst du mir etwa noch mehr Papierkram?« Er wies mit dem Kinn auf die Unterlagen in Dorotheas Hand.
    Ungefragt zog diese einen Stuhl heran und ließ sich ebenso lässig darauf fallen wie Georg. Die Geschwister grinsten. Von klein auf war dies eines ihrer wenigen gemeinsamen Rituale gewesen: Kaum hatte ihr jeweiliger Hauslehrer für einen Augenblick den Raum verlassen, hatten sie sich in liederlicher Manier auf ihre Stühle gelümmelt und Fratzen gezogen.
    »Und? Wie kommst du voran?« fragte Dorothea.
    »Mehr recht als schlecht«, seufzte Georg. Seit seiner Rückkehr aus Stuttgart hatte er es sich angewöhnt, die Stunden bis zum Mittagsmahl am Schreibtisch seines Vaters zu verbringen. Großzügig hatte Frederick von Graauw ihm sein eigenes Schreibzimmer angeboten. »Du wirst von nun an standesgemäß deinen Aufgaben nachgehen«, hatte er schulterklopfend festgestellt und war verschwunden, bevor Georg auch nur einen Ton dazu sagen konnte. Ihm wäre die kleinere Dienstkammer, die er bisher genutzt hatte, genauso recht gewesen. Es ging schließlich nicht darum, wo man seine Zeit verbrachte, sondern mit was! Doch genau daran haperte es im Augenblick. In seinem Kopf herrschte mindestens so ein Durcheinander wie auf seinem Schreibtisch. Er wusste nicht einmal, wie er seine Verwirrung und vielen Fragen Dorothea gegenüber in Worte kleiden sollte. Und ob überhaupt - wie würde er dabei dastehen? Statt dessen sagte er: »Hast du Elisabeth schon gesehen?« Seine Gesichtszüge verspannten sich bei der Nennung ihres Namens. Wenn er daran dachte, wie wenig er sich um sie kümmerte, bekam er ein schlechtes Gewissen. Von heute auf morgen für einen anderen Menschen verantwortlich zu sein, daran hatte er sich noch nicht gewöhnt.
    »Deine Elfe sitzt im Frühstückszimmer, im Nachtkleid, wie ich anmerken darf.« Dorothea klang gelangweilt.
    »Kannst du dich nicht ein wenig um sie kümmern? Elisabeth sagt zwar nichts, aber ich befürchte, dass sie den Trubel von Schloss Leutbronn ein wenig vermisst.«
    Dorothea lachte. »Dass es hier auf Gut Rehbach nicht so kurzweilig werden würde wie in Vaihingen, hat sie doch wohl gewusst, oder?«
    Georg verzog den Mund. »Darum geht es doch gar nicht. Natürlich hat sie das gewusst. Aber wie etwas schließlich ist, weiß man immer erst, wenn man mitten drinnen steckt.« Ging es ihm nicht ebenso? Schon bereute er, überhaupt etwas gesagt zu haben! Dorothea nahm immer alles so wörtlich! Dass sie sich einmal leichtem Geplänkel hingab, kam nur selten vor. In seiner zweijährigen Abwesenheit hatte Georg fast vergessen, wie verbissen seine Schwester sein konnte. Und wie wenig Humor sie hatte. Als sein Studienkollege Martin Richtvogel ihm gegenüber einmal angemerkt hatte, er fände es erstaunlich, dass Georg von allen Familienmitgliedern erzählte, nur von seiner Schwester nicht, war Georg erst aufgefallen, wie wenig er mit Dorothea gemeinsam hatte. Dabei war das schon immer so gewesen: Während er - kaum dass er lesen konnte - Buch für Buch aus der gut gefüllten Bibliothek verschlungen, von fremden Ländern, Abenteuern und einem aufregenden Leben geträumt hatte, war Dorothea auf ihren Kinderbeinen von Sudhaus zu Sudhaus gestapft. Während er auf Fredericks sanften Druck hin das Reiten und Jagen erlernt hatte, war Dorothea mit den Salinenkindern unterwegs

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