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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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fragte Elisabeth nach einer Weile.
    Dorothea schaute auf. Hatte sie das nicht schon vorher erklärt?
    »Ich …« - »Ich …«, fingen beide gleichzeitig zu reden an. Mit einer gnädigen Handbewegung wies Dorothea ihre Schwägerin an, weiterzureden. Elisabeth hatte sich inzwischen gesetzt und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Was ich gern wissen wollte: Wie kommt es eigentlich, dass die von Graauws eine eigene Saline besitzen? Ich dachte immer, das dürfe nur der Herzog oder die Städte und Klöster?«
    Du lieber Himmel! Wusste Elisabeth denn nicht einmal das über ihre neue Familie? Wollte sie nur höfliche Konversation treiben, oder hatte sie ehrliches Interesse an einer Antwort? Für ersteres hatte Dorothea nämlich weiß Gott keine Zeit! »Das ist eine lange Geschichte!« Sie warf einen prüfenden Blick zu Elisabeth, doch diese schien ganz Ohr zu sein. »Das kommt so. Die Saline Rehbach ist schon seit dreihundert Jahren in der Hand unserer Familie. Und du hast recht - im ganzen Land sind wir wirklich die einzige Familie, die eine Saline besitzt.« Der Stolz in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Aber wie kam’s dazu?« kam es fast ungeduldig von Elisabeth.
    Über was redeten Georg und seine Braut eigentlich miteinander? fragte sich Dorothea. Aber tief drinnen war sie hocherfreut, endlich wieder einmal einen Grund zu haben, über das zu reden, was ihr am wichtigsten war: die Saline. »Wie gesagt, dreihundert Jahre ist es her, dass der damalige Graf Eugen von Graauw-sein Bild hängt übrigens am äußersten Ende des Ganges zum Kaminzimmer - das Salz entdeckt hat. Durch puren Zufall, wie ich sagen möchte! Wie alle von Graauws war auch er ein leidenschaftlicher Jäger. Bei seinen Jagdausflügen konnte er beobachten, dass die Rehe sich immer an einer ganz bestimmten Stelle aufhielten, um dort aus einer Pfütze zu trinken. Eines Tages kostete er selbst das Wasser und stellte dabei fest, dass es salzig war. Danach ließ er auf eigene Rechnung einen Schacht graben und förderte bald danach die erste Sole.«
    »Aber - darf denn nicht nur der Landesherr allein nach Salz suchen?«
    Dorothea grinste. Soviel wusste ihre Schwägerin also! »Das stimmt schon. Aber der damalige Graf berief sich darauf, gar nicht nach Salz gesucht, sondern es durch puren Zufall gefunden zu haben! Von der Bohrung sagte er natürlich nichts, als er beim damaligen Herzog wegen der Salzrechte vorsprach. Jedenfalls…« Sie winkte ab. Sie durfte sich nicht in Details verlieren, soviel Zeit hatte sie heute nicht. Dabei hätte sie Stunden erzählen können! Von den langwierigen Verhandlungen, die ihr Vorfahre mit dem damaligen Landesherrn hatte führen müssen. Von dem Vertrag, der ein gutes Dutzend Mal nachgebessert worden war, bis er endlich die Zustimmung des Herzogs fand. Von Siederechten, die ein späterer, untüchtiger Vorfahr an seine Arbeiter verkauft hatte und die erst nach Generationen mit viel Mühe hatten zurückerworben werden können. Was noch gar nicht allzu viele Jahre zurücklag. Und davon, dass die Besitzverhältnisse der Saline dadurch zeitweise verworrener gewesen waren als bei den staatlichen Salinen. Und von vielen anderen Dingen, die sich Dorothea seit ihrer Kindheit immer wieder vom Vater hatte erzählen lassen. Wie Würmer hatte sie ihm die Geschichten aus der Nase gezogen, die er stets nur widerstrebend zum Besten gab. Heute aber blieb sie bei den notwendigsten Fakten. »Jedenfalls haben die beiden eine Art Kuhhandel abgeschlossen: Die von Graauws wurden als Besitzer der Saline eingeschrieben, mussten dafür jedoch einen horrenden Salzzins ans Land entrichten und außerdem für die Instandhaltung der Saline sorgen sowie sich um die Arbeiter und deren Renten kümmern. Zu Beginn sah es gar nicht so aus, als würde das weiße Gold unserer Familie wirklichen Wohlstand bringen - das Solewasser, das aus dem Schacht nach oben befördert wurde, wies nur einen geringen Salzgehalt auf. Zudem musste sich der Graf dauernd Spottreden der Leute anhören darüber, wieviel ertragreicher der große Solebrunnen von Hall war und wie wenig Sinn seine Bemühungen doch machten. Wo Hall das Salz doch im Überfluss hatte! Doch die Graauws waren schon damals für ihre Sturheit bekannt, und im Laufe der Zeit verbesserten sich nicht nur die Fördermethoden der Sole, sondern es wuchsen auch die Geschäftsbeziehungen unserer Familie zu Salzaufkäufern in ganz Europa. Und heute …« Sie zuckte mit den Schultern. Dass die Grafen von Graauw

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