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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ist der Grund dafür, dass du nicht abgezogen hast?« wollte er wissen.
    Hermanns Antwort bestand nur aus einem Brummen.
    »Wir haben alle nicht aufgepasst, und plötzlich waren die drei Stunden um«, entschuldigte sich Magda an seiner Stelle. Sie klang zerknirscht, dabei hatte sie mit Hermanns Missgeschick nichts zu tun. Doch wie die meisten war sie es leid, tagtäglich miterleben zu müssen, wie Hermann und Götz aneinander gerieten. Die Stimmung danach war meist wie vergiftet. »Gerade war der Salzmaier da - du hättest ihn eigentlich noch sehen müssen - und hat uns die frohe Botschaft überbracht!« Sie stopfte einen ihrer Zöpfe zurück unter die Kappe, die an manchen Stellen dunkel vom Schweiß war. »Das können die doch nicht machen, oder?« Sie klang so ungläubig, als hätte ihr jemand erzählt, Weihnachten fiele in diesem Jahr mitten in den Sommer.
    »Wer will die Feier verbieten, und warum?«
    »Na, der junge Herr! Der Georg!« Hermann verdrehte die Augen. »Jetzt bist du aber begriffsstutzig!« Ellen legte besänftigend eine Hand auf den Arm ihres Mannes, doch der schüttelte sie ab wie eine Fliege.
    »Warum hat er nicht gesagt. Als ob uns einer seine Gründe erklären würde…« Magda seufzte. »Unser schönstes Fest! Der Tanz, die Musik, das Hexenfeuer …«
    »… und mitten drin die Adelsblas’!« Hermann spuckte vor sich auf den Boden.
    Josef schaute erschrocken zur Tür. Wenn das nun einer von denen gehört hätte!
    Ungerührt fuhr Hermann fort: »Wahrscheinlich ist sich der junge Graf zu fein dafür, mit uns zu feiern.« Er machte eine abfällige Handbewegung. »Dann feiern wir eben ohne die Bagage. Verbieten können sie uns das Fest nicht! Was wir in unserer freien Zeit machen, ist doch unsere Sache!«
    »Welche freie Zeit? Hast du vergessen, dass wir die nächsten zwei Monate im Zweiwochentakt sieden?« sagte Götz und klang dabei selbst in seinen Ohren wenig überzeugend. Die Sonnwendfeier fiel seit Jahr und Tag in die anstrengendste Zeit des Siedejahres, die Verlängerung der Siededauer von einer auf zwei Wochen konnte also nicht der alleinige Grund für das Verbot sein.
    »Na und? Auch wenn’s die Graauws nicht gern sehen: Von Samstagmittag bis Sonntagfrüh ist immer noch frei!«
    »Hermann hat recht!« pflichtete Marga ihm bei. »Dann können sie uns die Sonnwendfeier also doch nicht verbieten!« Sie grinste, hob den Rock und deutete mit ihren Füßen ein paar Tanzschritte an.
    Ihre Augen forderten Götz zum Mitmachen heraus. Kleine Funken sprühten in seine Richtung.
    »Da war ich mir nicht so sicher!« Götz blickte von einem zum andern. »Wisst ihr nicht mehr, was letztes Jahr nach der Sonnwendfeier los war?« Sein Blick blieb an Hermann kleben.
    Hermann stellte sich dumm.
    »Da hat der Merkle im Vollsuff beim Befeuern der Pfanne geschlampt, und sie ist in der Mitte gesprungen!«
    »Aber das war doch nicht bei uns!« empörte sich Magda. »Das war doch im dritten Haus!«
    »Na und? Bei uns ging zwar keine Pfanne zu Bruch, dafür hat eine gewisse Person« - sein Blick wanderte bedeutungsvoll zu Richard hinüber - »vor lauter Trunkenheit vergessen, die Soleleitung zuzumachen, so dass wir alle bis zu den Knöcheln im Wasser standen. Statt Salz zu machen, durften wir den halben Sonntagvormittag putzen.«
    »Dafür haben wir am darauffolgenden Samstag länger gesiedet, von der Siedewoche hat am Ende kein Stündchen gefehlt!« Richard winkte ab. Wer wollte so eine alte Suppe nochmals aufgewärmt haben!
    »Und überhaupt«, fügte Hermann hinzu, »wir werden doch eh nur nach dem Salz bezahlt, das wir machen, und nicht nach den Stunden. Also möchte ich wissen, was sich die feinen Herrschaften aufzuregen haben.«
    »Genau! Wenn wir in unserer freien Zeit einen über den Durst trinken, dann brummt halt der Schädel auch am nächsten Tag noch«, grinste Josef. »Aber das ist dann höchstens unser Schaden!«
    Die andern lachten.
    Götz schwieg. Er ging zur Perstatt und hob mit einem Spatel einen Teil der Salzmasse hoch, um deren Feuchtigkeitsgehalt zu prüfen. Das Wasser tropfte nur noch spärlich in die bereitgestellten Wannen, doch zum Umfüllen in die Perkufen, in denen das Salz ins Trockenlager gebracht wurde, war es noch zu früh. Magda und die andern Weiber hatten noch einen Augenblick Zeit, bevor sie mit ihrer Arbeit an der Reihe waren.
    »Kannst du nicht mit dem jungen Grafen reden?« Magdas blaue Augen flehten ihn an. »Dir fallen die richtigen Worte leichter als jedem von uns. Dir

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