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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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schien das herzhafte Lachen zu versteinern. Ihr Mund öffnete sich, doch es kam kein Ton heraus.
    Frederick gab seiner Tochter einen kleinen Schubs. »Was ist? Auf was wartest du? Soll der Bursche hier Wurzeln schlagen, bevor meine Tochter ihm die Ehre gibt?« Sein Spott hatte nichts Beißendes, sondern eher etwas Kameradschaftliches, als er Dorothea mit dem Bierkrug in der Hand anwies, aufzustehen. Wie von seidenen Fäden hochgezogen folgte sie seiner Aufforderung. Steif reichte sie dem Sudhausvorsteher die linke Hand, die dieser mit festem Griff packte.
    Dorothea konnte also tatsächlich rot werden! Amüsiert schaute Georg zu, wie seine Schwester von Rauber mehr auf die Tanzfläche gezogen als geführt wurde. Auch Frederick und Viola schienen sich auf Dorotheas Kosten zu belustigen. Georg hörte seinen Vater etwas wie »Fräulein Hochmut« sagen, woraufhin beide in Lachen ausbrachen.
    »Rosa!« Mit einem Ruck schob Elisabeth plötzlich ihren Stuhl nach hinten, stand auf und winkte quer durch den Raum. »Rosa! Hier bin ich!« Ihr aufgebauschter Rock schlug Georg ins Gesicht. Was sollte das? Verärgert schob er mit dem Ellenbogen die Stoffbahnen zur Seite, bevor er sich ebenfalls erhob, um den Grund für Elisabeths plötzliche Aufruhr zu erfahren.
    Im nächsten Moment hatte er das Gefühl, als führe ein Blitz durch seine Glieder.

23
    »Für einen Augenblick habe ich geglaubt, Sie würden mich wegschicken wie einen Lumpen.« Unbeschwert gestand Götz Dorothea seine Befürchtung ein. Seine Hand lag in Dorotheas Rücken, während sie sich mit den anderen Paaren im Takt zur Musik drehten. Nach den schnellen Klängen des ersten Tanzes spielten die Musiker nun ruhigere Weisen, was Götz nur recht war.
    »Und wenn’s so gewesen wäre? Du hättest nichts dagegen ausrichten können!« Dorothea reckte ihr Kinn nach oben. Ihre Augen schossen kleine Feuerpfeile auf ihn ab, die auf seinem Gesicht prickelten wie lauwarmes Solewasser. Er grinste, änderte unvermittelt ihre Tanzrichtung und ließ dabei seine Hand nach unten gleiten. Sofort versteifte sich Dorotheas Leib, doch sie entglitt weder seinem Griff, noch kam die giftige Bemerkung, auf die er wartete. Götz grinste, während sie schweigend ihre Runden drehten.
    »Was grinst du so dämlich?« Dorotheas Kopf fuhr so abrupt hoch, dass sie an sein Kinn anstieß. »Verzeihung!« zischte sie und versuchte, sich aus Götz’ Umarmung zu befreien.
    Er lockerte seinen Griff und machte besänftigende Laute wie bei einem verschreckten Tier. Tatsächlich spürte er, dass sie sich etwas entspannte. Die Vorstellung, dass sie davonlaufen und er mit leeren Händen auf der Tanzfläche zurückbleiben könnte, hatte auf einmal etwas Beängstigendes an sich. Deshalb sagte er hastig: »Wäre es möglich, dass Sie in den nächsten Tagen einmal ins Sudhaus kommen? Es gäbe da etwas, was ich vorzuschlagen hätte, um die Pfannen besser zu schonen.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Da musst du schon mit Georg sprechen, nicht mit mir.«
    Götz stutzte. »Sollte das der Fall sein, dann musst sich aber einiges geändert haben!«
    Dorotheas Lachen klang bitter. »Es hat sich tatsächlich einiges verändert. Aber dir ist ja anscheinend nicht einmal aufgefallen, dass ich nicht mehr in die Saline komme«, sagte sie vorwurfsvoll.
    Was waren denn das für fremde Töne? Auf einmal wirkte Dorothea so empfindsam! »Und ob mir Ihre Abwesenheit aufgefallen ist!« entgegnete Götz. Dutzende Male war sein Blick zur Tür geflogen. Täglich hatte er mit ihrem Besuch gerechnet. »Natürlich habe ich mich gefragt, was los ist. Dass Dorothea von Graauw nichts mehr vom Salz wissen will, konnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Vielleicht, so dachte ich mir, nehmen die vielen Festlichkeiten sie einfach zu sehr in Anspruch …« Seine leicht spöttische Art gab nichts von seiner inneren Verunsicherung preis.
    Doch Dorothea ging nicht darauf ein. Er glaubte, statt dessen ein Seufzen zu hören. So fröhlich sie ausgesehen hatte, als er sie im Kreis ihrer Familie hatte sitzen sehen, so bedrückt war sie nun in seinen Armen. Er konnte sich nicht vorstellen, was ihren Stimmungsumschwung bewirkt hatte.
    »Was ist los?« fragte er sanft.
    Dorothea schüttelte fast unmerklich den Kopf. Die Finger ihrer linken Hand umklammerten seinen Arm, so dass ihre Knöchel weiß wurden. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war unergründlich. »Wenn’s nach Georg geht, wird es bald keine Pfannen mehr geben, die es zu schonen gilt. Und für

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