Die Salzbaronin
eine Stunde lang Spazierengehen.« Elisabeth kicherte. »Ich weiß zwar bis heute nicht, was ein Gang durch Violas Garten mit … meinem Problem« - hier wurde sie leiser - »zu tun hat, aber wenn Rosa davon überzeugt ist, dass es hilft? Ich tue jedenfalls alles, was sie mir rät, und ich musst sagen, ich fühle mich sehr wohl dabei.«
Georg hörte Elisabeths Wortschwall schweigend zu.
Die Nacht war so dunkel, dass er seine Gattin mehr neben sich fühlen als sehen konnte. Die seitlich des Weges in den Boden gerammten Fackeln spendeten nur in ihrem unmittelbaren Umkreis trübes Licht und verhinderten vielleicht, dass Betrunkene in die Gräben fielen - die Wege selbst erleuchteten sie jedoch nicht. Gott sei Dank. Die Dunkelheit war Georgs einziger Schutz.
»Hörst du mir überhaupt zu?« Elisabeth zog an seinem Ärmel, und er zuckte unangemessen heftig zusammen. In einer hilflosen Geste schlang er die Arme um sich. Er traute seiner Stimme nicht und brachte statt dessen nur ein Brummen heraus.
Mehr brauchte Elisabeth als Aufforderung nicht. »Rosa hat schon vielen Frauen zu einem Kind verholfen. Sie sagt, bei manchen würde es einfach etwas länger dauern, bis die Natur ihren Lauf nimmt.« Sie atmete tief aus. »Und ich habe schon geglaubt, ich sei zu dumm für die natürlichste Sache der Welt! Nun, noch ist es ja nicht so weit, aber ich bin schon jetzt guter Hoffnung - wenn auch nur im übertragenen Sinne.«
Georg wusste, dass nun eine Bemerkung seinerseits dringend angebracht war. Er spürte, wie Elisabeth mit angehaltenem Atem darauf wartete. Mit größter Selbstbeherrschung schob er das verführende Bild in seinem Kopf zur Seite. Selbst auf seiner Haut schien er das fremde Weib zu spüren, tausend kleine Nadelstiche liefen wellenartig seinen Rücken hinab, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. »Das ist sehr erfreulich«, sagte er endlich steif und ohne innere Beteiligung.
»Meinst du das wirklich?« Unsicherheit schwang in Elisabeths Stimme mit, doch gleich darauf redete sie unverdrossen weiter. »Rosa sagt, dass die enge Einschnürung meiner Mieder dazu geführt haben kann, dass …«
Ihre Worte verschwammen, bevor sie seine Ohren erreichten. Elisabeths Redefluss hörte nicht auf. Nun, da sie endlich frei war, über das große Ereignis in ihrem Leben - die Begegnung mit Rosa - zu reden, gab es kein Halten mehr. In ihrem Eifer, Georg all das Gute, zu dem Rosa in ihren Augen fähig war, mitzuteilen, konnte sie nicht mehr aufhören, zu erzählen.
Georg hörte ihre Lobpreisungen, hörte das ungewöhnlich Lebendige in ihrer Stimme, und doch drang nichts zu seinem Bewusstsein durch. Wie auch? Er war nicht trunken von Elisabeths Offenbarung, sondern von etwas völlig anderem.
Ihm war, als hätte jemand seine Lebensuhr just zu dem Zeitpunkt angehalten, als er Rosa zum ersten Male erblickte. Immer wieder trat der Moment vor sein inneres Auge.
Elisabeth, wie sie heftig winkte und nach Rosa rief.
Er, wie er sich ärgerlich erhob, um herauszufinden, wem seine Frau zurief.
Und dann Rosa.
Rosa, die zögernd näherkam, Zurückhaltung in jedem ihrer Schritte. Es war nicht nur ihre dunkle Schönheit, ihre nachtschwarzen Haare, die wie ein geheimnisvoller Vorhang ihr Gesicht einrahmten - er hatte noch nie eine Frau gesehen, die ihre Haare außer Haus offen trug -, nein, was ihn so aufgewühlt hatte und noch immer aufwühlte, war etwas anderes: Er kannte keine andere Frau, die eine so starke körperliche Ausstrahlung besaß. Allein wie sie roch! So würzig, so erdig - nach frischem Torf vielleicht und nach allerlei Kräutern. Und wie forsch ihre Brüste sich ihm entgegengereckt hatten. Was hätte er darum gegeben, sie im selben Moment berühren zu dürfen! Ob sie sich so prall anfühlten, wie sie aussahen? Unwillkürlich hatte sein Blick die anderen Männer im Raum gestreift. Doch kaum einer schien die Frau wahrzunehmen, sie lachten, tranken und tanzten mit ihren Weibern, als sei nichts geschehen. Ha! Die Erde hatte gebebt! Dann hatte Elisabeth ihm die Heilerin vorgestellt. Statt sie mit ein paar Worten zu begrüßen, hatte er sie nur dämlich angelächelt. Doch Rosa hatte sein Lächeln aufgefangen, es hatte sich auf ihrem ebenmäßigen Antlitz widergespiegelt, ungewohnt, fremd und doch glückselig.
»Wie hast du diese Rosa eigentlich kennengelernt?« Gehörte diese fremd klingende Stimme zu ihm?
»Durch Dorothea!« Elisabeth klang konsterniert, so, als müsste er längst über diese Information verfügen.
»Und
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