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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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an einem solch schwarzen Tag nicht beistand, fragte er sich wütend. Und wo warst du an diesem Tag?, flüsterte eine Stimme ihm giftig zu.
    Im nächsten Moment blieb er abrupt stehen. Hatte er da hinten, an der Wiesaz, nicht ein Glitzern wahrgenommen? Valentin kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Der Bach machte an dieser Stelle einen Knick, zwei Trauerweiden standen am gegenüberliegenden Ufer. Dazwischen befand sich eine Bank, ihre Sitzfläche war nach vielen Jahren silbrig verwittert. Hier traf sich an warmen Sommerabenden gern die Dorfjugend, vor allem zu den Zeiten, wenn die Eltern auf der Reise waren und das Leben für die Jungen unbeschwerter und freier war als sonst. Valentin wusste nicht, ob dieser Platz auch ein Treffpunkt von Helmut und Seraphine gewesen war. Sollte Seraphine aus Sentimentalität … Aber es war eisig kalt! Unmöglich, dass sie sich ausgerechnet dorthin verkrochen hatte. Dennoch suchten seine Augen die Umrisse der Bank ab, doch außer einem schwarzen Schatten war da nichts. Er ging ein Stück die Straße entlang, seinen Blick weiter auf das gegenüberliegende Bachufer gerichtet. Da! Eine Bewegung, fast unmerklich.
    Und im nächsten Moment ertönte eine Frauenstimme. Leise, sanft und unverwechselbar.
    Seraphine!
    Er rannte los.
    Sie saß tatsächlich auf der Bank. Ihr Kleid, über und über mit Spitze, Perlen und Bändern bestickt, hatte sie sorgsam über die Sitzfläche der Bank ausgebreitet. Das Mondlicht ließ den Stoff silbrig schimmern. In Seraphines Haar glitzerte es. Alles zusammen war von so überirdischer Schönheit, dass Valentin erschrocken zurückwich. Was war er für ein Tölpel! Wie konnte er sich auch nur für einen Moment einbilden, dass sich solch ein Mädchen irgendwann für ihn interessieren könnte! Obwohl er sich mit Frauenkleidern nicht besonders gut auskannte, ahnte er, wie viele Stunden Seraphine an diesem Kleid – ihrem Brautkleid – genäht haben musste. Stunden, in denen sie nichts anderes getan hatte, als an Helmut zu denken, sich nach einem anderen, einem besseren Leben zu sehnen. Und nun saß sie hier, einsam, aller Träume beraubt, und das Symbol für ewiges Glück war nicht mehr als ein zu dünner Fetzen Stoff.
    Als sie aufschaute und ihn am anderen Ufer stehen sah, lag kein Erschrecken in ihrem Blick, nicht einmal ein Erstaunen.
    »Heute ist mein Hochzeitstag, weißt du das?«, fragte sie mit fremder Stimme. Dann summte sie weiter, eine Weise, die Valentin nicht kannte.
    »Seraphine, um Himmels willen, was machst du hier? Willst du dir den Tod holen?« Mit einem Satz über den Bach war er bei ihr, schob ihr aufgebauschtes Kleid zur Seite, nahm sie in den Arm.
    »Du bist ja eiskalt, völlig durchgefroren! Sera, komm, lass uns gehen!« Er wollte sie hochziehen, doch sie wehrte sich und blieb sitzen. Ihr Blick hatte sich auf dem Wasser verfangen, wodas Spiegelbild des Mondes ein milchiges Oval darstellte. Sie lächelte.
    »Schau, wie wunderschön … Kennst du das? Wann immer etwas besonders schön ist, tut es im Herzen weh.«
    So ergeht es mir, wenn ich dich ansehe, war Valentin versucht zu sagen, aber er schwieg. Was sollte er nur tun? Wie sich verhalten? Seraphine war so seltsam … Nicht, dass er ihr dies zum Vorwurf machte, Gott bewahre, aber …
    »Bei ihr komme ich mir manchmal so einfältig vor« – die Worte seines Bruders fielen ihm ein. Während er auf eine Eingebung wartete, begann er zu verstehen, was Helmut damit meinte.
    »Der Mond, die Sterne – so viel Schönheit ausgerechnet in dieser Nacht, ist das nicht ein Geschenk?« Sie schaute Valentin an.
    » Du bist die Schönheit«, platzte er heraus. »Nicht dieser dumme Mond da! Schau, er ist nicht einmal mehr ganz rund!«
    Ihr Blick wanderte langsam in Richtung Himmel, es schien, als ziehe sie sich völlig in sich zurück, doch im nächsten Moment entspannte sich ihre Miene wieder.
    »Die Sonne und der Mond – das sind Helmut und ich. Wir gehören zusammen.«
    Valentin blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Einfältig.
    »So, wie die Sonne ohne den Mond nicht existieren kann, so, wie es ohne den Tag keine Nacht geben würde, so gehören wir zusammen. Für immer und ewig. Daran wird sich nichts ändern.« Ihr Kopf ging auf und ab wie bei einer alten Frau. Die kleinen Perlen, die sie in ihre Haare geflochten hatte, nickten im Takt mit.
    Verflucht, Helmut will dich nicht, er tanzt trunken vor Glückseligkeit mit Hannah durch den Saal – sie ist seine Sonne, nicht

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