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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Loses, das ihn ereilt hatte, fast in Tränen ausgebrochen war? Der sich nicht getraut hatte, seiner Jugendliebe Seraphine die Wahrheit zu sagen, der das klärende Gespräch Tag für Tag hinausgeschoben hatte?
    Und nun tanzte er so ausgelassen, dass die anderen Paare lachend von der Tanzfläche flüchteten, um sich vor Helmuts Ellenbogen und Hacken in Sicherheit zu bringen.
    Helmut ist froh, Seraphine los zu sein, schoss es Valentin durch den Kopf. Ihm fiel eine Bemerkung ein, die Helmutwährend der letzten Reise gemacht hatte. Es war ein weinseliger Abend gewesen, am Vorabend ihrer Ankunft in Gönningen. Valentin wusste nicht mehr genau, wie viele Flaschen Wein sie geleert hatten, doch die Zeche hatte ein empfindliches Loch in ihre Börse gerissen.
    »Weißt du, mit Seraphine ist es ziemlich anstrengend, sie … ach, ich kann es kaum erklären. In ihrer Gegenwart komme ich mir manchmal so … einfältig vor. Als erwarte sie etwas von mir, was ich ahnen sollte, wovon ich aber nicht den blassesten Schimmer habe, verstehst du?« Es kam selten vor, dass Helmut in dieser Art sprach. Meist gab es in seinem Leben keinerlei Probleme, und wenn, dann tat er alles, um sie zu ignorieren. An diesem Abend jedoch war er geradezu verzagt gewesen.
    Valentin hatte stumm genickt. Doch jedes Wort war wie ein Messerhieb, er hatte seinen Bruder gehasst wie jedes Mal, wenn er über Seraphine sprach. Sie ist einfach zu fein und zu gut für dich!, hätte er am liebsten entgegnet. Gleichzeitig verabscheute er sich ob seiner Eifersucht und seiner Missgunst.
    Aber diese Zeiten waren nun vorbei.
    Es gab keinen Grund mehr, Helmut zu hassen. Den eigenen Bruder …
    Valentin atmete tief durch. Spürte, dass sein Herz flatterte wie ein Vogel, der erste Flugübungen machte.
    Seraphine war frei.
    Es war an der Zeit, zu tun, was er tun musste.

14
    Sie war weder in der Küche bei ihrer Mutter noch in der winzigen Kammer hinten im Haus, wo ihr Bett und ein kleines Tischchen standen.
    »Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie hat … das Kleid … weg …« Else Schwarz schluchzte unablässig.
    Valentin verstand kein Wort. Auch nach nochmaligem Nachfragen brachte er nicht mehr aus der Frau heraus. Elses Kummer füllte die kleine Hütte so vollständig aus, dass kein Platz für klare Gedanken blieb.
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, drückte sie sanft und ging dann wieder nach draußen.
    Es war eine mondhelle Nacht, die Sterne hingen so tief, dass man fast Angst hatte, einer von ihnen könne herabfallen und auf der Eisschicht, die das Land wie ein Leintuch überzog, erlöschen.
    Wo sollte er suchen? Wohin mochte sich Seraphine geflüchtet haben? War sie weggelaufen, für immer? Hatte sie sich etwas angetan? Der Frost legte sich auf Valentins Haut, ließ seinen Verstand gefrieren, und eine Zeit lang war er zu keinem klaren Gedanken fähig. Er verfluchte sich und seine Trägheit, die ihn bis jetzt untätig bei der Hochzeitsfeier hatte verweilen lassen. Wenn Seraphine tatsächlich … Das würde er sich nie verzeihen!
    In Panik rannte er hinters Haus, stapfte durch den winzigen Gemüsegarten, ohne Rücksicht auf schlafende Beete, Rosenkohl und Beerensträucher. Nichts! Valentin versuchte, Ordnung in seinen Kopf zu bringen. Seit er den »Adler« verlassen hatte, war ihm furchtbar schwindlig. Warum hatte er so viel trinken müssen?
    Der »Adler« … Womöglich war sie zum »Adler« gegangen, starrte durch das Fenster, während ihr das Herz blutete vor lauter Einsamkeit? So etwas sähe Seraphine ähnlich … Valentin konnte sich vorstellen, wie sehr sie litt, auch wenn Helmut etwas von einem »recht vernünftigen Gespräch« mit ihr gefaselt hatte.
    In Riesenschritten rannte er durch die Gassen, rutschte aufdem eisigen Kopfsteinpflaster mehr als einmal aus. Doch auch beim »Adler« war weit und breit nichts von Seraphine zu sehen.
    Ich muss hinein, Hilfe holen, eine Suchaktion starten, schoss es ihm durch den Kopf, während sein Herz heftig pochte. Aber wen sollte er um Hilfe bitten? Alle waren in Feierlaune. Und was, wenn Seraphine lediglich bei einer Freundin war? Dann würde er mit seiner Hysterie nicht nur sich, sondern auch sie lächerlich machen. Doch genau genommen hatte Seraphine keine Freundinnen. Sie hatte … eigentlich niemanden.
    Valentin beschloss, zum Haus der Schwarz’ zurückzugehen und Else notfalls so lange zu schütteln, bis sie ihm klar und deutlich Rede und Antwort stand. Wie war es nur möglich, dass eine Mutter ihrer Tochter

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