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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Schneeflecken schmolzen zu immer kleineren Flächen zusammen. Trotz aller Mühe, die die Sonne noch dabei hatte, in dieHöhe zu klettern, wärmte sie doch schon die Luft und verlieh ihr einen Hauch Verheißung. Wie von Zauberhand zeigten sich auf den Obstbaumwiesen Abertausende von winzigen blauen Blümchen. Noch trieben die Apfel- und Birnbäume nicht aus, aber wenn man sie sich genauer anschaute, glaubte man den frischen Saft zu spüren, der durch ihre Adern floss. Hie und da zeigten sich die ersten Krokusse, und auch ein paar vorwitzige Osterglocken und Tulpen lugten schon zwischen dem alten, verfilzten Gras hervor. Jede Blüte erschien Hannah in diesem Frühjahr wie ein Wunder. Wie konnte es möglich sein, dass aus den verschrumpelten Zwiebeln, die sie in der Kernerschen Packstube gesehen hatte, solche Schönheiten wuchsen?
    Morgens wurde Hannah nun vom werbenden Gesang der Drosseln, Meisen und Finken geweckt. Und schließlich feierte sich der Frühling selbst: Die Forsythien blühten und verwandelten ganze Gärten in ein gelbes Feuer, die Luft roch süß nach jungem Gras und wilden Blumen. Hannah wurde immer unruhiger. Endlich, endlich war es so weit: Ostern war nicht mehr fern, und Helmut würde nach Hause kommen.
    Am Karfreitag klopfte es an der Tür.
    Hannah, die jede Stunde mit Helmuts Rückkehr rechnete, sprang so hastig von ihrem Platz auf der Küchenbank auf, dass ihr schwindlig wurde.
    In der Tür stieß sie fast mit Adolf Rausch zusammen.
    Hannah stieß einen kleinen Schrei aus. Was …
    Der Dorfbüttel starrte auf ihren Bauch, nahm dann verlegen die Kappe vom Kopf.
    »Ist Valentin noch nicht zurück?«
    Hannah schüttelte den Kopf. Ihr war, als würde die Angst ihr die Luft nehmen, und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    »Ist … etwas … passiert?«
    »Ja, nein, das heißt –«
    Hannah packte den Büttel an den Schultern. »Guter Mann, so rede doch!«
    Ärgerlich entwand sich Adolf ihrer Umklammerung. »Noch ein hysterisches Weib, das hat mir gerade gefehlt!« Er schnipste sich einen unsichtbaren Fussel von der Uniform, dann sagte er: »Ich muss zur Familie Schwarz. Friedhelm … seine Leiche wurde gefunden. Und das letzte Mal … die Else, nun ja, mit ihrem Geheule macht sie die Sache nur noch schlimmer. Also, ich dachte, es wäre vielleicht besser, wenn Valentin dabei wäre. Als Seraphines Verlobter und als männliche Stütze sozusagen. Aber nun muss es auch so gehen.« Er wandte sich ab. Hannah bekam ihn gerade noch am Ärmel zu fassen.
    »Seraphines Vater ist gefunden worden? Wo denn und von wem?«
    Adolf Rausch schüttelte den Kopf. »Eine verrückte Geschichte, gewiss!« Er trat einen Schritt näher, als wolle er sichergehen, dass seine Neuigkeiten nicht in falsche Ohren gerieten. Dabei war ihm anzusehen, dass er vor Mitteilungsdrang fast platzte.
    »Er lag nur ein paar Meilen von dem Dorf entfernt, in dem er zuletzt gesehen wurde, in der Erde verbuddelt wie ein toter Hund!«
    Hannah verzog das Gesicht. Hoffentlich wählte der Büttel andere Worte, wenn er der Witwe und der Tochter des Toten die Nachricht überbrachte …
    »Nur einen Steinwurf von der Straße weg. Und just an dieser Stelle – also, man glaubt es kaum – wuchsen dieses Jahr zum ersten Mal Osterglocken.« Adolf Rausch warf Hannah einen Beifall heischenden Blick zu.
    »Osterglocken«, wiederholte sie stirnrunzelnd. Wovon sprach der Mann?
    »Ja, Osterglocken! Das hat meine Schweizer Kollegen, diezufällig dort vorüberkamen, auch stutzig gemacht. Wie kommen die Osterglocken hierher?, haben sie sich gefragt.«
    »Ja, und wie kamen sie dorthin?«, zischte Hannah. Der Mann hätte mit seinem schauspielerischen Talent auf eine Bühne gehört!
    Adolf Rausch winkte Hannah noch näher zu sich heran. Dann flüsterte er: »Friedhelm hatte die Blumenzwiebeln in seiner Hosentasche. Gott weiß, warum.«
    »In seiner …« Das bedeutete, dass die Blumen direkt von der Leiche … Hannah schlug eine Hand vor den Mund. »Das ist ja furchtbar!«
    Rausch nickte wohlwollend – endlich schien das Weib die Tragik der Angelegenheit zu erfassen.
    Einen Moment lang schwiegen beide, in Gedanken in der Schweiz, wo eine Hand voll Blumenzwiebeln zur Aufklärung eines Verbrechens beigetragen hatte. Dann holte Hannah tief Luft.
    »Ich komme mit!«
    Sie nahm ihren Schal vom Garderobenhaken und legte ihn sich um.
    »Seraphine braucht jetzt jemanden, der ihr beisteht.«
    Verstohlen lauschte Hannah dem Läuten der Kirchenglocken. Schon so

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