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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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schrak zusammen. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass es einen Moment dauerte, bis sie sich an das Gewicht auf ihrem Schoß erinnerte.
    »Ich habe etwas für dich. Ein Geschenk.« Mit zittriger Hand legte sie das Paket auf den Tisch.
    »Für mich?«
    Sie nickte. »Mach’s doch auf.«
    »Ich weiß zwar nicht, womit ich ein Geschenk verdient habe, aber wenn du meinst …« Helmut zuckte verständnislos mit den Schultern.
    Mit angehaltenem Atem beobachtete Seraphine, wie er Seite für Seite umblätterte. Warum sagte er nichts? Gefiel es ihm etwa nicht?
    Schließlich legte er das Buch weg. »Es ist wunderschön. Und sehr gelungen …« Er biss sich auf die Lippen.
    »Aber …«, führte Seraphine seinen unausgesprochenen Satz weiter.
    »Aber was soll ich damit? Wenn du so etwas Schönes verschenken willst, dann solltest du es Valentin –«
    »Valentin, Valentin«, unterbrach Seraphine ihn barsch. »Er weiß doch so etwas gar nicht zu schätzen. Außerdem bist du der Ältere, du führst das Regiment bei euren Verkaufsgesprächen. Er sagt doch selbst, dass du der Gewieftere von euch beiden bist.«
    »Gerade deshalb solltest du ihm diese Hilfe anbieten«, sagte Helmut. Er hob die Hand, bevor Seraphine weitersprechen konnte. »Auf unserer nächsten Reise müssen wir beide unser Bestes geben, und was das Verkaufen angeht, ist er wirklich manchmal ein wenig zurückhaltend. Aber gerade das wird uns nicht sehr viel weiterbringen in Russl-« Er brach ab. »Ach, vergiss, was ich gesagt habe! Nimm das Buch und gib es deinem Mann!« Helmut wandte sich in Richtung Bücherregal und ergriff eine Aktenmappe.
    »Du redest nicht einmal mehr mit mir«, sagte Seraphine mit zittriger Stimme. So hatte sie sich das Ganze wahrhaftig nicht vorgestellt. Die ganze Arbeit, so viel Liebe, wurde nun ausgeschüttet wie schmutziges Wischwasser.
    »Ach Sera, so war das doch nicht gemeint. Es ist nur … Ach verdammt!« Er holte tief Luft. »Eigentlich haben Valentin und ich vereinbart, über unsere Pläne Stillschweigen zu bewahren. Aber vielleicht ist es ganz gut, wenn du Bescheid weißt.« Helmut schaute sie fragend an. Da sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass wir in diesem Jahr noch keine Pläne für den Jakobihandel gemacht haben.«
    Seraphine nickte, obwohl ihr noch nichts dergleichen aufgefallen war. Jakobihandel wurden die zusätzlichen Reisen genannt, die von den Gönningern alljährlich ab dem 25. Juli unternommen wurden, um getrocknete Birnen- und Apfelschnitze zu verkaufen. Seraphine bemühte sich zu verdrängen, dass ihrVater im Jahr zuvor sämtliche Gewinne aus diesem Handel verspielt hatte.
    »Nun, dieses Jahr fällt der Jakobihandel für uns aus. Valentin und ich haben beschlossen, die gesamte Ernte an Rudi Thumm zu schicken.«
    »Rudi Thumm? Aber … der lebt doch jetzt in Amerika!« Nun war Seraphine völlig verwirrt. Apfelschnitze auf eine so weite Reise zu schicken – lohnte sich das?
    Helmut nickte. »Richtig. Der gute Rudi, Valentins alter Freund, der vor drei Jahren nach Amerika ausgewandert ist. Es scheint ihm dort gut zu gehen. Er und Valentin stehen schon seit längerer Zeit in Briefkontakt, daher wissen wir ziemlich genau über alles Bescheid. Rudi ist fest davon überzeugt, dass sich unsere schwäbischen Apfelschnitze in seiner deutschen Gemeinde gut verkaufen lassen. Anfangs war ich skeptisch, Trockenobst auf eine so weite Reise zu schicken, das gebe ich zu. Aber die Kosten halten sich im Rahmen, und wenn wir alles in feste Holzkisten verpacken, müsste die Ware auf dem Transport sicher sein. Natürlich bringt dieser Versand eine Menge Papierkram mit sich, aber wenn’s sich lohnt?« Helmut zeigte auf einen Stapel mit Zoll- und anderen Ausfuhrformularen.
    Valentin schrieb sich mit einem Mann in Amerika? Seraphine widmete diesem Gedanken nur kurz ihre Aufmerksamkeit, denn im nächsten Moment wurde ihr die Tragweite von Helmuts Eröffnung klar.
    »Das heißt ja, dass ihr bis zum Herbst hier bleiben werdet! Aber … das ist ja wunderbar!« Spontan schlang sie die Arme um seinen Hals, küsste ihn auf die Wange. Was für eine schöne Überraschung! Und sie war die Erste, die davon erfuhr. Danke, Sternenfee, danke!
    Nur ungern rückte Seraphine wieder von Helmut ab.
    »Nun ja … das ist die eine Seite der Medaille.« Helmut zuckte mit den Schultern. »Die andere … Ich bin gespannt, obHannah und du die andere Seite auch so gut aufnehmen werdet. Die Sache ist die:

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