Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
Dinge offenbarte.
»Bitte denk daran, dass du dem Fürsten nicht deine wahre Mission enthüllst, zumindest jetzt noch nicht. Das würde den Lauf der Dinge nur unnötig komplizieren.«
Ich sah sie entgeistert an und merkte erst im Nachhinein, wie nahe ich dran gewesen war, Yoshinaka alles preiszugeben. Doch ich hatte mich unbewusst im Zaum gehalten und nur das Nötigste erzählt. Das sollte auch so bleiben, denn ich wollte mir nicht den Zorn von Enmas Diener zuziehen.
»Keine Sorge, wie du bemerkt hast, hatte ich nicht vor, ihm alles zu erzählen.«
»Eines Tages wirst du das tun«, sagte sie daraufhin und kicherte wieder wie die Fuchsfrau, die ich kannte. »Aber wenn der Tag kommt, werdet ihr ohnehin nicht mehr voneinander zu unterscheiden sein, einer wird wie der andere sein, niemals getrennt, niemals allein.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. Offenbar war das wieder eine ihrer seltsamen Prophezeiungen. Und diese hier war noch wirrer als die zuvor.
Doch ich sagte nur: »Hab Dank, liebe Freundin, und pass auf dich auf, dein Vorhaben ist nicht ungefährlich.«
»Deines aber auch nicht, Tomoe-chan. Und ich fürchte, dass dein unheimlicher Freund noch weitere gefährliche Dinge von dir verlangt. Aber blicken wir nicht weiter, als unsere Füße schreiten können, nicht wahr?«
31
Am nächsten Morgen stand der kleine Trupp bereit. Ich hörte die Soldaten munkeln, dass der Fürst sie persönlich anführen würde. Seit er sich mit Kanehira treffen wollte, hatte ich Yoshinaka nicht mehr gesehen. Deswegen war ich ein wenig in Sorge, denn der vermeintliche Verrat des Haushofmeisters saß mir ziemlich im Nacken.
Doch dann rief mich eine Dienerin zu ihrem Herrn.
Yoshinaka erwartete mich in voller Rüstung in der Eingangshalle des Palastes. Kanehira stand neben ihm. Als sich unsere Blicke begegneten, neigte er kurz den Kopf, während ich eine tiefe Verbeugung machte.
»Ich habe fünfzig meiner besten Krieger für die Mission gewonnen«, sagte Yoshinaka, als müsste er seine Truppen tatsächlich umständlich bitten.
Ich wollte mich schon darüber wundern, doch dann sah ich, dass es keine gewöhnlichen Soldaten waren. Diese Männer waren Samurai. Die besten Krieger, die ein Fürst um sich versammeln konnte.
»Seid bedankt, mein Fürst, das ist wirklich mehr, als ich erwartet hätte«, entgegnete ich.
»Es ist nur eine geringe Streitmacht, aber diese Männer werden alles tun, um das Leben unseres treuen Verbündeten zu retten.«
Geringe Streitmacht? Noch nie hatte ich so viele prachtvolle Rüstungen in einem Raum gesehen. Und nicht nur die Rüstungen waren eindrucksvoll. Die Mienen der Männer wirkten entschlossen, ihre Blicke mutig. Ich begriff, dass dies wirklich nicht irgendwelche Soldaten waren, auch nicht irgendwelche Samurai. Diese Männer waren die treuesten Gefolgsleute, die Yoshinaka hatte. Selbst wenn sie noch nie etwas von unserem Kloster gehört hatten, sie würden für Takeshi kämpfen, allein weil ihr Fürst es ihnen befahl.
Ich blickte zur Kitsune, die immer noch an meiner Seite war. Wir hatten ausgemacht, dass sie vorausreiten würde – jedenfalls scheinbar – , um die Tore des Klosters zu öffnen. Danach würde sie zum Palast zurückkehren, in Fuchsgestalt, um den Haushofmeister zu beobachten.
Während die Krieger nun aufbrachen, gewahrte ich Ryuchi in einer Ecke neben der Tür. Er stand dort in demütiger Haltung, als erwarte er weitere Befehle seines Herrn. Auf den ersten Blick war nichts an ihm auszusetzen. Doch dann erhob er sich und ich bemerkte seinen Blick.
Den Shuriken der Schattenkrieger hatte ich zwar nicht abbekommen, aber ich war sicher, dass er sich genauso anfühlen würde wie dieser Blick.
Es war richtig, dass die Kitsune ihn im Auge behielt.
Im Gefolge der anderen Krieger fühlte ich mich klein und unbedeutend. Diese Männer hatten schon so viele Schlachten geschlagen, sie hatten gewiss keine Angst vor irgendeinem Feind. Wären sie zur Stelle gewesen, als meine Familie in Bedrängnis geriet, wäre sie noch am Leben …
»Sag, Tomoe-chan, wie ist es dir in den letzten Wochen ergangen?«, fragte Kanehira, als er sein Pferd neben mich lenkte. Erst jetzt bemerkte ich, welch gute Figur er im Sattel machte.
»Es ehrt mich sehr, dass Ihr Euch Gedanken um mein Wohlergehen macht«, entgegnete ich mit einer leichten Verbeugung. »Wie Ihr seht, bin ich unverletzt, dafür umso mehr in Sorge um unseren Abt.«
Kanehira lachte auf. »Du redest fast schon wie eine Hofdame. Vergiss nicht, nun
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