Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
Waffenbruder tun könnte. »Der Preis war von vornherein zu hoch.«
Ich zögerte. Hatte ich das Falsche gesagt? Aber wie sollte ich Yoshinaka klarmachen, wofür er seine Leute in Gefahr bringen würde? Ich blickte zur Kitsune, doch sie hatte ihre Gedanken unter einem Lächeln verborgen. Ihr Blick, obwohl wachsam, wirkte ein wenig unbeteiligt, als würde sie eigenen Gedanken hinterherhängen.
»Wie hoch war der Preis denn? Magst du es mir verraten?«
Hiroshi hatte mich gewarnt, jemandem von meiner Mission zu erzählen. Doch Yoshinaka sollte unser Verbündeter werden – durfte man einen Verbündeten über etwas im Unklaren lassen?
Ich blickte erneut zur Kitsune und sah, dass sie trotz ihres entrückten Blicks zugehört hatte. Sie nickte mir leicht zu.
»Mein Fürst ist sicher vertraut mit den Insignien des Kaiserthrons«, begann ich, denn ich wollte nicht nachfragen, ob er davon wusste. Damit hätte ich ihn unweigerlich als unwissend dargestellt.
»Ja, das bin ich. Der Spiegel der Göttin, das Juwel des Wassers und das Schwert der Schlange.«
»Die Schattenkrieger verlangten von uns, dass wir den Spiegel der Göttin beschaffen. Und das haben wir auch getan.«
»Wie?« Großes Erstaunen trat auf das Gesicht des Fürsten, als er mich ansah. Vielleicht hatte auch er geglaubt, die Geschichten darum seien wirklich Legende und nicht wahr.
»Bitte fragt nicht, das kann ich Euch unmöglich erzählen. Aber wir haben den Spiegel, zumindest glauben wir, dass er echt ist. Mein Lehrmeister, der hinter der Entführung unseres Abtes die Taira vermutet, möchte den Spiegel nicht herausgeben, denn er fürchtet, dass damit Eurer Familie ein entscheidender Nachteil zugefügt wird. Und das möchte er auf jeden Fall verhindern.«
Wie gut, dass mir das Argument mit der Familie eingefallen war! Ich versuchte, die Freude darüber so gut wie möglich zu verschleiern, doch ich spürte, wie meine Mundwinkel zuckten.
Glücklicherweise schien Yoshinaka es nicht bemerkt zu haben.
»Ich kenne die alten Geschichten, in denen von den magischen Kräften der Insignien berichtet wird. Wenn man dem Glauben schenken kann, dann würde allein der Spiegel seinen Besitzern große Macht verleihen.«
»Und deshalb versteht Ihr sicher, dass wir den Spiegel nicht aus der Hand geben wollen. Dennoch müssen wir unseren Abt schnellstmöglich aus der Gewalt der Schattenkrieger befreien. Mein Lehrmeister hat dazu einige Überlegungen angestellt, doch um sie in die Tat umzusetzen, benötigt er Eure Hilfe.«
Yoshinaka nickte. »Ich habe mein Wort gegeben und werde es halten. Nur solltest du mir verraten, wie diese Hilfe aussehen könnte.«
»Hiroshi braucht ein paar Leute, die für die Sicherheit im Kloster sorgen. Mehr kann ich Euch noch nicht sagen, denn er schickte mich gleich los, nachdem er zu der Entscheidung, den Spiegel nicht aus der Hand geben zu wollen, gekommen war. Er wird es Euch viel besser darstellen können als ich.«
»Das glaube ich kaum, und außerdem bist du die angenehmere Gesprächspartnerin. Aber du hast recht, lassen wir ihn sprechen. Ich werde sogleich Kanehira benachrichtigen und dann die besten meiner Krieger versammeln. Es ist sicher im Sinne deines Lehrmeisters, wenn wir so früh wie möglich aufbrechen.«
Ich nickte, worauf er sich von uns verabschiedete und mit entschlossenen Schritten zum Palast zurückeilte.
Während der Fürst seinen Ziehbruder aufsuchte, setzte ich mich mit der Kitsune unter einen Kirschbaum, der im Frühjahr sicher wunderschön blühte.
»Ich hoffe, du bist mir nicht böse wegen des Namens, den ich dir gegeben habe«, begann ich, denn ich spürte ein wenig Bekümmertheit bei ihr.
»Nein, Maiko ist ein sehr schöner Name«, entgegnete sie. »Vielleicht behalte ich ihn auch und stelle mich in Zukunft so vor. Das macht das Gespräch mit den Menschen sicher etwas leichter.«
Sie schwieg und ihr Blick entrückte, aber nicht so wie bei gewöhnlichen Menschen. Ich bemerkte, dass ich auf einmal nicht mehr die Farbe ihrer Iris sah, sondern nur die Spiegelung der Blätter und der fernen Blumen. Das war sehr leichtsinnig, fand ich, denn so würde selbst ein Sterblicher, der nicht an Geister und Fuchsweiber glaubte, erkennen, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
»Bitte verzeih, dass ich so ungehobelt bin, doch gibt es etwas, das dich bedrückt? Ich habe schon auf dem Weg hierher bemerkt, dass du so schweigsam warst.«
Ich erwartete, dass die Kitsune nun wieder lächeln und ihre Sorgen hinter einem Kichern
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