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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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weiter«, knurrte er, worauf ich ihn ein wenig unverständig ansah. Trug er mir immer noch nach, dass ich ihn bei dem kleinen Kampf besiegt hatte? Ich wusste doch selbst, dass es pures Glück gewesen war!
    Dennoch hinderte mich etwas daran, ihm, wie es höflich gewesen wäre, recht zu geben.
    »Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe«, entgegnete ich, meinen Zorn mühsam im Zaum haltend. »Aber ich habe den Kampf nicht gesucht. Und du hättest an meiner Stelle doch auch alles getan, um nicht verletzt zu werden, oder?«
    Auf diese Worte hin grinste Taketsuna nur und wandte sich um. Als ich ihm nachsah, schien sich ein Stein auf meine Brust zu senken. Warum hasste er mich? Weil ich gewonnen hatte? Weil er es nicht vertragen konnte, dass die anderen Mönche über ihn gelacht hatten? Oder weil ich ein Mädchen war, das mit Arbeit dafür bezahlte, zu einer Kämpferin ausgebildet zu werden?
    Ich würde auf der Hut sein müssen vor seiner Vergeltung!
    Nachdem die Pferde in den Stallungen versorgt waren, führte mich Hiroshi zu meinem Quartier. Es befand sich in dem Gebäude, das auch die Übungsräume beherbergte. »Hier werden die Neulinge untergebracht«, erklärte mir Hiroshi. »Erwarte von deinem Quartier nicht allzu viel.«
    »Ich habe in einer Bauernhütte gelebt«, erklärte ich. »Und obwohl ich mein Zuhause geliebt habe, so war es uns nicht vergönnt gewesen, irgendwelche Annehmlichkeiten zu genießen. Eine Reismatte soll mir genügen.«
    Hiroshi betrachtete mich daraufhin einen Moment lang, als wollte er meine Aufrichtigkeit prüfen. Dann machte er vor einer der papierbespannten Türen halt und schob sie auf. Der Raum war sehr klein, und außer einer Tatami-Matte befand sich nichts darin. Dafür bot er einen guten Blick auf den vorderen Hof – den mit dem Brunnen. Wahrscheinlich würde mich dessen Melodie in den Schlaf begleiten.
    »Wir erwarten von dir, dass du diese Kammer sauber und ordentlich hältst, dich regelmäßig in deinen Gebeten übst und alle Aufgaben, die wir dir geben, ohne Murren erfüllst. Und es werden einige sein, das verspreche ich dir jetzt schon.«
    Am liebsten hätte ich geantwortet, dass ich es gewohnt sei zu arbeiten, doch ich nickte nur.
    »Gut, dann zieh dich jetzt um. In der Truhe findest du eine Matratze, die du zum Schlafen ausrollen kannst, eine Decke und einfache Kleider. Diese wirst du von nun an tragen und auch selbst ausbessern. Heute bleibst du erst einmal hier, bis ich dich zum Essen hole, ansonsten wirst du dreimal am Tag an unseren Gebeten teilnehmen. Außerdem erwarten wir von dir, dass du nicht von allein das Wort an jemanden richtest, es sei denn, du hast etwas Wichtiges zu sagen. Neben dir sind noch andere Schüler hier, du wirst mit ihnen außerhalb der Kampfübungen nicht sprechen.«
    All diese Regeln, die mir so fremdartig und einengend erschienen, ließen meine Wangen glühen. Ich nickte, fühlte mich aber gleichzeitig vollkommen überfordert von dieser neuen Welt, von der ich bisher nur aus den Geschichten meines Vaters gehört hatte.
    Als Hiroshi mich endlich allein ließ, erschien mir die Stille des Zimmers noch lauter als seine Worte zuvor. Ich ging nicht gleich zu der Truhe, sondern hockte mich zunächst vor das Fenster, von dem aus ich auf die bewaldeten Hänge oberhalb des Klosters blicken konnte.
    Mit dem beginnenden Abend kroch Nebel die Hänge herab, schon bald würde er alles verschluckt haben. Die Wolken färbten sich in einem kräftigen Purpurton, der das Gestein auf dem baumlosen Teil des Berges schwarz erscheinen ließ.
    Ich konnte mich an dieser Schönheit allerdings nur bedingt erfreuen, denn mein Herz war von einer seltsamen Schwere erfüllt.
    Es kam mir vor, als hätte ich die alte Tomoe, die keinen Mann gefunden hatte und eigentlich auch keinen finden wollte, am Fluss zurückgelassen, bis zu den Knien im Wasser stehend, die Hände nach einem Fisch ausgestreckt.
    Die neue Tomoe saß nun in einer Klosterkammer, war zur Dienerin geworden und hatte die Aussicht, eine Kämpferin zu werden. War es das, was Enmas Bote im Sinn gehabt hatte? Wollte das Totenreich, dass ich diesen Weg einschlug?
    Im Stillen hoffte ich, der schwarzen körperlosen Geistergestalt nie wieder zu begegnen, aber ich ahnte dunkel, dass das nur ein Wunsch bleiben würde.
    Kurz nach Einbruch der Dunkelheit und nachdem ich mich in meine neuen Gewänder gekleidet hatte – ein Untergewand und ein weißer, schmuckloser Kimono – , vernahm ich den Klang der großen Klosterglocke

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