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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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zum ersten Mal.
    Vater hatte mir einmal erzählt, dass die Glocke seines Klosters meilenweit zu hören war. Das musste so sein, damit die Götter sie hörten und wussten, dass ihre Mönche gerade dabei waren, ihre Gebete zu sprechen.
    Wenn es danach ging, so würden die Götter den Mönchen aus Enryakuji gewiss zuhören, denn das Echo der Glocke hallte noch lange von den Felsen wider.
    Obwohl ich nun ebenfalls zum Kloster gehörte, durfte ich an den Versammlungen der Mönche nicht teilnehmen. Stattdessen beobachtete ich sie vom Fenster aus, das ich ein wenig beiseitegeschoben hatte.
    Der Abend hier oben war rauer als unten im Tal, rasch biss mir die Kälte in die Wangen und brachte meine Zähne zum Klappern. Doch der Anblick entschädigte mich. Im Schein zahlreicher Fackeln schritten die Mönche in langer Reihe über die Brücke, unter der sich ein kleiner See staute, der wie ein schwarzer Spiegel wirkte.
    Als die Männer im Gebetshaus verschwunden waren, herrschte einen Moment Stille, dann begannen sie, in einem merkwürdigen Gleichklang die Gebete zu murmeln. Dabei verschmolzen die Stimmen zu einem sonderbaren untrennbaren Ganzen, sodass man nicht sagen konnte, welcher Ton zu welchem Mönch gehörte. Der Klang wirkte derart berauschend, dass ich die Augen schloss und in eine Art Meditation verfiel, aus der ich mich erst lösen konnte, als der Gesang abebbte.
    Später wurde ich von Hiroshi zum Essen geholt. Er brachte mich in den Gemeinschaftsraum, wo alle Mönche auf Reismatten knieten, selbst der Abt kniete auf einer einfachen Matte und trug ein schlichtes Gewand wie alle anderen. Mein Vater hatte immer berichtet, dass die Klostervorsteher hin und wieder ein paar Privilegien genossen, doch Takeshi schien das nicht zu wollen.
    Viele der Mönche, die ich auf dem Weg zu meinem Platz passierte, sah ich zum ersten Mal, denn wie der Abt es mir erklärt hatte, verließ nie die gesamte Mannschaft das Kloster. Neugierige Blicke trafen mich, doch niemand wagte es, den Kopf zum Nachbarn zu beugen und über mich zu reden. Unter den Mönchen entdeckte ich auch Taketsuna, doch der nahm keine Notiz von mir und betrachtete gelangweilt die Matte unter sich, als wollte er die Fasern zählen.
    Hiroshi schritt rasch weiter, bis wir schließlich an der Matte angekommen waren, auf der Takeshi kniete. Wir verneigten uns tief, und der Meister erlaubte Hiroshi nun, mich zu meinem Platz zu bringen.
    Meine Matte befand sich im hintersten Teil des Raumes, dort, wo auch andere Novizen knieten. Ich hielt sie zunächst für Mädchen, denn ihre Kleidung unterschied sich nicht von der meinen, außerdem hatte man ihnen die Augenbrauen abrasiert und die Haare entsprechend gesteckt. Umgekehrt hielten sie mich wohl für einen Jungen, denn ihre Blicke wirkten zwar neugierig, aber nicht verwundert.
    Wie alle bekam ich etwas Suppe und eine Schale Reis, die mir diesmal ausnahmsweise gebracht wurde. Eigentlich war es Brauch, dass die Pagen – nichts anderes waren diese Jungen, die wie Mädchen aussahen und meist adeligen Familien entstammten – ihre Lehrmeister bedienten, doch weil ich neu war und nicht vertraut mit den Sitten, bekam ich den Reis von einem der Jungen gereicht und brauchte Hiroshi noch nicht zu bedienen.
    Da die Jungen nicht mit mir sprachen, verlegte ich mich beim Essen darauf, die anderen Mönche zu beobachten und aufmerksam zu lauschen, wie sie sich gegenseitig ansprachen. Nach einer Weile erfuhr ich ein paar Namen und sogar, was der jeweilige Mönch tat.
    Satoshi, der Koch, schien ein recht lustiger Mensch zu sein, mit seinen geröteten Wangen strahlte er Wärme und Güte aus. Tenshi, der Schmied, war der stärkste Mann, den ich je gesehen hatte. Unser Dorf hatte auch einen Schmied, doch dessen Arme waren bestenfalls halb so muskulös wie die von Tenshi. Ich war sicher, dass er ein Hufeisen allein mit seinen Händen biegen konnte. Daisuke war der Stallmeister. Ihm unterstanden mehrere Burschen, die dafür sorgten, dass die grauen und schwarzen Pferde des Klosters stets gesund waren und gut im Futter standen, denn im Falle der Schlacht waren sie ebenso wichtig wie Waffen. Nobunaga, der Waffenmeister mit dem strengen Gesichtsausdruck, schien sich gut mit Tenshi zu verstehen, denn obwohl es anscheinend geboten war, die Stimme während der Mahlzeit nicht allzu sehr zu erheben, scherzten die beiden fröhlich miteinander.
    Nach der Mahlzeit begaben sich die Mönche erneut zum Gebet. Diesmal folgte auch ich ihnen in den schmucklosen,

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