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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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redete ich mir ein. Es gibt so viele Räuber, und angesichts der Taten, die sie am Fuß des Berges verübt hatten, hatten sie es nicht anders verdient, als von den Mönchen aufgespürt und bestraft zu werden.
    Als die Mönche fort waren, ging ich hinunter in die Küche.
    »Du kommst spät«, sagte Yoshi, der gerade das Feuer schürte.
    »Verzeiht, ich … « Gab es eine Entschuldigung dafür?
    »Ach, egal, mach dich an die Arbeit. Und träum zwischendurch nicht, ich möchte keinen Ärger mit Hiroshi bekommen, wenn du dir in meiner Küche die Finger versengst.«
    Sagte er »meine Küche«?
    Es wäre unhöflich gewesen, darauf hinzuweisen, dass es Satoshis Küche war – oder besser noch, dass diese Küche zum Kloster gehörte. Yoshi war während Satoshis Abwesenheit hier der Herr, also gehorchte ich und trollte mich in die Ecke, um Wurzeln zu schälen.

8

    Täglich stieg ich den Berg hinauf zu der Pferdeweide, und mehr und mehr vertraute mir der Apfelschimmel. Einmal gelang es mir sogar, kurz seine Mähne zu berühren. Natürlich entzog er sich mir gleich wieder, doch der Anfang war gemacht. Seltsamerweise dachte ich aber weder beim Aufstieg noch beim Abstieg an das Pferd. Ich betrachtete meine Umgebung genau und fragte mich, worin genau die Gefahr bestünde, vor der Hiroshi mich gewarnt hatte.
    Diese Frage sorgte dafür, dass ich viele Nächte wach lag und über die vermeintlichen Gefahren nachdachte. Und tagsüber begleiteten mich die Gedanken wie mein Schatten. Ablenkung gab es nicht.
    Die Pflichten im Haus erforderten keine besondere Anstrengung. Taketsunas Abwesenheit ließ die Luft viel reiner wirken, denn auch er hatte mit seinen lauernden Blicken und dem spöttischen Grinsen dazu beigetragen, dass ich mich nicht gelangweilt hatte.
    Natürlich übte ich jeden Tag mit dem Bogen und der Naginata und natürlich auch die Sutren. Ich versuchte, mir Hiroshis Spott und seine scharfen Worte vorzustellen, wenn ich mich selbst bei einem Fehler ertappte. Doch es war nicht dasselbe.
    Eines Morgens, als ich mich wie immer kurz nach dem Erwachen vor das Fenster kniete und zu den Bergen aufschaute, beschloss ich, die Gegend in der Nähe der Pferdeweide zu erkunden. Was war schon dabei? Natürlich würde ich den Boden gründlich nach Fallen absuchen. Welche Gefahr konnte hier oben sonst lauern?
    Als meine Dienste in der Küche nicht mehr gebraucht wurden, nahm ich ein paar Salzklumpen und verließ dann das Kloster.
    Inzwischen war die Hitze auch auf dem Berg angekommen. Der Aufstieg zur Weide erschien mir mühseliger als sonst, aber durch meine Übungsstunden mit Hiroshi hatte ich an Kraft gewonnen. Und mein Körper war mittlerweile auch nicht mehr der eines halb verhungerten Bauernmädchens.
    Oben rief ich nach meinem Apfelschimmel. Ich hatte ihm inzwischen den Namen Akihiko gegeben, »Leuchtender Prinz«. Bereits bei meinem zweiten Besuch hatte ich herausgefunden, dass es kein zweites Pferd mit so hellem Fell in dieser Herde gab. Unter den anderen Pferden strahlte Akihiko stets wie ein Stern im Nebel. Seine Erscheinung war wahrhaft königlich!
    Es dauerte nicht lange, bis der Hengst erschien. Die Scheu vor mir hatte er so weit abgelegt, dass er sich gleich an die Felskante wagte, die sein unsichtbares Gatter war. An diesem Tag schnaubte er ungeduldig, als erwarte er etwas mehr als nur das übliche Streicheln. War das die Aufforderung, auf seinen Rücken zu klettern?
    Nein, das wagte ich in Abwesenheit meines Lehrmeisters nicht. Wenn Akihiko mich abwarf, stürzte ich womöglich in die Schlucht hinunter. Ich strich dem Apfelschimmel beruhigend über die Nase und gab ihm einen Salzbrocken mehr als sonst.
    Dann setzte ich mich auf einen Stein neben der Pferdeweide. Während ich wieder darüber zu sinnieren begann, warum es außerhalb des Weges gefährlich für mich sein sollte, stupste mich der Hengst immer wieder an der Schulter, als wollte er mich zu etwas auffordern. Sollte ich es wirklich versuchen, den Weg zu verlassen?
    Ich blickte mich um zu dem kleinen Wäldchen, das sich etwas oberhalb der Weide befand. Der Aufstieg war nicht so steil – dort in den Wald zu gehen konnte doch nicht gefährlich sein, oder?
    Nachdem ich Akihiko einen weiteren Salzbrocken gegeben und mich für heute von ihm verabschiedet hatte, stapfte ich über die Pferdeweide, nur beobachtet von den grauen und schwarzen Pferden, die alle misstrauisch Abstand hielten, denn sie bekamen ja nie Salz von mir. Der Boden hier war sehr eben, ich bezweifelte,

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