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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Gangstern fertig werden, weil Manny nur auf den einen mit der Skimaske scharf war und ihn unbedingt kriegen wollte, weshalb er auch so laut »Barf! Barf! Barf!« brüllte, daß man es in südlicher Richtung bestimmt noch bis zur Stadt Ensenada hören konnte.
    Es war ungewöhnlich dunkel, und sie liefen wie blind durch die Nacht. Loco fiel hin. Manny schrie vor Freude. Dann stolperte Manny und fiel so unglücklich hin, daß die Trommel seiner Kanone heraussprang. Manny ließ sie wieder einrasten und rannte weiter.
    »Barf! Barf! Barf!«
    Die Schreie bewirkten, daß Loco noch schneller rannte, direkt auf den Grenzzaun zu. Manny kam so nah an ihn heran, daß er ihn japsen hörte und riechen konnte. Loco stank nach Müll. Manny sah, daß in einem schwachen Mondstrahl ein Messer aufblitzte. Loco schaffte es, bis zum Loch im Grenzzaun zu kommen, und schlüpfte rasch hindurch, dunkel und geschmeidig wie Öl. Loco hatte die Republik Mexiko erreicht und verschwand im Gebüsch.
    Manny blieb auf seiner Seite des internationalen Grenzzaunes stehen und schrie: »Ich werde dich umlegen, du Arschloch! Beinahe hätt ich dich jetzt schon erwischt! Du hast noch einmal Glück gehabt, du Arschloch, beinahe hätt ich dich diesmal erwischt!«
    Dann guckte sich Manny seinen kurzläufigen Revolver näher an. Er fühlte sich merkwürdig an. Er nahm die Trommel heraus. Die Kugeln waren herausgefallen, als er hingefallen war. Die Waffe war leer.
    »Ich bin das große Arschloch«, sagte Manny hinterher. »Ich hab ihn wieder nicht gekriegt.«
    Die letzte Begegnung mit El Loco fand dann am 9. Juli statt, und es war ihr bis dahin unglaublichstes und schrecklichstes Erlebnis. Als sie's hinter sich hatten, wußten einige von ihnen kaum noch, wovor oder vor wem sie sich von nun an fürchten sollten. Es war der Abend, an dem Manny Lopez verschwand.
    Das Wetter war an diesem Tag sehr klar, abgesehen von einigen verstreuten Sommerwolken. Die Temperatur betrug vierundzwanzig Grad. Es war ein perfekter San-Diego-Tag. Im E-2-Canyon, etwa eine halbe Meile östlich des Grenzübergangs, gibt es zum Schutz der Touristen den drei Meter hohen Kettenzaun mit einer Stacheldrahtkrone. Natürlich ist der Grenzzaun ein kurzes Stück weiter östlich zu Ende, und auch da, wo er steht, läßt er sich lächerlich leicht überwinden. Aber wie auch immer, er ist nun mal da.
    Auf der Südseite der Grenze verläuft parallel zu ihr eine unbefestigte, schmutzige Straße von Ost nach West, die direkt zum hinteren Teil eines Rangierbahnhofs dicht beim Grenzübergang führt. Der Canyon selbst verläuft von Norden nach Süden, und auf seinem Grund liegt ein seichtes Gewässer, in das, um bei zuviel Regen das überschüssige Wasser abzuleiten, eine ungefähr ein Meter dicke Metallröhre mündet, die auf nördlicher Seite teilweise durch Steinbrocken und Felsen und anderen Schutt verstopft ist. Diese Drainageröhre kreuzt unterirdisch die Grenzlinie in Richtung Süden, um letztlich in einem Wasserlauf beziehungsweise einer Rinne zu enden, in der ebenfalls jede Menge Steine, Felsen, Autoreifen, kaputte Flaschen und Bierbüchsen liegen. Die internationale Grenzlinie befindet sich, wie die Landvermesser festgestellt haben, genau anderthalb Meter südlich des Südendes der Drainageröhre aus Metall. Die Berge steigen steil an, und oben stehen die von Kerosinlampen erleuchteten Hütten, in denen sowohl die armen Leute aus Tijuana wohnen, die ihr Geld überall da zu verdienen versuchen, wo sich eine Gelegenheit bietet, als auch die in den amerikanischen Canyons anzutreffenden Schmuggler, Heroinsüchtigen und Gangster.
    Daß die Landvermesser den Grenzverlauf so genau markiert hatten, war vor allem deshalb wichtig, weil Manny Lopez, der den Befehl hatte, sich nie auf das Gebiet südlich der imaginären Linie vorzuwagen, dadurch immer genau wußte, wo er und seine Leute sich befanden. Niemand konnte ernsthaft daran interessiert sein, die Regierung eines Staates zu provozieren, der bei den Banken der Vereinigten Staaten Schulden in Milliarden-Dollar-Höhe hatte und derzeit durch die irrsinnigen mexikanischen Ölfunde in der Lage sein mochte, die Anleihen zurückzuzahlen.
    Die Barfer waren zu einem Fischzug ausgerückt, auf dem sie ausschließlich das erklärte Ziel hatten, diesen einen Großen endlich zu erwischen. Durch einen Bericht von fünfzehn Grenzgängern hatten sie erfahren, daß die Leute von einer Gang beraubt worden waren, deren Führer eine Skimaske getragen hatte und

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