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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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in diesem Abwasserkanal die Barfer momentan waren. Es war durchaus möglich, daß sich die Kollegen auf der falschen Seite der Linie befanden, weil der Zaun die tatsächliche Grenzlinie nur verdammt schlecht markierte. Außerdem spielten ein paar Zentimeter sicher keine Rolle, falls hier einige judiciales herumstreichen und im Schutz der Dunkelheit plötzlich angreifen würden, weil sie sich sagen mußten, daß echte Pollos kaum so lange am Grenzzaun herumlungern würden, eine Sache, die schon Chuey Hernandez an dem Abend aufgefallen war, an dem er nachgeguckt hatte.
    Ausgerechnet in dem Moment kam buchstäblich aus dem Nichts ein Hubschrauber der Border Patrol angedonnert und entdeckte, daß sich die Barfer in dem Kanal versteckt hatten. Die Mühle blieb über ihnen in der Luft stehen und strahlte sie mit einem Scheinwerfer an. Der Pilot gab ihnen über Megaphon spanische Kommandos. Er gab dieser kleinen Gruppe falscher Pollos den strikten Befehl, ihre Ärsche schleunigst wieder nach Mexiko zu verfügen.
    Manny Lopez jedoch befahl seinen Jungs, sitzen zu bleiben und versuchte vergeblich, über sein tragbares Funkgerät, das da draußen außerhalb seiner Reichweite nie funktionierte, mit irgend jemandem Kontakt aufzunehmen. Letztendlich wurden die beiden Border-Patrol-Leute in ihrem Hubschrauber deutlich ein bißchen gereizt, mehr noch als seinerzeit die Polizisten aus Tijuana, weil diese Pollogruppe weder wegrannte noch gehorchte. Diese Burschen blieben einfach sitzen, was außerordentlich seltsam war.
    Inzwischen waren Ken Kelly und Robbie Hurt nahezu verrückt geworden, weil wegen des Lärms, den der Border-Patrol-Hubschrauber machte, schon die Autos auf dem mexikanischen Highway anhielten und sie sich fragen mußten, was wohl passieren würde, wenn unter den Autos zufällig ein Polizeiwagen aus Tijuana sein sollte?
    Nachdem sich Ken Kelly und Robbie Hurt ebenfalls ohne jeden Erfolg verzweifelt Mühe gegeben hatten, über Funk durchzukommen, wurde dem Border-Patrol-Piloten die Sache anscheinend zu dumm, und deshalb stellte er die Sirene an und ging etwas tiefer.
    Ken Kelly war den Tränen nahe und schrie Sachen in das Gerät, die die Funkzentrale nie gutgeheißen hätte, und während er immer noch auf Antwort wartete, sah er mit einemmal, daß der Pilot noch blödsinniger reagierte als Chuey Hernandez an dem Abend, an dem er niedergeschossen worden war. Er ging im Sturzflug runter!
    Ken Kelly hielt den Atem an, weil er sicher war, daß sich der Hubschrauber im nächsten Moment unmittelbar über den Barfern in einen Feuerball verwandeln würde, aber dieser Pilot war sowohl ein Profi als auch ein guter Profi. Im übrigen war er nicht nur gut, sondern auch bescheuert. Er fing den Sturzflug unmittelbar über dem Erdboden ab und entfesselte einen Wirbelsturm aus Sand und Gebüsch und durch die Luft fliegenden Taranteln, und die Barfer lagen bloß noch auf dem Bauch und versuchten verzweifelt, ihre Augen und Gesichter und Waffen und Eier und was sonst nicht noch alles zu schützen, und Ken Kelly brüllte ohne jede Hoffnung ins Funkgerät: »Die rasieren uns gleich die Schwänze!«
    Gerade jetzt wurden die Türen eines auf dem Highway haltenden Wagens zugeschlagen, und Ken Kelly sah Phantome und glaubte hundertprozentig, daß es die judiciales wären. Mit Maschinenpistolen!
    Gott sei Dank waren nicht mal die Barfer so bekloppt, einen Hubschrauber der Border Patrol abzuschießen, und entweder kam der Pilot doch noch dahinter, wer diese verrückten Pollos wirklich waren, oder er bekam Order zu verschwinden. Er haute ganz plötzlich ab.
    Ken Kelly sagte: »Ich war absolut sicher, daß unsere Jungs auf der Stelle exekutiert worden wären, wenn die Leute da auf dem Highway judiciales gewesen wären. Die hätten bloß behauptet, sie hätten nicht gewußt, wen sie vor sich hatten, genau wie in Mission Impossible.«
    Sobald sie das dann hinter sich gebracht hatten, erklärten Mannys Truppen ihrem Anführer, daß es jetzt doch wohl höchste Zeit, ja sogar allerhöchste Zeit sei, sich mal wieder um den »geheimnisvollen Einbrecher in den südlichen Wohnvierteln« zu kümmern.
    In irgendeiner Gegend gab es immer irgendwelche Einbruchsserien, und damit sie hin und wieder mal aus den Canyons herauskamen, schrieben sie gelegentlich in ihre täglichen Tätigkeitsberichte, sie würden an einem solchen Fall arbeiten, nur um dann in die nächstbesten zivilen Wagen zu springen und auf schnellstem Weg in ein Schnellrestaurant

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