Die San-Diego-Mission
mich todsicher umgelegt«, protestierte Manny Lopez bei den Detectives, die die Untersuchung durchführten.
»Vielleicht ist er ja ein Räuber, aber das werden wir nie erfahren«, war die Antwort.
»Ich weiß«, erwiderte Manny Lopez, »daß der Mexikaner ein Gauner ist.«
Und je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich. In den Augen von Manny Lopez waren allerdings fast alle mexikanischen Gesetzeshüter Ganoven, die Hilfsbeamten wie die regulären. Sie waren Diebe und noch Schlimmeres. Manny Lopez fühlte sich immer öfter im Stich gelassen, und seltsamerweise heiterte ihn das mehr und mehr auf.
Eines Abends schrieb ein Lieutenant ein seltsames Akronym auf die Tafel. Ein aus den Anfangsbuchstaben aufeinanderfolgender Worte gebildetes Kurzwort: B.A.R.F.
Nach dem Sinn befragt sagte der Lieutenant: »Border Alien Robbery Force.« Gewissermaßen also: Kommando gegen Grenzgängerräuber.
Border Alien … BARF? Wollte der Mann sie verarschen? Wie sieht das denn bloß geschrieben aus? BARF? Scheiße! Sie nannten sich, viel romantischer, Task Force. Hau bloß ab mit diesem BARF-Scheiß.
Aber dann machten die Jungs, kurz nachdem Eddie Cervantes seinen ersten richtigen mexikanischen Gangster getroffen und ihm mit der Kanone die Zähne poliert hatte, eines Abends einen kleinen Ausflug ins nahe gelegene Nachtjackenviertel von San Ysidro, um sich auf den Marsch zur Smuggler's Gulch und zum Deadman's Canyon vorzubereiten. Wenn sie dort auch wohl kaum richtige Gangster antreffen würden, so hofften sie doch wenigstens auf ein paar leichte Festnahmen von Betrügern und Beutelschneidern, weil sie wie alle Staatsdiener durchaus mal das Bedürfnis hatten, vor die Tür zu gehen und ihre Existenzberechtigung nachzuweisen.
Es gab dort unzählige Betrüger, die der Unmenge der durchreisenden Pollos geeignete Fahrgelegenheiten anboten. Mancher davon war ein echter Dieb, Räuber und Frauenschänder, und die Grenzgänger hatten nie die Chance, dahin zu kommen, wohin sie wollten.
Bei diesem speziellen Ganoveneinsatz ging das Ensemble, zu dem als vierter Mann Joe Castillo gehörte, von der Eisenbahnbrücke aus nach San Ysidro, und dort standen die Beamten unvermittelt vor zwei Männern, die wie Grenzgängerführer aus Tijuana aussahen.
Einer der beiden hielt die vier Pollos an und fragte nach einer Zigarette. Manny Lopez holte ein unangebrochenes Päckchen mexikanischer Fiesta-Zigaretten hervor. Ein anderer bat um ein Streichholz. Manny Lopez holte ein neues mexikanisches Streichholzheftchen hervor.
»Von wo kommt ihr?« fragte einer der Männer, steckte sich die angebotene mexikanische Zigarette in die Tasche und zündete sich einen amerikanischen Glimmstengel aus seiner eigenen Packung an.
Von da an machte Manny Lopez mit sichtlichem Vergnügen von seinem schauspielerischen Talent Gebrauch, und statt die üblichen Herkunftsorte Tecate und Mexicali zu nennen, sagte er: »El Salvador. Wir haben die ganze Strecke von El Salvador nach Norden gemacht, durch Mexiko. In unserem Staat sieht es sehr schlecht aus.«
Dann sagte der Führer zu Joe Castillo, der etwa ebensogut Spanisch sprach wie Rosalynn Carter: »Habt ihr pisto dabei? Wir könnten euch nach Los Angeles bringen, für fünfzig Dollar pro Nase.«
Joe Castillo sagte darauf zwar nichts, machte jedoch eine Geste, als wolle er trinken, lachte nervös und schüttelte den Kopf, weil man unter pisto im Slang dieser Gegend einen Drink oder einen Trinker versteht.
Der Grenzführer meinte: »Ich will nichts trinken. Ich habe nach Geld gefragt. In El Salvador heißt pisto Geld. Ich glaube, ihr seid gar nicht aus El Salvador.«
Dann sagte der andere Führer zu Joe Castillo: »Nun sag mal was, Bruder. Laß mal hören, wie du redest.«
Aber Manny Lopez, der eine Laune wie Idi Amin hatte, fragte die Grenzführer: »Sabes que? Sabes que?« Was meint ihr da? Was ist da los?
Dann sagte er auf englisch: »Was meint ihr? Macht sie fertig!«
Und Sekunden später lagen die Ganoven platt auf dem Bauch und trugen Handschellen. Nachdem sie die beiden eingebuchtet hatten und es Zeit war, raus in die Canyons zu gehen, erzählten sie die Story, wie Joe Castillo »aus der Fassung gebracht worden war«, der ganzen Truppe.
Weil er noch ein Anfängercop war, nannte Joe Castillo seinen Sergeant noch nicht beim Vornamen. Er fragte: »Aber wieso kann ich denn wissen, Sarge, daß pisto in El Salvador was anderes heißt?«
»Verdammt!« sagte Manny Lopez, wobei sich seine Augenbraue zu
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