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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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einem halben Fragezeichen verzog. »Ich hab dir hundertmal gesagt, du sollst die Klappe halten und überhaupt nichts sagen. Laß mich reden.«
    »Aber ich hab nicht geredet, Sarge!«
    »Das ist wie in diesen alten Kriegsfilmen«, wurde dazu geäußert. »Da fragen sie die Gefangenen im Verhör, mit wem Betty Grable verheiratet ist und was Mickey Mouse für ne Freundin hat und all so was.«
    »Wer ist Betty Grable?« fragte man ihn, und daraufhin fiel Mannys neunundzwanzigjährige reptilartige Braue wieder nach unten, und er fühlte sich alt.
    »Wir brauchen ein Codewort, wenn wir meinen, es wär Zeit, sie einzumachen«, entschied Manny. »Wie wär's mit sabes que? Wenn ich mich zu diesen Arschlöchern umdreh und seh, daß die Sache für ne richtige Schlägerei reif ist, und dann einfach sag sabes que?«
    »Was heißt das genau?« fragte Robbie Hurt.
    »Was meint ihr, heißt das. Wißt ihr was? Also, nächstens heißt es sabes que?«, sagte Manny Lopez zu seinen Leuten. »Wenn ich sag sabes que?, macht euch fertig, weil's dann jeden Moment losgeht.«
    »Dann brauchen wir aber noch ein Codewort, wenn wir ziehen sollen oder so«, meinte man.
    Robbie Hurt fühlte sich außen vor, weil sie sich in ihrem winzigen Squadroom öfter auf spanisch als auf englisch unterhielten, was ihn immer mehr als Außenseiter abstempelte. Er sagte: »Wie wär's mit Barf?«
    »Barf?«
    »Ja, na sicher, Manny sagt sabes que?, wenn's gleich losgeht, und Barf!, wenn wir ihnen an die Figur gehen oder ziehen sollen.«
    »Barf?«
    »Barf!«
    Es war äußerst unromantisch, aber dabei blieb's. Barf! Sie entschlossen sich jedenfalls, es auszuprobieren. Und so hartnäckig sie sich für die Dauer ihrer Existenz auch Task Force nannten, so klar war es für ihre gesamte Umwelt, daß sie Barf waren. Also packten die Barfer ihre Sachen zusammen und brachen auf in die Canyons, und um ein Haar hätte nur wenig später einer von ihnen damit rechnen müssen, Weihnachten 1976 im Knast zu verbringen. Wegen zumindest fahrlässiger Tötung.
    Um neun Uhr abends marschierte das Ensemble dicht an der imaginären Linie entlang, auf deren nördlicher Seite. Sie näherten sich einem Canyon, den die Border Patrol E-2 nannte. Der E-2-Canyon lag ungefähr eine halbe Meile östlich der Grenzkontrollstelle. Ziemlich viele Gangsterbanden arbeiteten im E-2-Canyon und in den anderen Canyons, und die meisten ihrer Mitglieder wohnten in der Nähe ihrer Arbeitsstelle, in Colonia Libertad. An diesem denkwürdigen Abend trotteten Manny Lopez, Tony Puente, Eddie Cervantes und Carlos Chacon in der Finsternis gerade über einen besonders schlechten Weg, als ihnen zwei Männer entgegenkamen und sie sich schon in dem Glauben wiegen konnten, daß sie die zweite Festnahme des Abends erleben würden.
    Die beiden Männer blieben stehen, als sich Manny und seine Barfer zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit niederhockten. Sie wurden nach einer Zigarette und nach Feuer gefragt, und der Schauspieler Manny kramte die rollengerechten Zigaretten und Streichhölzer raus, die er von seinem rollenbewußten Department bekommen hatte. Und anschließend wurde ihnen angeboten, sie nach »Los« zu bringen, wie Los Angeles im Straßenjargon genannt wurde. Der Preis sollte hundert Dollar pro Person betragen.
    Als die Situation dann derart eindeutig war, daß die Gaunerei juristisch beweisbar zu sein schien, wollte Manny Lopez gerade sabes que? sagen. Da allerdings sagte einer der Männer, es gebe da noch ein paar andere Pollos, die mit demselben Lastwagen fahren sollten, und die müsse er noch benachrichtigen.
    Tony Puente glaubte in der Finsternis zu erkennen, daß die andere schattenhafte Gestalt irgendwas in der Hand hielt. Eddie Cervantes bot dem Mann eine Zigarette an. Der Mann näherte sich, steckte dabei was in die Tasche und griff mit derselben Hand nach der Zigarette.
    Das plötzliche Aufflackern eines Streichholzes. Ein hündisches Grinsen. Das Gesicht eines Schakals. Sie wurden allmählich nervös.
    Tony Puente hätte zu gern seine Brille aufgesetzt, vor allem, als der erste Führer mit drei weiteren Pollos zurückkam, die sich ihrer Grenzgängertruppe anschließen sollten. Allerdings gingen diese Leute gar nicht wie Pollos. Und sie fingen an, äußerst freundlich mit den Barfern zu schwatzen. Und sie mogelten sich, während ein kalter Wind aufkam, auf dem weiteren Weg unauffällig hinter die Cops, wobei sie dauernd davon redeten, die gemeinsame Fahrt nach Los Angeles würde sehr unkompliziert

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