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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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alle zu Beamten macht. Die Frauen werden in den Adelsstand erhoben, die Söhne werden zu Prinzen werden, die Erträge werden geteilt und auch die Felder ... «
    »Sun Bing war es also!« rief der junge Herr Wu freudig aus. »Kein Wunder, daß er mir bekannt vorkam, und mir zulächelte!«
    Nach dem Abendessen entzündete man am Fuß der Brücke ein Frühlingsfeuer, dessen Flammen den Abendhimmel rot erhellten. Die Leute sammelten sich voll enthusiastischer Neugier um das Feuer und warteten auf Sun Bings Kommen.
    In der Nähe des Feuers hatte man einen Tisch für acht Personen aufgestellt, auf dem ein Räuchergefäß mit drei Räucherstäbchen stand. Neben dem Räuchergefäß waren dort zwei Kerzenständer mit dicken Kerzen aus Schafsfett plaziert, deren Flammen vor der Kulisse der Nacht einen Tanz in zahlreichen geheimnisvollen Farben aufführten. Ein Knallen und Knacken begleitete das Züngeln der Flammen des Frühlingsfeuers, die den Fluß silbrig erhellten. Die Tür des Brotladens war noch immer fest verschlossen, und die Menge wurde langsam ungeduldig. Einige riefen laut: »Sun Bing, Sun Bing, ein paar Tage nur bist du fort gewesen und schon kennst du uns nicht mehr? Was soll die Heimlichtuerei, komm heraus und zeig uns die magischen Künste, die du gelernt hast.«
    Sixi steckte seinen Kopf aus der Tür des Ladens und sagte im Flüsterton: »Macht nicht solchen Krach, sie trinken gerade einen Zaubertrank!«
    Dann öffnete sich die Tür mit einem Ruck, wie das Maul eines großen Tieres. Alle verstummten und rissen die Augen auf, in Erwartung des großen Auftritts Sun Bings und seiner zwei mythischen Begleiter. Doch Sun Bing trat immer noch nicht in Erscheinung. Es herrschte absolute Stille, bis auf den Klang der Wellen des Flusses, die gegen den Pier der Brücke schlugen, und die knackenden Flammen des Feuers, die wie rote Seide im Wind züngelten. Und dann  – gerade als die Leute langsam ärgerlich wurden, ging es los, und zwar gewaltig. Eine hohe Stimme sang die Arie eines älteren Mannes. Es war eine Stimme mit einem unvergleichlichen Volumen, etwas rauh zwar, aber dafür um so berückender:
    » Um Rache am Feind zu üben, habe ich die Heimat verlassen ... «
    Wie grüne Bambusschößlinge schoß die Stimme auf, so hoch, daß sie an den Wolken kratzte, um dann langsam wieder abzufallen und erneut aufzusteigen, noch höher als zuvor, so hoch, daß man sie, hätte sie eine Gestalt, aus den Augen verlor. Sixi schlug hastig den Kupfergong, schnell, aber ohne Rhythmus. Endlich trat Sun Bing aus der Tür, in seinem weißen Gewand, seinem Helm, dem rotgefärbten Gesicht und dramatisch geformten Wimpern. Er trug Stiefel mit dicken Sohlen und schlug mit dem Dattelholzstock auf den Boden. Dicht hinter ihm folgten Wukong und Bajie. Sun Bing rannte im Kreis um das Feuer herum, ohne daß seine Füße vom Boden abzuheben schienen. Man konnte nicht sagen, ob er wie ein alter Krieger schritt oder leichtfüßig ging wie eine Kämpferin. Mit kleinen Schritten fegte er wie ein Wirbelwind über die Erde und zeichnete vor den Augen der Zuschauer ein vollendetes Bild von ziehenden Wolken und fließendem Wasser. Dann warf er die Beine in die Luft, wirbelte den Körper herum, ging in die Hocke, machte einen Salto und ließ sich im nächsten Moment wie eine starre Leiche zu Boden fallen.
    Als nächstes nahm er die Pose des tragischen Helden ein und sang:
    » Ich habe die Kunst des magischen Boxens gelernt,
    Für Frieden und Gerechtigkeit gegen die ausländischen Teufel.
    Fort mit ihnen!
    Hier in Gaomi will ich einen Altar errichten,
    Auch euch will ich die magische Kampfkunst lehren,
    Denn wenn wir zusammenstehen,
    Können wir Berge versetzen.
    Der Himmel hat mir die Brüder Sun Wukong und Zhu Bajie gesandt,
    Zwei rechte Heilige, die mit uns in den Kampf ziehen.«
    Die Leute reagierten auf Sun Bings Gesang nach der Weise der Katzenoper mit stummer Verachtung. Da war die Rede von magischem Boxen für Frieden und Gerechtigkeit, doch was man sah, war alter Wein in neuen Schläuchen, nichts als das Repertoire dieser allseits bekannten Volksoper.
    Sun Bing verbeugte sich und grüßte mehrfach höflich in die Runde. Dann sagte er mit normaler Stimme: »Liebe Mitbürger! Bei meinem Aufenthalt in Caozhou habe ich dem großen Meister der Boxer, Zhu Hongdeng, einen Besuch abgestattet. Als er hörte, daß die deutschen Teufel bei uns in Dongbei den Bau einer Eisenbahnstrecke erzwingen wollen und willkürlich Unschuldige töten, geriet er

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