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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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grünlich schimmernden Gegenstand spielt. Neben ihm die Statue der Göttin.
    »Zündet die Kerzen an!« befiehlt er.
    Sofort zündet ein kleiner Bettler ein Papier an, um damit die weißen Kerzen, die hinter der Göttinnenstatue aus Lehm stehen, anzustecken. Nach und nach hellt sich der Tempel auf, und das über und über mit Fledermausdreck beschmutzte Antlitz der Göttin bekommt einen gewissen Glanz. Der Achte Zhu zeigt auf eine Matte auf dem Boden und sagt: »Nimm bitte Platz.«
    Was soll ich sagen? Ich setze mich. In diesem Moment spüre ich meine Beine schon gar nicht mehr. Arme Beine, arme Füße, seitdem mein Vater gefangengenommen worden ist, seid ihr von West nach Ost gelaufen, seid geklettert und gesprungen und habt euch die Sohlen an den steilen Straßen wund gelaufen ... ach, ihr Armen, was habe ich euch leiden lassen!
    Der Achte Zhu sieht mich gespannt an, als ob er darauf warten würde, daß ich zuerst das Wort ergreife. Im Schein der Kerzen kann ich jetzt erkennen, was das grünlich schimmernde Etwas in seinen Händen ist. Es ist ein Säckchen aus Gaze, in dem sich Hunderte von Glühwürmchen befinden. Mich wundert, daß ein Mann seines Alters noch Vergnügen an so einem einfachen Spielzeug hat. Nachdem ich mich hingesetzt habe, haben es sich auch die Bettler bequem gemacht. Sie sitzen, hocken und liegen in der Tempelhöhle herum und sind mucksmäuschenstill. Selbst das quirlige Äffchen des Siebten Kleinen Hou hält sich verhältnismäßig ruhig und macht nur kleine Gesten mit seinen Pfoten.
    Der Achte Zhu starrt mich an. Alle starren mich an, selbst der Affe. Ich mache einen höflichen Kotau vor dem Achten Zhu und sage: »Barmherziger Herr Achter Zhu!« Noch bevor ich zu sprechen beginne, rinnen mir die Tränen über die Wangen. Ich arme kleine Frau muß soviel Leid erdulden!
    »Rettet meinen Vater, Achter Zhu! Seine Exzellenz Yuan, der deutsche General Knobel und auch dieser elende kleine Kreispräfekt Qian Ding, sie haben gemeinsam einen gemeinen Plan ausgeheckt und wollen meinen Vater einer schrecklichen Folter unterziehen . Mit von der Partie sind mein Schwiegervater Zhao Jia und mein eigener Mann Xiaojia. Sie gönnen ihm nicht einmal den Gnadentod, sondern wollen ihn tagelang leiden, zwischen Leben und Tod schweben lassen. Fünf Tage soll er nach der Ausführung der Exekution am Leben bleiben, bis zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Qingdao nach Gaomi ... Helft mir, Achter Herr Zhu, meinen Vater zu befreien, und wenn Ihr ihn schon nicht befreien könnt, dann tötet ihn wenigstens und erlöst ihn mit einem Schwerthieb, um den bösen Plan dieser ausländischen Teufel zu durchkreuzen ...«
    »Nur ruhig Blut!
    Gefüllte Hammelbrötchen tun dir gut!
    Morgen früh bis du ausgeruht!«
    Nachdem der Achte Zhu diesen Vers gesungen hat, fügt er an: »Diese gefüllten Hammelbrötchen sind keine Almosen, die man uns geschenkt hat. Ich habe sie eigens für dich von meinen Kinderchen im Laden des Siebten Jia besorgen lassen.«
    Einer der Bettler läuft flink hinter die Statue und holt von dort ein öliges Päckchen hervor, das er vor mich hinlegt. Der Achte Zhu befühlt es prüfend und sagt: »Der Mensch ist aus Eisen, das Essen aus Stahl, wer lange nichts ißt, dem wird der Hunger zur Qual. Los, lang zu, solange sie noch warm sind.«
    »Achter Zhu, mir steht das Wasser bis zum Hals, wie soll ich da Hunger haben?«
    »Sun Meiniang, sei doch nicht bang.
    Kein Weizen wächst auf vertrocknetem Feld,
    Und Sorgen nähren keinen Held.«
    In der Hand des Achten Zhu, an der ein Finger zuviel ist, blitzt ein kleines Messer auf, mit dem er flink das ölige Papier aufschneidet. Es kommen vier große, noch dampfende Hammelbrötchen zum Vorschein. Die Schichtkuchen des Song Xihe, die gebackenen Fladen des Du Kun, das Hundefleisch der Sun Meiniang und die Hammelbrötchen des Vierten Jia  – das sind die vier berühmten Spezialitäten von Gaomi. Warum mein Hundefleisch unter den vielen Anbietern in dieser Gegend das beste ist? Weil es ein unvergleichliches Aroma hat. Woher das kommt? Weil ich beim Kochen  – das ist mein Geheimnis!  – ein Stück Schweinefleisch zugebe, außerdem Sternanis, frischen Ingwer und Blütenpfeffer. Und wenn das alles schön eingekocht ist, gebe ich zuletzt noch einen Schuß Wein dazu. Das ist das Geheimnis meines Erfolgs. Sollte es dir gelingen, Achter Zhu, meinen Vater zu befreien, dann werde ich dir fortan jeden Tag ein Hundebein und einen Krug Wein dazu servieren.
    Schon die

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