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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Frau und ich, wir haben Euch nicht geschmäht. Erbarmt Euch unser, löscht unsere Familie nicht aus. Bekommt Ihr nicht regelmäßig Hundefleisch und Reiswein von uns? Und sagte meine Frau nicht gerade, daß sie ein Kind unter dem Herzen trägt? Solltet Ihr mit der Strafe nicht wenigstens warten, bis sie ihr Kind geboren hat?«
    Privatdozent Diao blaffte mich an: »Zhao Xiaojia, du bist doch einfach zu blöd, was erzählst du da für einen Schwachsinn? Natürlich wird die ganze Sippschaft umgebracht. Das Übel muß an der Wurzel ausgerissen werden. Kein Glied deiner Familie bleibt übrig. Sollen wir dich etwa noch einen Sohn in die Welt setzen lassen, der deine Brut fortpflanzt?«
    Mein Vater trat vor mich hin und versetzte mir einen Tritt. »Wirst du wohl aufstehen, du wertlose Mißgeburt!« sagte er. »Dann, wenn es nicht nötig ist, mimst du den braven Sohn, aber kaum kommt ein kritischer Moment, zeigst du dich als völliger Versager!« Dann wandte er sich an Seine Exzellenz Qian: »Herr Präfekt! Da Ihr mir unterstellt, ich würde Gerüchte in die Welt setzen  – warum begebt Ihr Euch nicht in die Hauptstadt und fragt die kaiserlichen Majestäten persönlich? Wenn Euch dieser Weg jedoch zu beschwerlich ist, dann laßt Euch nicht daran hindern, ins Yamen zurückzukehren und dort Seine Exzellenz Yuan zu befragen. Ihm sollte dieser Stuhl sehr vertraut sein.«
    Die in Watte verpackten Giftpfeile meines Vaters ließen Seine Exzellenz Qian erstarren. Er schloß für einen Moment die Augen und holte tief Luft. Schließlich sagte er: »Ich nehme meine Worte zurück. Ich bin nur ein kleiner Beamter von sehr beschränktem Wissen und habe mich in den Augen von Großmutter Zhao lächerlich gemacht!« Er legte die Hände zusammen und verneigte sich vor meinem Vater. Dann warf er noch einmal seine Hufeisenärmel zurück und begab sich auf die Knie. Er machte einen Kotau in Richtung des Sessels und deklamierte mit einer Stimme, die klang, als würde er Verwünschungen aussprechen: »Meine Wenigkeit Qian Ding, Präfekt von Gaomi, wünscht dem Kaiser ein langes Leben! Er lebe hoch! Hoch! Hoch!«
    Die unermüdlich die Gebetskette bewegenden kleinen Hände meines Vaters zitterten. Die Genugtuung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Seine Exzellenz Qian richtete sich auf und sagte ein wenig mokant: »Großmutter Zhao, habt Ihr noch weitere vom Kaiser verliehene Gegenstände hier? Es macht mir, einem kleinen Beamten, gar nichts aus, davor niederzuknien. Ich knie gerne auch ein zweites, drittes und viertes Mal nieder.«
    Mein Vater lächelte: »Euer Exzellenz, zürnt mir einfachem Mann des Volkes nicht. Aber wir sollten uns beide darum bemühen, die kaiserliche Etikette zu respektieren.«
    »Das wäre also geklärt«, sagte Qian Din, »darf ich kleiner Beamter Euch nun bitten, mit mir zu kommen? Seine Exzellenz Yuan und der Generalgouverneur Knobel erwarten Euch im Yamen.«
    Mein Vater erwiderte: »Darf ich mir erlauben, Seine Exzellenz zu bitten, zwei Männer mit dem Tragen dieses Sessels zu beauftragen? Ich würde Seine Exzellenz Yuan gern um die Beurteilung seiner Echtheit ersuchen.«
    Seine Exzellenz Qian zögerte einen Augenblick, dann gab er den Trägern einen Wink und sagte: »Also gut.«
    Die beiden Wolfsschergen hoben den Drachenstuhl meines Vaters hoch und folgten damit den Seite an Seite voranschreitenden Herren zum Hoftor hinaus. Meine Frau stimmte ein großes Wehklagen an. Sie heulte und schrie: »Ach Vater, daß du mir ja am Leben bleibst, deine Tochter wird dir bald einen Stammhalter schenken!«
    Ich konnte sehen, wie das Gesicht seiner Exzellenz die Farbe wechselte, und er sich sichtlich unbehaglich fühlte, während das Gesicht meines Vaters um so selbstgefälliger wirkte. Vor der Sänfte fand ein höflicher Wettbewerb darum statt, wer dem anderen den Vortritt ließ, als wären die beiden gleichen Ranges oder Freunde, die sich gegenseitig höchste Achtung entgegenbrachten. Am Ende versuchten die beiden Schergen, zuerst den Drachenstuhl in die Sänfte zu zwängen, was jedoch mißlang, so daß ihnen nichts anderes übrigblieb, als ihn außen auf der Tragstange der Sänfte zu transportieren. Mein Vater legte seine Gebetskette in der Sänfte ab und ließ den Vorhang herunter, um das sakrosankte Objekt zu verdecken. Jetzt waren seine Hände leer, und er blickte Seine Exzellenz nur um so hochmütiger an. Ein hämisches Grinsen huschte über das Gesicht des Präfekten. Er holte mit der Hand aus und ließ sie wie

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