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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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einen ausgebreiteten Fächer mitten auf der Wange meines Vaters landen. Es klatschte, als würde man eine Kröte totschlagen. Überrumpelt drehte sich mein Vater einmal um die eigene Achse, und kaum stand er wieder still, versetzte ihm Seine Exzellenz Qian einen zweiten Hieb. Unter dessen Wucht ging mein Vater zu Boden. Da saß er mit törichtem Gesichtsausdruck auf der Straße, spuckte Blut und Zähne aus. Seine Exzellenz Qian befahl: »Abmarsch!«
    Die Kulis hoben die Sänfte und trabten los. Die beiden Schergen halfen meinem Vater auf die Füße, jeder stützte einen Arm. Sie hoben ihn hoch wie einen toten Hund. Seine Exzellenz Qian schritt hocherhobenen Hauptes und mit geschwellter Brust voran. Wie ein großer Gockel sah er aus. Da er nicht schaute, wo er hintrat, stolperte er über einen Ziegelstein  – es fehlte nicht viel und er wäre gefallen, hätte Privatdozent Diao ihn nicht gerade noch aufgefangen. Doch während er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, fiel ihm sein Beamtenhut herunter. Er bückte sich rasch, um ihn aufzuheben, setzte ihn sich aber falsch herum auf und mußte ihn dann umständlich zurechtrücken. Seine Exzellenz Qian, dann Privatdozent Diao und die beiden Schergen, die meinen Vater stützten, und am Ende noch ein paar freche Bettlerjungen  – so stolperte die Prozession die Straße entlang der Präfekturverwaltung entgegen.
    Mir schossen die Tränen in die Augen, und ich bereute, daß ich es nicht riskiert hatte, Seiner Exzellenz Qian in den Arm zu fallen. Mein Vater hat vielleicht doch recht. Ich bin ein Versager. Ich hätte ihm mit einem Stock die Beine brechen, mit dem Messer in den Bauch stechen sollen ... Ich packte ein Messer und stürmte aus dem Hof. Doch nach ein paar Schritten hielt ich inne. Zusammen mit einem Schwarm Schmeißfliegen traf ich auf das, was mein Vater ausgespuckt hatte: zwei Backenzähne. Ich spielte mit der Messerspitze an den beiden Zähnen herum und fühlte mich hundeelend. Ich vergoß noch ein paar Tränen. Schließlich richtete ich mich auf und fluchte laut: »Verdammter Hurensohn!« Und setzte leise hinzu: »Qian Ding.«

Kapitel 4:
Qian Dings Haßrede
    Der Präfekt von Gaomi, im westlichen Salon, erinnert sich in seinem Rausch an das schöne Antlitz Meiniangs aus der Familie Sun. (Trunken das Fleisch, aber nicht die Seele!)
Ihre Augen sind wie die Wellen herbstlichen Wassers, ihr Mund ist rot, ihre Zähne sind weiß, ihr Blick strahlt. Eine Melodie der Katzenoper bewegt mein Herz, Likörwein, Hundefleisch, unendlich zärtliche Gefühle. Schon so mancher große General ist wegen einer Schönen gefallen, mancher Held ging vor einem Granatapfelrock in die Knie.
Du und ich, wir sind wie zwei Fische im Wasser, wie Argus und Phönix. Im großen Salon geben wir uns heimlich der Liebe hin. (Die Ahnen sind erzürnt!)
Schade, jammerschade, daß dieser süße Traum verrann, als sich in Dongbei die Aufständischen erhoben.
Der Anführer des Aufruhrs ist der alte Sun Bing. Einst war er ein Opernsänger mit herrlichem Bart.
Als ich mein Amt in Gaomi antrat, schwang er wilde Reden, benahm sich ungehörig. Auf rotem Papier erging das Urteil, und die Schergen wurden entsandt, Sun Bing zu verhaften.
In Ketten brachte man ihn in die Präfektur, schlug ihn grün und blau. Nach diesem Vorfall kam der Bartwettstreit, und vor den Augen zahlreicher Zuschauer gewann ich an Ansehen. An jenem Tag traf ich auf Sun Meiniang, schöner als ein Jadereif fiel sie vom Himmel herab. Und da Meiniang die Tochter Sun Bings Tochter ist, begann ein freundschaftliches Verhältnis ... Die deutschen Teufel aber sind voller Rachegedanken. Sie wollen, daß an Sun Bing ein grausames Exempel statuiert wird. Der Henker, der die Strafe vollzieht, heißt Zhao Jia. Er ist Meiniangs Schwiegervater ...
    Arie »Der Rausch«
aus der Katzenoper Die Sandelholzstrafe

1.
    Gnädige Frau, setzen Sie sich bitte. Warum machen Sie sich die Mühe, selbst den Wein anzuwärmen und die Speisen zu bereiten? Ich habe es Ihnen doch schon so oft gesagt. Doch ich rede gegen taube Ohren an. Bitte setzen Sie sich, meine Dame. Sie und ich, Mann und Frau, werden heute trinken, bis wir berauscht sind. Fürchten Sie nicht, daß die Trunkenheit Sie besiegt, und fürchten Sie nicht, daß im Wein die Wahrheit liegt. Nur zu, dieser Salon liegt fernab und verborgen vor den Blicken der Leute, das geheime Gemach kennt niemand  – doch selbst wenn wir in einer Schenke wären, selbst wenn tausend Menschen um uns wären, würde ich

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