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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Präfekt von Gaomi soll dich in allem unterstützen«, sagte Seine Exzellenz Yuan. »Wenn du noch irgend etwas willst, dann sag es jetzt. Aber bitte alles in einem Zug.«
    »Ich benötige zehn Bänder aus Rindsleder, einen Holzhammer, einen weißen Hahn, zwei rote Filzhüte, zwei Paar hüfthohe Lederstiefel, zwei schwarze Roben, zwei rote Seidengürtel, zwei scharfe Rinderohrmesser, außerdem hundert Pfund Reis, hundert Pfund Mehl, hundert Hühnereier, zwanzig Pfund Schweinefleisch, zwanzig Pfund Rindfleisch, ein halbes Pfund erstklassigen Ginseng, einen Topf zum Anrühren von Medizin, dreihundert Pfund Feuerholz, einen Wassereimer, einen großen und einen kleinen Wasserbottich.«
    Seine Exzellenz fragte: »Wozu brauchst du den Ginseng?«
    »Hört mich an, Exzellenz, nach Vollzug der Strafe sind die Eingeweide des Verbrechers zwar unverletzt, aber er verliert unablässig Blut. Um ihn ein paar Tage überleben zu lassen, muß man ihm täglich eine Tasse Ginseng zu trinken geben, sonst kann ich nicht dafür garantieren, daß er fünf Tage lang durchhält.«
    »Und wenn ihr ihm Ginseng einflößt, garantierst du dafür?«
    »Jawohl. Ich bürge dafür«, erwiderte das Scheusal entschlossen.
    Seine Exzellenz Yuan befahl: »Präfekt von Gaomi, helft dem Henker, eine Liste zu erstellen und laßt alles schnellstens erledigen. Fehler werden nicht geduldet!«
    Das Scheusal kniete noch immer am Boden.
    Seine Exzellenz schrie: »Steh endlich auf!«
    Der Angesprochene verharrte auf den Knien und machte in einem fort Kotaus.
    »Es reicht! Hör auf, deinen Schweinekopf aufzuschlagen! Hör mir gut zu: Wenn du diese Sandelholzstrafe zu meiner Zufriedenheit ausführst, werde ich dich und deinen Sohn mit hundert Pfund Silbergeld belohnen. Doch wenn euch auch nur der geringste Fehler unterläuft, werde ich dich und deinen Sohn auf einen Sandelholzstab aufziehen und in der Sonne trocknen lassen!«
    Der Henker schlug noch einmal laut mit der Stirn auf den Boden und sagte: »Dank sei Euer Exzellenz!«
    Yuan Shikai sagte: »Präfekt von Gaomi, das gilt auch für dich!«
    Ich antwortete: »Euer ergebener Diener wird sich mit ganzem Herzen dieser Sache widmen und sein Bestes tun.«
    Seine Exzellenz Yuan erhob sich und verließ seinen Platz, um zusammen mit Knobel die Halle zu verlassen. Auf halbem Wege drehte er sich noch einmal um, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen und sagte wie beiläufig: »Präfekt von Gaomi, ich habe gehört, daß du den Sohn von Liu Peicun aus Sichuan hast kommen lassen, um ihn mit einer Aufgabe zu betrauen?«
    »So ist es, Exzellenz«, sagte ich unumwunden. Fushun in Sichuan ist der Heimatort des Liu Peicun, der zur gleichen Zeit wie ich das kaiserliche Beamtenexamen bestand. Während meiner Zeit als Präfekt von Fushun eskortierte die gesamte Familie der gnädigen Frau Liu den Sarg ihres Sohnes bei der Überführung in die Heimat. Aufgrund der alten Freundschaft zu meinem Kommilitonen hatte ich der Familie Liu meine Beileidswünsche und ein Trauergeschenk von zehn Pfund überbracht. Kurz darauf starb Frau Liu. Die Trauer über den Verlust des Sohnes hatte sie überwältigt. Kurz vor ihrem Tod vertraute sie mir Liu Pu an. Ich lernte den jungen Mann kennen und schätze ihn heute als scharfsinnigen und sorgfältigen Menschen, weshalb ich ihn in den Dienst meines Yamen übernommen habe.
    »Präfekt von Gaomi, du bist ein ehrlicher Mensch, ein aufrechter Mensch, jemand, der sein Fähnchen nicht in den Wind hängt, ein Mensch, der sich von Zuneigung und Vertrauen leiten läßt«, sagte Yuan Shikai in einem unergründlichen Tonfall, »doch du bist nicht auf der Höhe der Zeit.«
    Ich verbeugte mich und sagte: »Euer ergebener Diener dankt Exzellenz für seine Ratschläge!«
    »Zhao Jia«, sagte Seine Exzellenz Yuan, »du bist doch ein Feind dieses Liu Pu. Hast du nicht seinen Vater enthauptet?«
    Die Mißgeburt antwortete zungenfertig: »Der Vollzug der Strafe durch meine Wenigkeit geschah auf Befehl Ihrer Majestät der Kaiserinwitwe.«

4.
    Gnädige Frau, warum schenken Sie mir keinen Wein nach? Füllen Sie den Becher, füllen Sie! Kommen Sie, leeren auch Sie Ihren Becher. Sie sind ja ganz bleich, Sie weinen doch nicht etwa? Nicht weinen, gnädige Frau, ich habe mich bereits dazu entschlossen, dafür zu sorgen, daß diese Bestie keinesfalls in den Genuß von hundert Pfund Silbergeld kommen wird. Dieser Bastard Knobel wird mit seinen Machenschaften nicht durchkommen! Und ich bin entschlossen, mich nicht Yuan Shikais

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