Die Satanischen Verse
drittklassigen Truppe ins Ausland reisen muss und noch dazu die Rolle des Babu übernimmt, nur um in einem Stück mitspielen zu dürfen. Sie stoßen dich herum, und dennoch bleibst du dabei, du liebst sie, Scheißsklavenmentalität, das sag ich dir. Chamcha«, und sie packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn, wobei sie rittlings auf ihm saß, die verbotenen Brüste wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, »Salad Baba, als was immer du dich bezeichnest, um Himmels willen, komm nach Hause.«
Seine große Chance, die das Geld bald seiner Bedeutung beraubte, hatte anfänglich klein ausgesehen: Kinderfernsehen, etwas, das sich die Alien-Show nannte, von den Munsters aus Krieg der Sterne über Sesam-Straße. Es war eine Situationskomödie über eine Gruppe Außerirdischer von witzig bis wahnsinnig, von Tier bis Pflanze und Mineral, denn es kam auch ein künstlicher Fels aus dem Weltall vor, der aus sich selbst Rohmaterial gewinnen und sich dann rechtzeitig für die nächste Folge erneuern konnte; dieser Fels hieß Pygmalien, und dank des verkümmerten Sinns für Humor der Produzenten der Serie gab es auch ein derbes, rülpsendes Geschöpf, ähnlich einem kotzenden Kaktus, der von einem verlassenen Endzeitplaneten kam: das war Matilda, die Australien, des Weiteren waren mit von der Partie drei grotesk aufgeblasene, singende Weltraumsirenen, bekannt als die Alien Korns, wohl weil man sich zwischen sie legen konnte, und eine Gruppe von Tänzern und Sprayern und Soulsängern von der Venus, die sich die Alien Nation nannten, und unter einem Bett im Raumschiff, das der wichtigste Schauplatz der Serie war, lebte Bugsy, der Riesenmistkäfer vom Krebs-Nebel, der vor seinem Vater ausgerissen war, un d in einem Aquarium befand sich Superhirn, die hyperintelligente Riesenohrschnecke, die am liebsten chinesisch aß, und dann war da noch Ridley, der Furchterregendste der Stammbesetzung, der wie ein von Francis Bacon gemaltes Gebiss aussah, das am Ende einer unsichtbaren Hülse klapperte, und der unsterblich in die Schauspielerin Sigourney Weaver verliebt war. Die Stars der Show, ihr Kermit und ihre Miss Piggy, waren das todschicke, hauteng gewandete, mit überwältigend gestylten Frisuren ausstaffierte Duo Maxim und Mamma Alien, die sich sehnlichst wünschten, Fernsehstars - was sonst? - zu werden. Sie wurden von Saladin Chamcha und Mimi Mamoulian dargestellt, und sie wechselten die Stimmen wie die Kostüme, ganz zu schweigen von den Haaren, die in der einen Einstellung purpurrot waren, in der nächsten zinnoberrot, die ihnen einen Meter schräg vom Kopf abstehen oder völlig verschwinden konnten; oder wie ihre Gesichtszüge und Gliedmaßen, denn sie waren in der Lage, Beine, Arme, Nasen, Ohren, Augen auszutauschen, und jeder Tausch beschwor einen neuen Akzent in ihren berühmten Proteusgurgeln herauf. Was die Sendung zu einem solchen Erfolg machte, waren die computerunterstützten Trickeffekte.
So gut wie alles war simuliert: Raumschiff, galaktische Landschaften, intergalaktische Fernsehstudios; und auch die Schauspieler wurden durch Maschinen geschleust, ihnen wurden vier Stunden täglich die neusten prothetischen Kostüme verpasst , die sie - waren die Videocomputer zum Einsatz gebracht - gleichfalls wie Simulationen aussehen ließen. Maxim Alien, Weltraumplayboy, und Mamma, unbesiegte galaktische Meisterin im Freistilringen und preisgekrönte Spaghettiköchin des Universums, wurden über Nacht zu einer Sensation. Die beste Sendezeit winkte; Amerika, Eurovision, die ganze Welt.
Mit zunehmender Popularität begann die Alien Show politische Kritik auf sich zu ziehen. Die Konservativen griffen sie als zu angsteinflößend, als sexuell zu freizügig an (Ridley konnte unübersehbar eine Erektion bekommen, wenn er zu intensiv an Miss Weaver dachte), als zu überirdisch. Radikale Stimmen warfen ihr Klischeehaftigkeit vor, die Zementierung des Vorurteils, Außerirdische se ien Freaks, Mangel an positiven Vorbildern. Chamcha wurde unter Druck gesetzt, aus der Show auszusteigen; weigerte sich; wurde zur Zielscheibe. »Zu Hause wartet Ärger auf mich«, sagte er zu Zeeny. »Die verdammte Show ist keine Allegone. Sie ist Unterhaltung. Sie will amüsieren.«
»Wen?« wollte sie wissen. »Außerdem, auch jetzt lassen sie dich nur dann über den Bildschirm flimmern, wenn sie dein Gesicht unter Gummi versteckt und dir eine rote Perücke aufgesetzt haben. Wahnsinnig toll, muss ich wirklich sagen.«
»Der springende Punkt ist«,
Weitere Kostenlose Bücher