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Die Satanischen Verse

Die Satanischen Verse

Titel: Die Satanischen Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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haben.
    Da ist es verdammt noch mal besser, die Schweinehunde umzubringen. War schon immer meine Meinung. Das ist die sauberste Lösung.« Seit dem Tage seiner Bekehrung durch seinen Neffen ist das Schwert in seiner Lederscheide geblieben, aber heute Nacht , vertraut er dem Diener an, »ist der Löwe los. Der Friede muss warten.«
    Es ist die letzte Nacht der Feierlichkeiten zu Ehren Ibrahims.
    Jahilia ist ganz Maskerade und Tollheit. Die fetten, geölten Leiber der Ringer haben ihre Verrenkungen beendet, und die sieben Gedichte sind an die Wände des Hauses des Schwarzen Steins genagelt worden. Jetzt treten singende Huren an die Stelle der Dichter, und auch tanzende Huren, mit ebenfalls geölten Leibern, sind am Werk; das Nacht-Ringen ersetzt die Spielart des Tages. Die Kurtisanen tanzen und singen in goldenen Masken mit Vogelschnäbeln, und das Gold spiegelt sich in den glänzenden Augen ihrer Kunden wider.
    Gold überall Gold, in den profitgierigen Händen der Jahilier und ihrer wollüstigen Gäste, in den lodernden Kohlenpfannen, an den glühenden Wänden der nächtlichen Stadt. Hamza geht geschmerzt durch die goldenen Straßen, an Pilgern vorüber, die bewusstlos daliegen, während Taschendiebe sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Er hört die weinseligen Zechereien in jedem goldschimmernden Eingang und spürt, wie das Singen und das brüllende Gelächter und das Klimpern der Münzen ihn wie tödliche Beleidigungen verletzen. Aber er findet nicht, was er sucht, nicht hier, und so entfernt er sich von dem golden erleuchteten, lärmenden Trubel und beginnt, sich an die Schatten heranzupirschen, die Erscheinung des Löwen zu jagen.
    Und findet nach Stunden der Suche das, von dem er wusste , dass es lauern würde, in einem finsteren Winkel der äußeren Stadtmauern, das Ding aus seiner Vision, den roten Mantikor mit den drei Zahnreihen. Der Mantikor hat blaue Augen und ein männliches Gesicht, und seine Stimme klingt halb wie eine Trompete und halb wie eine Flöte. Er ist schnell wie der Wind, seine Nägel sind Korkenzieherkrallen, und sein Schwanz schleudert vergiftete Stacheln aus. Er liebt Menschenfleisch…
    eine Rauferei ist im Gange. Messer zischen in der Stille, manchmal das Klirren von Metall gegen Metall. Hamza erkennt die Männer, die angegriffen werden: Khalid, Salman, Bilal. Jetzt selbst ein Löwe, zieht Hamza sein Schwert, zerstückelt die Stille mit seinem Brüllen, stürmt vorwärts, so schnell ihn seine sechzig Jahre alten Beine tragen. Die Angreifer seiner Freunde sind unter ihren Masken nicht zu erkennen.
    Es war eine Nacht der Masken. In den verkommenen Straßen von Jahilia hat Hamza, das Herz voller Galle, Männer und Frauen gesehen, verkleidet als Adler, Schakale, Pferde, Greife, Salamander, Warzenschweine, Vögel Rok gesehen; aus der Düsternis der Gassen stürzten zweiköpfige Schlangen und geflügelte Stiere, die als assyrische Sphinxen bekannt sind.
    Dschinns, Houris, Dämonen bevölkern die Stadt in dieser Nacht der Trugbilder und der Lust. Aber erst jetzt, an diesem dunklen Ort, sieht er die roten Masken, die er gesucht hat. Die Menschenlöwenmasken: er stürzt seinem Schicksal entgegen.
     
    In den Klauen eines selbstzerstörerischen Elends hatten die drei Jünger zu trinken begonnen, und infolge ihrer mangelnden Vertrautheit mit Alkohol waren sie bald nicht nur berauscht, sondern völlig besoffen. Sie standen auf einem kleinen Platz und beschimpften die Vorübergehenden, und nach einer Weile schwenkte Khalid prahlerisch seinen Wasserschlauch. Er könne die Stadt zerstören, er besitze die entscheidende Waffe.
    Wasser: es würde Jahilia, die Schmutzige, säubern, sie wegwaschen, so dass man mit dem gereinigten weißen Sand einen Neuanfang mac hen könne. In diesem Augenblick begannen die Löwen-Männer, sie zu hetzen, und nach einer langen Verfolgungsjagd wurden sie in die Enge getrieben, vor Angst tropfte die Trunkenheit aus ihnen und als Hamza, gerade rechtzeitig, eintraf, starrten sie in die roten Masken des Todes.
    …Gibril schwebt über der Stadt und beobachtet den Kampf.
    Nachdem Hamza den Schauplatz betreten hat, ist er bald zu Ende. Zwei maskierte Angreifer laufen weg, zwei liegen tot am Boden. Bilal, Khalid und Salman sind verletzt, aber nicht ernst.
    Schlimmer als die Wunden ist die Überraschung hinter den Löwenmasken der Toten. »Hinds Brüder«, sagt Hamza. »Es geht mit uns zu Ende.«
    Als Mantikorschlächter, Wasserterroristen sitzen Mahounds Anhänger da und weinen im

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