Die Satanischen Verse
Senegal, die nichts weiter taten, als auf ihren Anschluss flug zu warten, und in glibbrige Schlangen verwandelt wurden. Ich selbst habe eigentlich mit Klamotten zu tun; einige Jahre war ich ein hochbezahlter Dressman in Bombay; ich habe eine breite Palette an Anzugstoffen und Hemdenstoffen vorgeführt.
Aber wer wird mich jetzt noch engagieren?«, und plötzlich und unerwartet brach er in Tränen a us. »Aber, aber«, sagte Saladin Chamcha automatisch. »Es wird schon alles wieder gut, da bin ich mir ganz sicher. Haben Sie nur Mut.«
Das Wesen beruhigte sich wieder. »Die Sache ist die«, sagte es grimmig, » dass sich das einige von uns nicht mehr gefallen lassen wollen. Wir werden ausbrechen, bevor sie uns in etwas noch Schlimmeres verwandeln. Jede Nacht spüre ich, wie sich ein neues Stück von mir zu verändern beginnt. Zum Beispiel fange ich an, ständig Winde zu lassen… Entschuldigen Sie…
aber sie verstehen, was ich meine? Übrigens, versuchen Sie’s mal damit«, und er reichte Chamcha eine Packung extrastarker Pfefferminzbonbons. »Das wird Ihnen mit Ihrem Atem helfen.
Ich habe einen Wächter bestochen, dass er Nachschub reinbringt.«
»Aber wie machen die das?« wollte Chamcha wissen.
»Sie beschreiben uns«, flüsterte der andere ernst. »Das ist alles. Sie haben die Macht der Beschreibung, und wir sind den Bildern unterworfen, die sie sich von uns machen.«
»Kaum zu glauben«, wandte Chamcha ein. »Ich lebe seit vielen Jahren hier, und mir ist so was noch nie zuvor passiert…« Seine Worte versiegten, weil er sah, wie der Mantikor ihn durch zusammengekniffene, misstrauische Augen ansah, »Seit vielen Jahren?« fragte er. »Wie ist das möglich?
Vielleicht sind Sie ein Informant? Ja, das ist es, ein Spitzel?«
Genau in diesem Moment drang ein lautes Jammern aus einer weiter entfernten Ecke des Krankensaals. » Lasst mich gehen«, bettelte eine Frau. »O Gott, ich will hier raus. Jesus Maria, ich muss raus, lasst mich raus, o Gott, o Herr Jesus.« Ein höchst lüstern aussehender Wolf steckte den Kopf zwischen Saladins Wandschirmen durch und sprach eindringlich mit dem Mantikor. »Die Wachen werden bald hier sein«, zischte er. »Die schreit schon wieder, die Glas-Bertria.«
»Glas…?« begann Saladin. »Ihre Haut hat sich in Glas verwandelt«, erklärte der Mantikor ungeduldig, ohne zu wissen, dass er damit Chamchas schlimmsten Traum zum Leben erweckte. »Und diese Schweine haben es ihr kaputtgeschlagen. Jetzt kann sie nicht mal zur Toilette gehen.«
Eine neue Stimme zischte durch die grünliche Nacht.
»Herrgott noch mal, Weib. Mach doch in die Bettschüssel.«
Der Wolf zog den Mantikor zur Seite. »Macht er nun mit oder nicht?« wollte er wissen. Der Mantikor zuckte die Achseln. »Er kann sich nicht entscheiden«, antwortete er. »Traut seinen eigenen Augen nicht, das ist sein Problem.«
Sie flohen, als sie die schweren, knirschenden Stiefel der Wärter nahen hörten.
Am nächsten Tag war nichts von einem Arzt zu sehen und auch nichts von Pamela, und Chamcha, völlig verwirrt, pendelte zwischen Wachen und Schlafen, als würden diese beiden Zustände keine Gegensätze mehr bilden, sondern ineinander und auseinander fließen in einem nicht enden wollenden Delirium aller Sinne… und so fand er sich im Traum mit der Queen, in zärtlicher Umarmung mit der Monarchin. Sie war der Leib Großbritanniens, das Avatara des Staates, und er hatte sie erwählt, sich mit ihr vereinigt; sie war seine Geliebte, der Mond seiner Wonne.
Hyacinth kam zu den vereinbarten Zeiten, um auf ihm zu reiten und herumzutrommeln, und er fügte sich anstandslos.
Doch nach der Behandlung flüsterte sie ihm ins Ohr: »Machen Sie mit, wie die anderen?«, und er begriff, dass auch sie an der großen Verschwörung beteiligt war. »Wenn Sie dabei sind«, hörte er sich sagen, »dann mache ich auch mit.« Sie nickte und sah erfreut aus. Chamcha spürte, wie ihn eine Wärme erfüllte, und er spielte schon mit dem Gedanken, eine der zierlichen, wenngleich kräftigen kleinen Fäuste der Krankengymnastin zu ergreifen, aber in diesem Moment ertönte ein Schrei aus der Ecke, wo der Blinde lag: »Mein Stock, ich habe meinen Stock verloren.«
»Armer alter Kerl«, sagte Hyacinth und sprang von Chamcha ab, stürzte zum Bett des Blinden, hob den heruntergefallenen Stock auf, gab ihn seinem E igentümer zurück und kam wieder zu Saladin. »Also«, sagte sie, »wir sehen uns heut’ Abend , okay, alles klar?«
Er wollte, dass
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