Die Satansbraut
auch etwas anderes bin?«
»Wie Sie wünschen«, sagte er,
ganz von oben herab. »Aber in diesem Haus geschehen seltsame Dinge. Dieser
Geist, der Ihnen erschienen ist, Alton Asquiths
Geist, erinnern Sie sich?«
»Meinen Sie, so etwas könnte
man vergessen?« schnarrte ich.
»Und wo paßt Astaroth ins Gesamtbild?«
» Sie haben mir doch alles über ihn
erzählt, wie er sich ins Dynastieschema einfügt, wissen Sie’s nicht mehr?«
sagte ich.
»Seien Sie nicht schnippisch,
Mavis«, sagte er warnend. »Sonst lege ich Sie übers Knie und haue Sie tüchtig
durch.«
Ich war drauf und dran, eine
scharfe Bemerkung zu machen, aber dann fiel mir mein Sonnenbrand ein. »Es
geschieht wirklich Seltsames in diesem Haus, wie Sie sagten«, meinte ich. »Ich
glaube, es richtet sich gegen Celestine.«
»Wegen ihres Geldes?«
»Wahrscheinlich«, erwiderte
ich. »Aber es hat auch mit dem Mord an Mary Blanding zu tun.«
»Ich habe in dieser Hinsicht
gründlich nachgeforscht«, sagte er, »das gehört zum Projekt des Musicals. Es
war damals wie eine Atombombenexplosion. Wer auch nur im entferntesten damit zu
tun hat, wurde hinterher gemieden wie ein Aussätziger.«
»Wie meinen Sie das?« fragte
ich.
»Es war eben alles sehr
unappetitlich«, sagte er. »Schwarze Magie und Gesetzesübertretungen waren
offensichtlich, Missetaten waren begangen worden. Niemand mag so etwas gern.
Besonders aber mag es eine so verwundbare Industrie wie der Film nicht. Wie ich
schon sagte, waren also alle, die damit zu tun hatten, plötzlich arbeitslos,
und ihre Zukunftsaussichten waren gleich Null.«
»Das scheint mir aber nicht
fair«, bemerkte ich.
»Die Sache war die, daß kein
Mensch mit jemandem zusammenarbeiten wollte, der Gast bei Alton Asquiths Wochenendparty gewesen war«, sagte Egan. »Darauf wollte ich heute früh
hinaus, aber niemand mochte mir recht geben.«
»Es wäre mir lieb, wenn Sie mal
so daherreden könnten, daß ich es verstehe«, meinte ich unfreundlich. »Was
haben Sie denn angedeutet, heute früh beim Frühstück?«
»Sie haben offenbar nicht
zugehört«, sagte er kühl. »Wissen Sie nicht mehr, daß ich auf das letzte
Musical hinwies, das Nina und Tracy zusammen gedreht hatten und das einen
Gewinn von fünfhundert Prozent einspielte — und trotzdem wollte die
Filmgesellschaft nicht mehr mit den beiden produzieren?«
»Daran kann ich mich erinnern«,
gestand ich widerstrebend. »Aber hat Alex nicht gesagt, die Gesellschaft habe
kalte Füße bekommen, weil andere Musicals Mißerfolge waren? Jetzt fällt mir auch ein, daß er sagte, man habe keine
Singenden-Cowboy-Filme mehr mit ihm drehen wollen, aus dem gleichen Grund.«
»Schlechte Ausreden!« sagte
Egan. »Der wahre Grund war der, den ich Ihnen soeben erläutert habe. Verbindung
mit der Wochenendparty hier bedeutete: im Filmgeschäft war nichts mehr drin.«
»Wollen Sie damit sagen, daß
Alex Gast der Party war?« fragte ich.
»Alle waren sie hier«, sagte er
geduldig. »Alex, Tracy, Nina und Walter. Und das beendete ihre Karrieren
damals.«
»Und was war mit John Manning?«
fragte ich kleinlaut.
»Auch für ihn gingen die
Scheinwerfer aus«, sagte Egan. »Es war der größte Filmskandal jener Tage.«
»Nehmen wir mal an, der Geist gestern nacht war echt?« sagte ich. »Angenommen, es war
wirklich Alton Asquith, der zu mir gesprochen hat?
Warum hat er dann so lange gewartet, bis er nun versucht, den wahren Mörder zu
entlarven?«
»Das weiß ich auch nicht«,
meinte Egan. »Aber wie wär’s, wenn wir es mal herauszufinden versuchten, nur so
zum Spaß?«
»Okay«, sagte ich. »Wollen
wir?« Ich wußte ganz genau, was er meinte: Ich solle versuchen, es ’rauszukriegen. Aber angesichts der
allgemeinen männlichen Eitelkeit hielt ich es für besser, ihm das nicht ins
Gesicht zu sagen.
»Was ist ein Geist?« sagte
Egan, und mir war klar, daß er auf diese Frage keine Antwort von mir erwartete.
»Das weiß kein Mensch. Aber nehmen wir nur rein theoretisch mal an, einem Geist
seien gewisse Grenzen gesetzt. Es muß sehr schwierig für einen Geist sein,
einem Sterblichen zu erscheinen, und wohl noch schwerer, zu ihm zu sprechen.
Wahrscheinlich sind diese Möglichkeiten auch auf einen gewissen Bezirk begrenzt.
In Asquiths Fall zum Beispiel auf dieses Haus. Das heißt also, sein Geist kann
Menschen nicht verfolgen. Wenn er tatsächlich unschuldig war, dann konnte er
nicht ausziehen, den Mörder Mary Blandings zu jagen. Er mußte die Möglichkeit
abwarten, den Täter
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