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Die Satansbraut

Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wahr?«
    »Die
Vergangenheit und die Zukunft, alles wird enthüllt«, sagte sie. »Manchmal war
es nicht leicht, damit zu leben. Die Vergangenheit?« Sie winkte ab. »Nichts ist
daran zu ändern. Was geschehen ist, das ist nun mal geschehen. Mit der Zukunft
ist das anders. Was ich sehe, ist wahrscheinlich, nicht endgültig. Verstehen
Sie mich?«
    »Sie
meinen, wenn ich es mir anders überlege, dann ändere ich damit auch meine
Zukunft?«
    Sie
nickte bedächtig. »Es gibt immer viele Türen. Aber ich sehe die, welche
wahrscheinlich geöffnet wird.«
    »Wenn
Sie die Wahrheit über das wußten, was mit Mary Blanding geschah, warum haben
Sie es seinerzeit nicht der Polizei mitgeteilt?«
    »Ich
bin hier, um Ihnen einen Rat zu geben«, sagte sie, »nicht um Fragen zu
beantworten. Mein Rat lautet, verlassen Sie dieses Haus noch heute abend . Jetzt! Gehen Sie und blicken sie nicht zurück.
Vergessen Sie, daß Sie es je gesehen haben!«
    »Glauben
Sie auch an Astaroth ?« fragte ich sie.
    Sie
nickte erneut, diesmal flink wie ein Vogel. »Aber nicht an jenen, den Sie
gesehen haben. Wenn jedoch genügend Menschen an etwas glauben, an irgend etwas,
dann gewinnen sie daraus eine gewisse Macht, weil es sie zu gemeinsamem Tun
vereint. Können Sie das verstehen?«
    »Ich
glaube schon«, sagte ich. »Sie meinen, Menschen können selber Böses bewirken?«
    Sie
legte die Hand einen Moment auf meinen Arm, und die Berührung ihrer dürren,
kalten, trockenen Finger war wie die eines Skeletts. »Ich bin sehr alt«, sagte
sie leise. »Ich werde bald sterben, sehr bald.« Unvermittelt lächelte sie und
entblößte das schreckliche gelbe Gebiß. »Das ist der große Fluch des zweiten
Gesichts. Man kann sich hinsichtlich der eigenen Zukunft nichts vormachen. Und
deshalb kann ich es mir vielleicht erlauben, Ihre Frage zu beantworten. Alton war
kein junger Mann mehr, als er starb. Er war schon Ende Fünfzig. Es gab da noch
eine andere Frau, nur ein paar Jahre jünger als er, und sie waren seit vielen
Jahren eng befreundet gewesen. Sie sprachen von Heirat. Sie glaubte, daß er sie
heiraten werde, und der Gedanke daran machte sie sehr glücklich. Aber dann
tauchte die andere auf, nur halb so alt wie sie. Ein sehr junges und sehr
schönes Mädchen — Mary Blanding.«
    »Und
Ihnen lag nichts daran, was ihr widerfahren war?«
    »Nicht,
nachdem Alton sich umgebracht hatte«, sagte sie. »Das Leben bedeutete mir
damals überhaupt nichts mehr. Denn sein Selbstmord hieß doch, daß er ein Leben
ohne Mary nicht lebenswert fand. Und es fiel mir schwer, der Tatsache ins Auge
zu schauen, daß er sie so sehr geliebt hatte.«
    »Wer
hat sie getötet?«
    »Wenn
ich Ihnen das verriete«, sagte sie, »würden Sie dieses Haus nicht mehr lebend
verlassen.« Dann blickte sie an mir vorüber. »Was geschieht im Wohnzimmer?«
    »Sie
reden und trinken alle«, sagte ich.
    »Ich
sollte hineingehen.« Sie zeigte wieder die gelben Zähne. »Es könnte amüsant
sein. Wenn ich hinzukomme, nimmt die Konversation immer ein jähes Ende!«
    Sie
ging an mir vorbei, und ich stieg die Treppe hinauf. Ich war nur zwei Stufen
weit gekommen, da rief sie mich beim Namen. Ich blickte über die Schulter
zurück. Sie stand unten und schaute zu mir herauf.
    »Sie
haben die Befleckung des Heiligen durch das Profane gesehen.« Das war eine
Feststellung, keine Frage, und so nickte ich nur. »Und die Spinne, die ihr
unterirdisches Netz webt?« Ich nickte wiederum. »Den Verrat des Menschen, der
ein Freund schien?«
    Diesmal
klang es deutlich nach Frage. »Ich glaube, ja«, antwortete ich zögernd.
    »Sie
müssen Ihrer Sache sicher sein«, sagte sie. »Denn hierin liegt für Sie die
größte Gefahr.« Dann drehte sie sich ruckartig um und ging ins Wohnzimmer.
    Ich
begab mich in mein Zimmer, knipste Licht an und sah, wie sich die Wand neben
dem Schrank schloß. Die Wand! Ich hatte das deprimierende Gefühl, daß ich
allmählich den Verstand verlor. Türen schließen sich, öffnen sich natürlich
auch, aber Wände tun das doch nicht. Sie haben die Aufgabe, zu bleiben, wo sie
sind und das Dach zu tragen. Oder so etwas Ähnliches. Aber sie bewegen sich
doch nicht! Ich ging zu der Stelle, wo es sich zugetragen hatte — im Raum zwischen
Bett und Schrank. Als ich jetzt genauer überlegte, erinnerte ich mich, daß es
nur ein Teil der Wand gewesen war, der sich bewegt hatte. Eine Tür in, der
Mauer vielleicht. Also war ich nicht übergeschnappt. Aber nur um sicher zu
sein, legte ich beide Hände flach

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