Die Satansbraut
kühl. »Haben Sie bemerkt, daß Celestine seit dem
frühen Vormittag verschwunden ist?«
»Zur Zeit ist sie in ihrem
Zimmer«, sagte ich. »Wir waren am Strand schwimmen, und ich fürchte, wie haben
gar nicht auf die Uhrzeit geachtet, als wir uns hinterher ein bißchen bräunen
ließen?«
»So?« Ihr Gesicht taute etwas
auf. »Ich verstehe.«
»Da hast du es, meine Liebe!«
zirpte Walter. »Ich habe dir doch gesagt, unser Vertrauen in Mavis war
berechtigt. Sie widmet sich offensichtlich intensiv ihrer Aufgabe. Sie hat letzte
Nacht sogar in Celestines Zimmer geschlafen.«
»Deswegen wollte ich Sie auch
noch etwas fragen«, sagte Nina. »Was ist denn das für eine unglaubliche
Geschichte, Sie hätten Alton Asquiths Geist gesehen?«
»Oh, das?« sagte ich wenig
begeistert. »Ich bin nicht sicher, ob es ein Geist war. Vielleicht war’s auch
nur ein Alptraum.«
»Geist oder Alptraum«,
schnauzte sie. »Ich möchte Näheres darüber erfahren, und lassen Sie keine
Einzelheit aus, so unbedeutend sie Ihnen auch erscheinen mag.«
Also erzählte ich ihr, wie der
Geist aussah und was er mir gesagt hatte, desgleichen vom wallenden Nebel. Als
ich fertig war, sahen sich die beiden schweigend an, und ich begann schon zu
überlegen, ob sie nun beide stumm geworden seien.
»Es ist eine bemerkenswert
exakte Beschreibung von Alton, besonders da sie von jemandem stammt, der ihm zu
Lebzeiten nie begegnet sein kann«, meinte Walter endlich.
»Haben Sie jemals einen seiner
alten Filme gesehen?« fragte Nina scharf.
»Nein«, antwortete ich ehrlich.
»Sie sind niemals wiederaufgeführt
worden«, meinte Walter leise. »In diesem Punkt bin ich absolut sicher.«
»Ich glaube nicht an Geister«,
sprach Nina. »Und an Geister mit einem bestimmten Erscheinungszweck glaube ich
noch weniger.«
»Oh?« sagte ich, weil sie wohl
eine Äußerung meinerseits erwartete.
»Der wahre Gehalt dieser
sogenannten Botschaft ist, daß der Mörder Mary Blandings noch lebt und sich in
diesem Hause aufhält, und ferner, daß mein früherer Mann irgend etwas mit
diesem Mord zu tun hatte.« Ihre Züge verhärteten sich wieder. »Und nun, auf
irgendeine mysteriöse Weise, kann Celestine die Sünden ihres Vaters tilgen,
indem sie dem Geist hilft, den Mörder zu überführen. Habe ich recht?«
»Ich glaube, ja«, sagte ich.
»Das gefällt mir nicht!« Sie
blickte Walter an, als sei alles seine Schuld. »Es gefällt mir ganz und gar
nicht! Das ist ein Komplott. Eine Hinterlist, mit der Celestine in etwas
hineingezogen werden soll, das in diesem Hause vorgeht.«
»Wir könnten abreisen«, sagte
Walter. »Wir könnten packen und binnen einer Stunde wegfahren — und Celestine
mitnehmen.«
»Ich glaube, daraus wird
nichts«, meinte ich. »Ich habe das Celestine schon vorgeschlagen, worauf sie
mir erwiderte, sie müsse hierbleiben und helfen, den guten Namen ihres Vaters
von jedem Makel zu befreien.«
»Das ist der erste Schritt!«
sagte Nina grimmig. »Man hat bereits dafür gesorgt, daß sie das Haus nicht
verlassen will. Siehst du das ein?«
»Ich glaube, du machst dir zu
viele Gedanken«, sagte Walter sanft. »Celestine wird sich bald beruhigen und
einsehen, daß der sogenannte Geist keinerlei Sinn ergibt — wie sie es auch
dreht und wendet. Ich meine, wir können Mavis dafür danken, daß dieser Trick mißlang — wenn es einer war. Er hätte viel größeren
Eindruck bei Celestine hinterlassen, hätte sie ihn selber erlebt.«
»Er scheint auch so gewaltigen
Eindruck auf sie gemacht zu haben«, sagte Nina säuerlich. »Ich fürchte, im
Augenblick gibt es nichts, was wir unternehmen könnten.«
»Wenn wir alle drei auf sie
achten, wird ihr gewiß nichts zustoßen, davon bin ich überzeugt«, sagte Walter
mit nahezu selbstzufriedener Stimme.
»Ich habe mich gefragt«, sagte
ich und blickte Nina an, »weshalb Sie sie jedes Jahr in dieses Haus mitgenommen
haben, schon als kleines Kind?«
»Ich hätte sie in dieses Haus
gebracht?« Ihre Stimme barst vor Zorn. »Niemals habe ich sie hierher
mitgenommen! Es war mein früherer Mann. Er durfte sie alljährlich einen Monat
haben. Ich habe stets heftig dagegen protestiert, daß er meine Tochter in ein
Haus von solchem Ruf mitnahm, aber er blieb dabei, Alex sei ein alter Freund
und er habe das Recht, seine Tochter zum Besuch bei alten Freunden
mitzunehmen.«
»Oh?« sagte ich.
Ihre Brauen zogen sich besorgt
zusammen. »Wie kommen Sie auf die Idee, ich sei es gewesen, die Celestine als
Kind hierhergebracht
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