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Die Satansbraut

Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auf die Wand und drückte dagegen.
    Es
gab ein Geräusch wie einen matten Seufzer, und ein Stück der Wand glitt von mir
weg. Einen schrecklichen Augenblick lang wußte ich nicht, ob ich schreien oder
in Ohnmacht fallen sollte. Und als sich die Wand öffnete, fiel das Licht aus
dem Zimmer in einen Korridor hinter der Wand, und darin stand ein Riese!
    »Es
ist nichts Schlimmes«, sagte der Riese eilends mit wunderschöner tiefer
Samtstimme. »Ich bin’s nur, Ahmid . Sie kennen mich
doch?«
    »Nun
ja«, brachte ich mit Mühe heraus, »natürlich kenne ich Sie. Ahmid sieht man einmal und vergißt ihn nie. Aber was haben Sie denn da in der Mauer
herumzulaufen?«
    »Mr.
Asquith hat das so bauen lassen«, sagte er. »Das ganze Haus ist von einem Netz
geheimer Gänge durchzogen. Er spionierte seinen Gästen gern nach, und außerdem
war es sehr praktisch, wenn er die Nacht heimlich bei einer zu Besuch weilenden
jungen Dame verbringen wollte!«
    »Das
glaube ich gern!« Allmählich wurde mir etwas wohler. »Aber Sie haben mir noch
immer nicht die Frage beantwortet, was Sie in den Mauern herumzulaufen haben.«
    »Ist
Miss Celestine noch unten?« fragte er.
    »Sicher«,
antwortete ich.
    »Dann
gehen Sie bitte einen Moment in ihr Zimmer.«
    »Wozu?«
Ich blickte ihn fragend an.
    »Bitte
keine Fragen, Miss«, sagte er beschwörend. »Gehen Sie nur in ihr Zimmer und
warten Sie dort auf mich. Aber machen Sie kein Licht.«
    »Sind
Sie sicher, daß Ihnen nichts fehlt?« fragte ich. »Ich meine, Sie sind nicht
vielleicht gestürzt und haben sich den Kopf gestoßen?«
    »Bitte!«
sagte er. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Also
gut, meinetwegen.« Ich zuckte die Schultern. »Einem Freund tue ich jeden
Gefallen. Ich hoffe, Sie sind doch mein Freund, Ahmid ?«
    »Ich
bin Ihr Freund«, sagte er nachdrücklich. »Und nun gehen Sie in Miss Celestines Zimmer.«
    Vielleicht
waren wir beide nicht mehr ganz bei Trost? Die Wand schloß sich wieder, und ich
verließ mein Zimmer und ging nach nebenan in Celestines. Meine Finger
erstarrten am Lichtschalter, als mir einfiel, was Ahmid befohlen hatte. Ich schloß die Tür hinter mir, ging zur Zimmermitte und
wartete. Celestine hatte die Gardinen zugezogen, und so war es pechfinster. Als
nach einer Weile immer noch nichts passierte, wurde ich sehr nervös. Ich
entsann mich, was Agatha gesagt hatte, vom Verrat eines angeblichen Freundes,
und das sei für mich die größte Gefahr. Im Moment freilich mußte ich mich
gleichzeitig erinnern, daß Ahmid mich soeben seiner
Freundschaft versichert hatte. Prima! Vielleicht hatte er mich nur in
Celestines Zimmer gelockt, um mich umzubringen. Ich erschauerte beim Gedanken
an seine riesigen Pranken, die sich um meinen Hals schlossen, und wollte gerade
schleunigst davonlaufen, da...
    »Ich
muß ihn finden!« sagte die Stimme.
    »Was?«
schrie ich.
    »Du
mußt mir helfen, ihn zu finden«, sprach die Stimme.
    Ich
wirbelte herum, und da stand er, vor der Wand, in blauen Nebel gehüllt. »Bist
du verrückt?« sagte ich.
    »Es
geschah vor so langer Zeit«, sagte er, »aber für mich war es erst gestern.«
    »Da
hast du verdammt recht, du Monstrum!« schnauzte ich ihn an. »Für mich war es
auch erst gestern!«
    »Man
glaubte, ich hätte sie umgebracht«, sagte er, »meine wunderschöne...«
    »Mir
scheint, dieses Lied kenne ich«, sagte ich und eilte zum Lichtschalter. Ich bekam
ihn zu fassen, knipste, und wunderschönes Licht durchflutete das Zimmer.
    Alton Asquith redete weiter, aber er schien zu
einer ganz gewöhnlichen zweidimensionalen Gestalt geschrumpft.
    »...ihren
armen Körper so in Stücke gehackt hat, der wird am meisten von allen büßen.«
    Ich
beobachtete, wie der blaue Nebel heftig wallte, dann sah ich die Großaufnahme
seines Gesichts darin erscheinen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen — dann
war er samt Nebel urplötzlich verschwunden. Im nächsten Augenblick öffnete sich
ein Teil der gegenüberliegenden Wand, und Ahmid kam
ins Zimmer.
    »Ein
Film!« sagte ich. »Ein lächerlicher Film! Kein Geist, nur ein lächerlicher
Film.«
    »Der
Projektor steht noch im Gang zwischen den Mauern«, sagte Ahmid .
    »Wieso
hat er denn einen Tonfilm gedreht?« sagte ich. »Ich denke, Alton Asquith war doch ein großer Stummfilmstar?«
    »Es
ist natürlich nicht seine Stimme«, sagte Ahmid . »Es
ist eine andere Stimme, die in den Film einkopiert, wurde. Sie haben sicher
bemerkt, wie schlecht er synchronisiert ist?«
    » Gestern nacht ist mir überhaupt

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