Die Satansbraut
sah auf die rechte Hand hinunter, »... enthält
nur noch einen dreifachen Wodka. Und Ihres...«, er betrachtete seine Linke,
»ist hundertprozentig reiner Zitronensaft.«
»Selbst
wenn ich Ihnen glauben wollte, Bert Bancroft«, sagte ich, »im Augenblick möchte
ich einfach nichts trinken.«
»Seien
Sie doch nett, Mavis.« Er marschierte schnurstracks an mir vorbei ins Zimmer
und stellte die Gläser vorsichtig auf den Tisch. »Ich habe einen fürchterlichen
Tag hinter mir! Nichts hat geklappt. Keinem gefällt der erste Akt. Keinem
gefällt die ganze Story, und am allerwenigsten gefallen ihnen die Liedertexte.
Um ehrlich zu sein—«, er ließ sich schwer in einen Sessel fallen, »ich habe den
Eindruck, daß mich kein Mensch mag.« Sein Daumennagel beharkte wieder den
Schnurrbart. »Ich empfehle mich einzig Ihrer Gnade, mein Herz. Ich bitte ja nur
darum, daß Sie ein einziges Gläschen mit mir trinken!«
»Okay«,
sagte ich zögernd. »Aber nur das eine, dann verschwinden Sie!«
»Abgemacht.«
Er holte sein Glas vom Tisch und setzte sich wieder hin. »Ich freue mich, daß
Sie wenigstens einen mit mir trinken, auch wenn Sie ansonsten nichts mit mir zu
tun haben wollen.«
»Ich
brauche immer einige Zeit, bis ich eine Kränkung überwunden habe«, erwiderte
ich. »Diese Tour, ein Mädchen erst blau und dadurch willig zu machen, das ist
so ziemlich der älteste und billigste Trick, den es gibt.«
»Ich
weiß.« Sein Daumennagel war sehr geschäftig. »Was soll ich sagen, Mavis? Ein
Mann wie ich wird mit der Zeit verzweifelt. Nichts will mir gelingen. Sehe ich
gut aus? Ein Witz! Ich bin klein und dick, und jede Frau, die ich kennenlerne,
muß an sich halten, daß sie nicht über mich lacht!«
»Das
ist der Zweitälteste Trick, den es gibt«, sagte ich. »Man muß dem Mädchen leid
tun, dann hat man sie schon halbwegs im Bett!«
»Trinken
Sie denn gar nicht mal?« sagte er.
»Nein«,
sagte ich, »aber ich leiste Ihnen Gesellschaft, bis Sie Ihr Glas ausgetrunken
haben. Lassen Sie sich nicht allzuviel Zeit damit,
denn ich könnte es mir anders überlegen.«
»Ich
sehe schon.« Er nahm einen kräftigen Schluck, wobei sein Adamsapfel hüpfte.
»Egan ist es, was?«
»Nein«,
sagte ich, »er ist es nicht. Egan Egan heißt bei mir soviel wie Schuft-Schuft.«
Seine
Augen weiteten sich vorübergehend. »Alex?«
»Machen
Sie Witze?« fuhr ich ihn an.
»Ich
weiß nicht recht. Sie beide wirkten vorhin im Wohnzimmer wie gute Bekannte.« Er
nahm einen weiteren Schluck. »Walter Tomsic käme selbst auf einer einsamen Insel
nicht in Frage, auch wenn er dort mit einer Schar älterer Damen allein wäre.
Wer also ist die Liebe Ihres Lebens?«
»Wie
gefiele Ihnen Tracy Dunbar?« schnauzte ich.
Er
kicherte und bekam einen heftigen Schluckauf. »Entschuldigen Sie bitte!«
»Schon
gut«, sagte ich. »Möchten Sie jetzt vielleicht Ihr Glas austrinken?«
»Nein.«
Er stand auf und stellte das Glas wieder auf den Tisch. »Ich merke schon, wenn
ich nicht erwünscht bin.«
»Da
haben wir’s«, sagte ich. »Trick Nummer drei.«
»Ich
glaube, es wird Zeit, daß ich mit den Dummheiten aufhöre.« Seine schwere Zunge
wurde plötzlich normal, und er betrachtete mich intensiv, aber völlig nüchtern.
»Der Geist von Alton Asquith, den Sie letzte Nacht
gesehen haben... Diese verrückte Agatha, die umgeht wie eine moderne
Kassandra... Was, zum Teufel, geht in diesem Hause vor, Mavis?«
»Was
meinen Sie damit?« Ich blickte ihn unschuldsvoll an.
»Und
das Kind, Celestine«, sagte er. »So ziemlich das letzte, was sie will, ist die
Hauptrolle in einem Musical. Weshalb also spielt sie hier mit? Und da wir schon
dabei sind: Wieso spielt überhaupt jemand mit? Was mich persönlich einschließt,
möchte ich betonen!«
»Sie
machen wegen Alex mit, stimmt’s?« sagte ich. »Er ist ein alter Freund, der
Ihnen die große Chance gab, ein Erfolgsmusical für so berühmte Darsteller wie
Nina Farr und Tracy Dunbar zu schreiben.«
Er
sah mich ungläubig an. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
» Egan Egan «, antwortete ich.
»Stimmt’s etwa nicht?«
»Stimmen?«
Er explodierte. »Das erste Mal, daß ich Alex Blount begegnet bin, war vor ein
paar Wochen in einer Bar in Los Angeles, zusammen mit Egan. Dabei wurde
verabredet, daß ich mit Egan ein Musical schreiben sollte. Vor Monaten hatten
wir beide gemeinsam an einer Fernsehshow gearbeitet. Egan schrieb die
Arrangements, und der Produzent wollte ein paar neue Songs für die letzten
Folgen haben,
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