Die Satansbraut
klarzumachen, daß du anders bist, denn das spürte ich, aber er hörte nicht auf mich. Ich wollte überhaupt nicht in deine Nähe kommen, aber mir blieb nichts anderes übrig — und sieh dir nur mal die Folgen an. Wie könnte ich das alles vergessen?«
»Inwiefern glaubtest du, daß ich anders als die anderen Männer bin?«
Sie bedauerte bereits, das gesagt zu haben, aber nun war es zu spät. »Die anderen waren von sich selbst so begeistert, so stolz auf sich, weil sie mich angeblich erobert hatten, obwohl ich doch nur eine ganz normale Frau bin. Für sie war ich eine Art Preis, ein zeitweiliger wertvoller Besitz, der ihnen in den Augen anderer Männer zu Prestige verhalf. Dir hingegen ist es egal, was andere von dir halten. Du siehst die Dinge ganz anders, und du reagierst ganz anders.«
Er sah nachdenklich drein. »Oh, du darfst mich nicht mißverstehen, Sophie. Ich begehrte dich, aber es war für mich eine Art Spiel. Ich wollte dich zähmen, dich erobern. Vielleicht wollte ich dir auch, wie schon gesagt, eine Lektion erteilen. Aber die Dinge haben sich grundlegend geändert. Ich habe dich geheiratet, und das kann doch nicht so schlimm sein. Du bist bei mir in Sicherheit, und auch Jeremy ist es. Du wirst nie wieder Angst haben müssen. Vergiß die Vergangenheit. Ich bin deine Gegenwart und Zukunft. Fühlst du es? Ich begehre dich schon wieder, aber zunächst einmal werde ich dich waschen und ausruhen lassen. Wirst du weiterhin gegen mich kämpfen?«
»Ja.«
Er erhob sich seufzend, ging zu einer niedrigen Kommode und holte aus einer Schublade zwei Krawatten hervor. »Ich tue das nur sehr ungern, denn wahrscheinlich wirst du so wütend auf mich sein, daß du eine Woche nicht mehr mit mir sprichst, obwohl ich dein Ehemann bin und du geschworen hast, mir zu gehorchen.«
Sie sprang aus dem Bett und rannte nackt zur Schlafzimmertür. Er war jedoch schneller und stemmte seine Hand über ihrem Kopf gegen die Tür. »Hast du völlig den Verstand verloren, Sophie? Du bist splitterfasernackt, meine Liebe. Ich glaube zwar kaum, daß jemand von meiner Familie oder von den Dienstboten durch die Korridore schweift, aber möglich ist alles. Ich möchte, daß deine weiblichen Attribute nur meinen Augen Vorbehalten bleiben. Du bist schön. Deine Beine sind lang und straff, und dein Gang ist anmutig.«
Er packte sie bei der Hand und wollte sie zum Bett ziehen. Sie trat ihm aber so fest gegen das Schienbein, daß er vor Schmerz seinen Griff lockerte, und sie riß sich sofort los. Bevor er sie daran hindern konnte, stürzte sie zur Tür hinaus und rannte den langen Korridor entlang, ohne daran zu denken, daß sie nackt war. Dann tauchte plötz-lich völlig unerwartet ein Schatten vor ihr auf, und sie rannte in ihn hinein, aber es war kein Schatten, sondern ein Mann im Morgenrock, ihr Schwager, der Graf, und er hielt sie sanft, aber kräftig an den Oberarmen fest.
»Laß mich los!«
»Du solltest etwas anziehen«, murmelte Douglas, der über den Anblick seiner völlig nackten Schwägerin so verblüfft war, daß es ihm fast die Sprache verschlagen hatte.
»Bitte«, flehte sie, während sie sich aus seinem Griff zu befreien versuchte und gleichzeitig ängstlich über ihre Schulter hinweg schaute. Ryder näherte sich ihnen im Morgenrock, einen zweiten Morgenrock über dem Arm, und er sah sehr wütend aus, wie Douglas trotz der schwachen Beleuchtung erkennen konnte. Er hatte natürlich keine Ahnung, was vorgefallen war, aber Sophies Furcht entging ihm nicht, und sein Beschützerinstinkt erwachte.
Ohne sie loszulassen, lockerte er seinen Griff ein wenig und sagte ruhig: »Deine Frau scheint ein bißchen durcheinander zu sein, Ryder.«
»Ja«, knurrte Ryder, der rot sah, nicht nur wegen Sophies Flucht aus dem Schlafzimmer, sondern auch, weil sie seinem Bruder splitternackt in die Arme gelaufen war. »Überlaß sie jetzt mir, Douglas.«
Douglas wußte, daß ihm keine andere Wahl blieb, und er wußte auch, daß Ryder kein grausamer Mann war. Er würde Sophie nichts zuleide tun, aber sie mußte wohl mit einer tüchtigen Standpauke rechnen. »Ich hoffe, daß alles bald wieder in Ordnung sein wird«, lautete denn auch der einzige Kommentar des Grafen.
»Ja«, sagte Ryder wieder. »Sophie, zieh das an. Mein Bruder braucht meine Frau nicht zu sehen.«
Douglas gab sie frei, und sie ließ sich völlig widerstandslos von Ryder in den Morgenrock hüllen, der nach ihm roch und vom häufigen Waschen sehr weich war.
Alles ist schief
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