Die Satansbraut
und sagte ihr immer wieder, daß er sie liebe.
»Bin ich dir zu schwer?«
Das war er nicht, aber ihre Handgelenke schmerzten, weil sie in ihrer wilden Leidenschaft an den Fesseln gezerrt hatte.
»Könntest du meine Hände losbinden?«
Er küßte sie erst noch einmal. »Ich kann gar nicht genug von dir bekommen«, grinste er.
»Es macht mir nichts aus, dich zu küssen«, sagte sie, während er ihre Fesseln löste, mit gerunzelter Stirn die geröteten Handgelenke betrachtete und sie sanft massierte. »Ich wollte den Knoten nicht so fest anziehen. Es tut mir leid.«
Ohne ihn anzusehen, murmelte sie: »Daran lag es nicht.«
»Woran dann?«
Sie blickte ihm nun doch in die Augen. »An diesen ... diesen Gefühlen, dieser Unbeherrschtheit. Ich war animalisch.«
»Aha, weitere Selbstvorwürfe auf der Grundlage deiner wundervollen objektiven Erfahrungen? Ich gebe es nur ungern zu, Sophie, aber wir sind beide animalisch, wir sind verdammt sinnlich, und das ist herrlich, und mein sehnlichster Wunsch ist, daß du dich jede Nacht in ein wildes Raubtier verwandelst. Vielleicht auch jeden Morgen. Ah, und da wäre auch noch die Stunde nach dem Mittagessen, wenn du nur ein klein bißchen müde bist und ...«
Sie lachte.
Ryder war so überrascht, daß er sie mit offenem Mund anstarrte, bevor er sie wieder küßte.
Sie erwiderte seine Küsse, war aber so matt, daß sie bezweifelte, ob sie aufstehen könnte, wenn Mrs. Chivers plötzlich »Feuer!« schreien würde. Es war eine bisher unbekannte wohlige Müdigkeit, und sie wußte nicht so recht, was sie davon halten sollte.
»Liebst du mich wirklich?«
»Ja.«
»Hast du es nicht nur gesagt, weil deine Lust ... na ja, du weißt schon, was ich meine.«
»Ja, ich weiß, was du meinst. Aber jetzt bin ich nicht geil. Du hast mich zweimal erschöpft, und ich bin schlapp und ausgelaugt. Trotzdem liebe ich dich.«
»Das hast du bisher nie gesagt.«
»Ich hatte es selbst noch nicht erkannt. Aber in letzter Zeit hat sich soviel verändert ...«
»Du bist Herr im Haus.«
Er verstand genau, was sie damit sagen wollte. »Ja, und weißt du was? Es ist ein großartiges Gefühl. In Northcliffe Hall hatte ich nie das Gefühl, gebraucht zu werden. Die ganze Verantwortung lag bei Douglas, dem Grafen. Aber Chadwyck House gehört mir, Sophie, es gehört uns, und hier werden unsere Kinder aufwachsen, und es wird auch ihr Zuhause sein. Vielleicht könnte ich mittwochs und freitags sogar in einen Kittel schlüpfen und mich als Bauer betätigen. Was hältst du davon?«
»Du würdest in Kittel und Nagelschuhen bestimmt fabelhaft aussehen.«
Er beugte sich über sie. »Mein Gott, wie ich es genieße, dich zu küssen!«
Sag es ihm, dachte sie, erzähl ihm alles, aber sie befürchtete, daß er Lord David und Charles Grammond aufsuchen und bedrohen oder gar umbringen könnte. Jedenfalls gäbe es einen schrecklichen Skandal, und das durfte sie ihm nicht antun, weder ihm noch den anderen Sherbrookes noch Jeremy, auch nicht sich selbst.
Sie erwiderte seinen Kuß mit besonderer Leidenschaft, um ihren Jammer wenigstens für kurze Zeit zu vergessen, und das gelang ihr auch. Er liebkoste sie und nahm sie noch einmal, und als sie in Ekstase aufschrie, konnte er sein Glück kaum fassen. Nachts träumte er von seinen Kindern und wußte sogar im Traum, daß er Sophie jetzt bald von ihnen erzählen mußte. Er hoffte von ganzem Herzen, daß sie ihn verstehen würde.
Am nächsten Morgen konnte er ihr aber nichts erzählen, denn als er das Haus verließ, schlief sie noch fest, erschöpft von den nächtlichen Exzessen.
Er hielt sich am folgenden Nachmittag mit drei Pächtern auf dem Nordfeld auf, als vor dem Herrenhaus eine Kutsche hielt. Der Graf, Alex, Jeremy und Sinjun stiegen aus.
Douglas griff nach der Hand seiner Frau und betrachtete staunend Haus und Hof.
»Ihr habt ja Erstaunliches geleistet«, sagte er zu Sophie, die in einem der von Mrs. Plack angefertigten Kleider kaum Ähnlichkeit mit dem ärmlichen, eingeschüchterten Mädchen hatte, das an die Tür von Northcliffe Hall geklopft hatte. Ihr Haar war allerdings etwas in Unordnung geraten, denn sie hatte einen Kronleuchter poliert, als die Kutsche vorgefahren war.
Sie breitete ihre Arme aus, und Jeremy hinkte auf sie zu und umarmte sie, während er munter drauflosplapperte, so schnell er konnte. »Hier ist es wunderschön, Sophie.
O Gott, ich habe dich so vermißt. Schau dir nun mal die Ställe an, Sinjun, da ist bestimmt Platz genug für George
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