Die Satansbraut
vielleicht ist sie Ryder und Sophie hierher gefolgt.«
Amy quiekte vor Aufregung.
Ryder nahm Sophie bei der Hand und führte sie zu dem kleinen Mädchen. Sie beobachtete fasziniert, wie er in die Hocke ging und seine Arme ausbreitete. Die Kleine schlang ihre Ärmchen um seinen Hals, und er küßte sie auf die Locken und streichelte ihren Rücken. »Ah, Jenny«, murmelte er, »ich habe dich so vermißt, Schätzlein.
Möchtest du jetzt vielleicht Sophie kennenlernen? Sie ist nicht so hübsch wie du, aber sie ist nett und bringt mich zum Lächeln. Vielleicht wird ihr das auch bei dir gelingen.«
Er schaute zu seiner Frau auf, und sie wußte, daß dies seine leibliche Tochter war. Seiner fast verzweifelten Miene war anzusehen, daß er befürchtete, sie könnte das kleine Mädchen anfahren.
»Du solltest ein wenig Vertrauen zu mir haben«, sagte sie, während sie neben ihm niederkauerte und der Kleinen, die sich an die Brust ihres Vaters schmiegte, die Hand hinstreckte. »Hallo, Jenny, was für ein schönes Kleid du anhast! Es ist viel schöner als meines. Ich freue mich sehr, daß du hier bist. Dein Vater hat dich sehr vermißt. Wie alt bist du denn?«
Ryder hob ihre rechte Hand hoch, bog den Daumen nach unten und zählte langsam: »Eins.«
»Eins«, wiederholte Jenny.
Er bog ihren Zeigefinger nach unten. »Zwei.«
Ihren kleinen Finger winkelte er nur zur Hälfte ab. »Jetzt haben wir's. Ich bin viereinhalb Jahre alt.«
»Ja, Papa.«
Sein Gesicht strahlt vor Stolz und Liebe. Ein ganz neuer Ryder, oder nein, nur eine neue Facette seines Wesens. »Ein so großes Mädchen bist du also schon«, sagte sie sanft. »Und was für ein herrliches Medaillon du hast. Darf ich es sehen?«
Jenny streckte langsam ihr Händchen aus und berührte mit den Fingerspitzen zögernd Sophies Hand, bevor sie ihr das Medaillon hinhielt. Sophie öffnete es. »Ah, was für schöne Bilder! Du und deine Mama, stimmt's? Du bist genauso hübsch wie sie, aber du hast die blauen Augen deines Vaters.«
»Papa«, rief Jenny und warf ihre Arme wieder um seinen Hals.
»Das ist ihr neuestes Wort«, erklärte Ryder selig.
>> Komm, Schätzlein, ich trage dich jetzt ins Haus. Du möchtest doch bestimmt eine Limonade.«
In der Küche herrschte ein Tohuwabohu. Mrs. Chivers kam sich wie im Irrenhaus vor, aber zum Glück lächelte sie trotzdem.
Die Köchin, eine Mrs. Bedlock, plünderte ihre gesamte Speisekammer, und Sinjun sorgte dafür, daß schließlich jedes Kind mit einem vollen Teller auf dem Boden saß.
Mrs. Chivers betrachtete die Kinderschar. »Wir werden bald nichts mehr zu essen haben«, kommentierte sie. »Ich habe selbst drei Enkel, die immer wie die Scheunendrescher futtern.«
»Dann ist es wohl am besten, wenn Mrs. Bedlock nach Lower Slaughter fährt und den Ort leerkauft«, sagte Sophie.
Ryder warf ihr einen flüchtigen Blick zu, ohne ihr jedoch in die Augen zu schauen, und sie hätte schwören können, daß er errötete.
In den nächsten Stunden gelang es ihm, ihr aus dem Weg zu gehen. Das war nicht weiter schwer, denn jedes der Kinder beanspruchte seine Aufmerksamkeit. Er zeigte ihnen den Ostflügel und erzählte ihnen von Dubusts Schandtaten, wobei er den Mann als einen furchterregenden Bösewicht darstellte, der nun aber für seine Verbrechen büßen mußte, weil es Ryders Tante Mildred gelungen war, ihn zur Strecke zu bringen.
Sophie wartete geduldig auf eine Möglichkeit zur Aussprache und stellte ihn schließlich, als er versuchte, sich unbemerkt aus dem Haus zu schleichen. »O nein, Ryder Sherbrooke, hiergeblieben! Ich möchte mit dir reden, und zwar sofort. Andernfalls muß ich leider andere Töne anschlagen.«
Er fühlte sich in seinem männlichen Stolz verletzt. »Und welche?« knurrte er. »Willst du mich vielleicht fesseln und vergewaltigen?«
Sie grinste. »Komm, wir machen einen kleinen Spaziergang.«
Sie schlenderten nebeneinander durch den Obstgarten hinter dem Haus, wo sie zum Glück völlig ungestört waren, weil Sinjun die Kinder beschäftigte. Ryder schwieg. Sophie summte vor sich hin.
Plötzlich lachte sie laut. »Du bist verlegen! Anfangs konnte ich es kaum glauben, aber du warst wirklich und wahrhaftig verlegen. Du konntest mir nicht in die Augen schauen. War es ein so schwerer Schlag für deine Männlichkeit, daß ich keine Sekunde geglaubt habe, du wärest der Vater all dieser Kinder?«
»Hol dich der Teufel, Sophie!«
»Ich wollte dich doch nur provozieren, damit du endlich dein verdammtes
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