Die Satansbraut
Männer wirklich nicht gewöhnt.«
»Nein.«
»Iß dein Frühstück auf, und dann werden wir uns unterhalten. Es ist höchste Zeit, findest du nicht auch? Ich kann nicht weiterhin gegen Schatten kämpfen. Ich muß die Wahrheit wissen.«
»Du bist so schlau, daß ich dachte, du hättest schon alles erraten. Hast du mir nicht gerade erklärt, du verstündest mehr, als ich glaube?«
Nein, dachte Ryder, er würde sich ihre Rippen jetzt noch nicht ansehen.
»Mir gefällt deine befehlshaberische Art nicht, Ryder. Es tut mir leid, du bist wirklich nett zu Jeremy und mir, aber sobald es mir wieder gut geht, werde ich mich selbst um uns beide kümmern. Du bist nicht für uns verantwortlich, und ...«
»Halt den Mund, Sophie. Du bist wirklich eine Nervensäge.«
»Geh zum Teufel!«
Er grinste. »Wer war es noch, der mir erzählt hat, du seist ein regelrechter Satansbraten?«
»Zweifellos irgendein idiotischer Mann. Satansbraten — so ein Blödsinn! Keiner von euch kann den Gedanken ertragen, daß eine Frau selbst Entscheidungen trifft, daß sie für sich selbst verantwortlich ist. Ihr müßt immer herrschen und Befehle erteilen, die euch zugute kommen, das nennt ihr dann: eine Frau beschützen. Merk dir eines, ich werde das nicht zulassen, was auch immer du ...«
»Halt den Mund, Sophie. Wenn du schon Gift und Galle spucken willst, können wir deine Wut vielleicht wenigstens umdirigieren. Reden wir über Onkel Theo.«
»Lebt er? Bist du sicher?«
»Ja, ich bin ganz sicher. Du hast nicht gut gezielt.«
»Es ist auch nicht gut, die eigene Nichte zumißhandeln.«
Sie seufzte, lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. Er betrachtete sie schweigend. Ihr Haar war lose geflochten und hing stumpf über ihre rechte Schulter.
»Möchtest du vielleicht baden? Deine Haare waschen lassen?«
Sie riß die Augen weit auf, und er las darin soviel Hoffnung und freudige Erregung, daß er lachen mußte. »Gut, wenn du dein Frühstück aufißt, kümmere ich mich darum.«
Sie leerte sofort ihren Teller und schlief gleich darauf ein. Ryder stellte das Tablett beiseite und setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. Was für ein schrecklicher Schlamassel! Ihm war klar, daß er bis zum Hals mit drinsteckte, aber er wußte noch nicht, was er tun sollte. Er betrachtete Sophie — ja, sie sah jetzt wirklich wie eine Sophie aus, jung und weich und verletzlich. Trotz der häßlichen Hautverfärbungen waren ihre schönen hohen Backenknochen deutlich zu erkennen, und sie hatte eine schmale, gerade Nase, hübsch geschwungene Augenbrauen und dichte Wimpern. Vielleicht hätte er sie unter anderen Umständen zu seiner Geliebten gemacht und ihr gezeigt, daß Männer ganz nützlich sein und eine Frau wirklich glücklich machen können. Aber hier und jetzt waren die Umstände einfach katastrophal. Er betrachtete sie weiterhin und stellte mit einiger Verwunderung fest, daß er sie durchaus reizvoll fand. Ihr Kinn war nicht rund und weich, sondern fest und störrisch wie die ganze Kieferpartie. Er konnte sich lebhaft vorstellen, daß sie schon als kleines Mädchen ein richtiger Satansbraten gewesen war. Ah, aber sie war sehr zuverlässig und treu. Für Jeremy würde sie alles tun. Wirklich alles.
Aber was konnte sie jetzt machen?
Er ließ die große Kupferwanne mit heißem Wasser füllen und beschloß, ihre Rippen zu untersuchen. Langsam zog er das Laken herunter und begann ihr Nachthemd aufzuknöpfen — ein Männernachthemd von Samuel. Sie riß plötzlich die Augen auf und starrte ihn entgeistert an.
»Was machst du da?«
»Ich will mir deine Rippen anschauen. Die Verbände müssen sowieso abgenommen werden, wenn du baden möchtest.«
»Nein.«
»Sophie, ich kenne deinen Körper sehr gut, genauso wie du den meinen. Ich gebe zu, daß die Umstände jetzt etwas anders sind, aber ich bin der einzige hier im Haus, der dich nackt gesehen hat. Du wirst jetzt stillhalten, damit ich dich untersuchen kann. Wenn du weiterhin so störrisch bist, werde ich dich fesseln.«
»Nein, verdammt!«
»Du darfst dann eben nicht baden.«
»Nein!«
»Wie viele Männer haben außer mir schon deinen Körper gesehen? Bestimmt mehr als die drei, die es bei meiner Ankunft gab. Da kannst du doch nicht mehr allzu schamhaft sein.«
Sie wandte ihr Gesicht ab, und er zog ihr das Nachthemd aus und begann die Verbände zu lösen, ohne ihren Brüsten und ihrem Unterleib die geringste Beachtung zu schenken. Er starrte nur die mißhandelte Rippenpartie an und hätte
Weitere Kostenlose Bücher