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Die Satanswelt

Die Satanswelt

Titel: Die Satanswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Lehmplastik, mit der sich Chee die Zeit vertrieb, solange sie auf Falkayn warten mußte.
    In diesem Moment wandte sie sich vom Visifon ab, den Rücken lauernd gekrümmt.
    Tai Tu, mit dem sie sich ebenfalls die Zeit vertrieben hatte, spürte ihre Anspannung. »Ich nehme an, das war einer von deinen Partnern.«
    »Richtig. Und nun nimm auch noch an, daß du hier überflüssig bist.«
    »Wie habe ich das zu verstehen?«
    »Verschwinde«, sagte Chee knapp. »Ich muß nachdenken.«
    Selbst Terraner fanden Chee Lan hübsch; aber für Tai Tu war sie hinreißend, begehrenswert – und ein wenig beängstigend.
    Aufgerichtet maß sie einen knappen Meter; ihr buschiger, stolz erhobener Schweif war etwa halb so groß. Seidiges, schneeweißes Angorafell bedeckte ihren Körper. Der runde Kopf mit den spitzen Ohren und dem Schnurrbart erinnerte ebenso an eine Katze wie die riesigen smaragdgrünen Augen.
    Tai Tu war kleiner und weniger aggressiv. Im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte waren die Cynthier-Männchen nie gezwungen gewesen, ihre Jungen zu versorgen oder für sie zu kämpfen. Er hatte sich geschmeichelt gefühlt, als Chee Lan ihm erklärte, er könne zu ihr ziehen. Schließlich war er nur ein bescheidener Professor der Lomonosow-Universität, während sie als Xenologin in Nicholas van Rijns Diensten stand.
    Dennoch, er besaß seinen Stolz. »Ich verbitte mir diese Behandlung.«
    Che entblößte die Zähne. Sie waren weiß und nadelspitz. Mit dem Schwanz wies sie zur Tür. »Hinaus!« erklärte sie. »Und komm nicht wieder!«
    Tai Tu packte seufzend seine Habe zusammen und kehrte in sein ursprüngliches Quartier zurück.
    Chee saß eine Zeitlang allein da und starrte düster vor sich hin. Dann wählte sie eine Visifon-Nummer. Nichts rührte sich. »Verdammt, ich weiß, daß du da bist!« kreischte sie, aber der Schirm blieb leer. »Du mit deinen idiotischen Meditationen!« Eine Viertelstunde ließ sie den Apparat klingeln, dann gab sie auf. Wutentbrannt stürmte sie in die Luftschleuse.
    Die Korridore waren auf Erdatmosphäre und ein g eingestellt. Chee Lan machte der Wechsel nichts aus. Notwendigerweise besaßen Mitglieder eines Arbeitsteams ähnliche biologische Merkmale.
    Sie fand die Gleitbahn zu langsam und rannte mit eleganten Sprüngen dahin. Unterwegs stieß sie mit Seiner Exzellenz, dem Botschafter des Epopoischen Reiches, zusammen. Er schnarrte indigniert. Chee rief ihm im Weiterlaufen einen Ausdruck zu, der ihn vor Scham erstarren ließ.
    Als er sich von seinem Schock erholte, hatte Chee bereits den Eingang zu Adzels Einzelzimmer erreicht. Sie lehnte sich gegen den Türgong. Völlig umsonst. Er schien dieses Kontinuum tatsächlich verlassen zu haben. Schließlich benutzte sie den Gong als Morsetaste. SOS. Antrieb ausgefallen. Kollision. Schiffbruch. Meuterei. Strahlung. Hungersnot. Pest. Krieg. Supernova. Das löste ihn aus seiner Trance. Er betätigte die Schleusenventile, und Chee trat ein. Der plötzliche Druckunterschied ließ ihre Trommelfelle knacken.
    »Was für eine Sprache!« grollte er mit seinem mächtigen Baß. »Du scheinst von der Erleuchtung noch weiter entfernt zu sein, als ich gefürchtet hatte.«
    Chee legte den Kopf weit nach hinten, um Adzel in seiner vollen Größe zu erfassen. Zweieinhalb g, das grelle Licht einer Sonne vom F-Typ, das Dröhnen jedes Lautes in dieser dichten, trockenen Atmosphäre drangen auf sie ein und überwältigten sie. Sie flüchtete unter den Tisch. Nichts konnte die Strenge von Adzels Raum auflockern, nicht der Blick auf die weiten, sturmerfüllten Ebenen seiner Heimatwelt Woden, nicht das Mandala, das von der Decke hing, und nicht der Mahajana-Text, den er an der Wand befestigt hatte.
    »Ich nehme zu deinen Gunsten an, daß du wichtige Gründe hattest, mich in meiner Meditation zu stören«, sagte Adzel so streng, wie es ihm nur möglich war.
    »Ich weiß nicht.« Chee seufzte. »Aber es geht um uns.«
    Sie betrachtete ihn einen Moment lang und überlegte, wie er reagieren würde. Vermutlich hielt er sie für hysterisch. Und das mochte sogar stimmen, aber sie würde es ihm gegenüber niemals eingestehen.
    Adzel war ein Ungetüm. Bis zur Schwanzspitze hatte sein Kentaurenkörper eine Länge von viereinhalb Metern. Ein Torso, breit wie ein Scheunentor, entsprechend mächtige Arme mit vierfingrigen Schaufelhänden, und ein krokodilähnlicher Kopf, der auf einem langen, beweglichen Hals saß. Die Ohren bestanden aus dem gleichen festen Knorpelmaterial wie die

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