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Die Satanswelt

Die Satanswelt

Titel: Die Satanswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nicht!« Sie floh in ihre Kabine.
    Nach einiger Zeit folgte ihr van Rijn. Er konnte wie ein Fuchs schleichen, wenn er wollte. Ihre Tür war fest verschlossen, aber er trug einen winzigen Schallverstärker im Ohr, den seine Locken verbargen. Eine Zeitlang hörte er sich ihr Schluchzen an. Die Tränen bestätigten, daß er einen psychologischen Sieg errungen hatte. Ergeben würde sie sich nicht. Dazu war die Zeit, die sie noch gemeinsam an Bord verbrachten, nicht lang genug. Aber sie würde Zugeständnisse machen, wenn er geschickt ans Werk ging.
    Er schmeichelte ihr, als sie sich am nächsten Tag trafen. Und beim Abendessen gelang es ihm, ihr mehr Wein aufzunötigen, als sie vertrug. Adzel verließ unauffällig den Raum und machte sich an den Lichtschaltern zu schaffen. Ganz allmählich wurde der Salon in ein weiches, romantisches Licht getaucht. Van Rijn hatte ein Tonbandgerät mit sorgfältig ausgewählten Stücken mitgebracht. The Last Spring, Là, ci darem la mono, Isoldes Liebestod, Londonderry Air und Evenstar Blues wechselten einander ab. Er sagte ihr die Titel nicht. Armes Geschöpf, sie war ihrer Rasse so entfremdet, daß ihr die Namen nichts bedeutet hätten.
    »… sie zogen uns groß«, sagte sie verträumt. »Oh, ich weiß, daß wir anders sind als die meisten Menschen. Aber wo liegt die Norm, ehrlich, Nicholas? Die menschliche Natur ist formbar. Ich glaube nicht, daß ihr uns verschroben nennen könnt, nur weil wir in einer anderen Tradition aufwuchsen als ihr. Wir fühlen uns glücklich.«
    Van Rijn zog eine Augenbraue hoch.
    »Doch das stimmt!« Sie setzte sich auf. »Wir sind stolz darauf, unseren – Rettern dienen zu dürfen.«
    »Sie haben mir die Geschichte mit diesem Schiffbruch nie erzählt.«
    »Nun, ich sprach mit Davy Falkayn darüber – als er bei uns weilte …« Tränen glitzerten plötzlich auf ihren Wimpern. Sie schloß einen Moment lang die Augen und schüttelte den Kopf. Van Rijn füllte von neuem ihr Glas.
    »Er ist ein liebenswerter junger Mann«, sagte sie rasch. »Ich wollte ihm keinen Schaden zufügen, ebensowenig wie die anderen. Es ist nicht unsere Schuld, daß – daß er sich in Gefahr begeben hat. Hoffentlich geht alles gut.«
    Damit bestätigte sie unabsichtlich, daß Latimer und ihre Schwester aufgebrochen waren, um die Shenna zu warnen. Man mußte damit rechnen, daß sie eine Expedition nach Beta Crucis ausrüsten würden. Aber er meinte nur gedehnt:
    »Wenn Sie soviel von Davy halten, ist es Ihnen sicher schwergefallen, ihn zu belügen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Sie sah ihn empört an.
    »Diesen Strahlungsunfall, meine Liebe. Ist zu löcherig, die Sache. Wenn die Shenna euch heimschicken wollten, ganz uneigennützig, wie Sie sagten, hätten sie euch nicht eingesetzt als Spione. Außerdem, ihr besitzt einen festen Charakter. Eure Rasse hat euch nie etwas getan. Weshalb solltet ihr arbeiten gegen sie? Nein, nein, sie haben euch aufgelesen schon als winzigkleine Babys und erzogen in ihrer Denkweise, nie?«
    »Also …«
    »Nicht wütend werden.« Van Rijn hob sein Glas und betrachtete die goldgelbe Flüssigkeit darin. »Ich möchte kommen den Dingen auf den Grund, um eine Lösung zu finden ohne Kampf. Ist nicht nötig, daß Sie Geheimnisse ausplaudern über die Shenna oder ihre Heimatwelt …«
    »Dathyna«, flüsterte sie.
    »Sie sehen? Schmerzt nicht und ist einfacher, weil wir uns sparen die Umschreibungen. Okay, Sie wurden also aufgenommen als Babys, für einen bestimmten Zweck, vielleicht, weil die Shenna brauchten besondere Botschafter. Wie Sie gelebt haben, in welcher Umgebung – jede Erinnerung hilft mir verstehen Sie und Ihr Volk, Thea!«
    »Ich kann Ihnen keine wichtigen Dinge verraten.«
    »Weiß ich. Aber wenn Sie mir nur beschreiben Ihr Leben? War Ihre Kindheit glücklich?«
    »Ja, sehr. Meine erste Erinnerung … Isthayan, der Sohn meines Herrn, nahm mich mit auf seine Streifzüge, weil er jemanden brauchte, der ihm die Waffen trug … schon die Allerkleinsten haben Waffen … wir verließen den Haushalt und drangen in den Ruinenteil des riesigen alten Bauwerks ein … in einem Turmzimmer entdeckten wir eine Maschine, fast nicht verrostet, und die Sonne fiel durch ein Loch im Dach und spiegelte sich auf dem blanken Metall … man konnte von dort oben weit über die Wüste hinwegsehen.« Ihre Augen weiteten sich. »Nein, ich spreche zu frei. Ich gehe jetzt besser schlafen.«
    »Viel zu früh. Hier ist noch Madeira. Sollen wir wechseln das Thema?

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