Die Satojerin (German Edition)
meine
leiblichen Eltern gewesen wären. Ich würde sie auch dann nicht wollen, obwohl
ich ihnen für alles, was sie für mich getan haben, zutiefst dankbar bin. Du
kennst mich. Ich bin ein furchtbar schlechter Kämpfer, ich liebe die Kunst und
die Alchemie, die Philosophie und die Wissenschaft. Wenn du sagst, ich bin ein
guter Mensch, dann ehrt mich das. Aber ich wäre ein schlechter König, weil ich
keine Freude an dem hätte, was ich täte. Du bist da völlig anders. Du bist
stark und kraftvoll, dein Wille kann – wenn du etwas wirklich willst – fast
nicht gebrochen werden. Du kämpfst für deine Ideale, musstest schon viele
Niederlagen einstecken und bist trotzdem die heiterste Person, die ich kenne.
Allegra. “ Dann
f ü gte er
leise, fast fl ü sternd hinzu, „ Und es
gibt noch einen letzten Grund. Dieser hat allerdings nichts mit dir zu tun .“ Ally
nickte. „ Ich
werde dir morgen Fr ü h meine Entscheidung
mitteilen. “ Sie verabschiedete sich von der Runde und
machte sich auf in ihre Gemächer.
Als sie in ihrem Zimmer war, kam sie nicht zur
Ruhe. Jede Faser ihres Körpers wehrte sich dagegen, diesen Weg, den sie so gar
nicht mit sich vereinbaren konnte, einzuschlagen. Ihr Herz aber war bereit
dazu, alles, woran sie festhielt aufzugeben, um ihrer Familie, bestehend aus
den einzigen zwei Menschen, die sie noch hatte – Juna und Thiudarec – zu
helfen. Und um das Erbe ihrer Eltern und Großeltern zu bewahren. „Bist du noch
wach? “ Junas Kopf lugte um die Ecke. „ W ü rdest du an meiner Stelle schon schlafen? “ Der Sarkasmus in ihrer Stimme zauberte ein L ä cheln auf die Lippen ihres Bruders. „ Wohl eher nicht. Ich komme aber trotzdem, um
dich daran zu erinnern, dass du etwas schlafen musst. Gegessen hast du ja schon
wie eine hungrige Berglöwin. Aber du weißt, deine Energie ist bald aufgebraucht
und du benötigst dringend Schlaf. “ Mit einem eindringlichen Blick gab er Ally einen Kuss auf die
Stirn. „ Gute Nacht, Prinzessin! “ Sofort zog er den Kopf ein, weil er schon
wusste, dass Allys Pantoffel geflogen kam. Er war fast zur Tür hinaus, als Ally
noch etwas einfiel. „Juna, was glaubst du, was der letzte Grund für Thiu ist,
die Krone nicht anzunehmen? Also der, der nichts mit mir zu tun hat? “ Juna kam ein paar Schritte zur ü ck und drehte sich um. Er zuckte mit den
Achseln. „Keine Ahnung. Was hältst du von Carr? “ Dieses Mal war es Ally, die mit den Achseln zuckte. „ Keine Ahnung. “ Dann verschwand ihr Bruder aus der T ü re. Allys Blick blieb auf dem Holz der T ü re kleben. Los, du musst heute Nacht noch zu
einer Entscheidung kommen. Und was hilft dir am besten? Frische Luft und
Bewegung . Sie schnappte sich einen Umhang, zog ihre Kapuze tief ins Gesicht
und verließ das Schloss.
♔♕♛♚
Was habe ich ein Glück, dass mich hier noch
keiner kennt. Würde schon jeder im Schloss wissen, wer ich bin, wäre ich bei
Weitem nicht so einfach hierhergekommen. Ally lief
am Fluss entlang in Richtung Oststadt. Sie wusste von früher, dass sich hier
die Läden, die Erzähllokale, Kneipen und Gasthäuser befanden. Schon als Kind
hatte es sie immer wieder in diesen Teil der Stadt gezogen. Wenn Thiu oder
Juna wüssten, dass ich alleine hier durch die Gegend schlendere, dann würden
sie einen Herzinfarkt bekommen. Dabei kämpfe ich sicherlich tausend Mal besser
als Prinz Thiudarec von Asuda und bin tausend Mal wilder als Prinz Juna von
Asuda. Sie fing an zu grinsen, schaute ein wenig in den nächtlichen
Sternenhimmel und schlenderte weiter. Als sie erneut ihren Kopf hinauf hob,
traf sie etwas mit voller Wucht an ihrer linken Seite. Ihr Kopf schmerzte, als
wäre sie gegen eine Wand gelaufen und ihre Schulter brannte. Wäre sie mit ihrer
Energie nicht ganz am Ende gewesen, hätte sie sicherlich fast nichts davon
gespürt. So geriet sie aber kurz ins Wanken und verlor letztendlich das
Gleichgewicht. Was um alles in der Welt war das?!, schrie es in ihrem
vor Schmerz pochendem Kopf, als sie sich aufrichten wollte. Sie versuchte zu
erfassen, was gerade passiert war, doch schon streckte sich ihr eine Hand
entgegen. Das „ Etwas “ , das sie von der Seite getroffen hatte, war
ein „ Er “ . Als Ally ihm ihn die Augen schaute, musste sie zugeben, dass es
sogar ein recht gutaussehendes Exemplar von einem Mann war. Seine sujianische
Abstammung war nicht zu verleugnen und sein pechschwarzes Haar wehte frech im
Wind. Seine leuchtend grünen Augen strahlten sie belustigt an,
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