Die Satojerin (German Edition)
ihrer Jugend in Satojer hatte Ally schon einige solche
Situationen erlebt, da sie meistens beruflich mit ihrem Vater und sonst nur
Männern unterwegs war. Es war schon immer klar, dass Ally einmal die Lordschaft
übernehmen würde und daher begann ihre Einweisung auch schon recht früh. Carr
hatte nichts zu Aris Plan und dessen Erklärungen gesagt, aber das musste er
auch gar nicht, denn Ally wusste genau, was er davon hielt. Andere Männer
hätten diesen kleinen Triumph ausgenutzt und jemandem, den sie nicht besonders
gut leiden konnten, bei jeder Gelegenheit unter die Nase gerieben. Doch Carr
war in dieser Hinsicht völlig anders und das war wieder etwas, das Ally so sehr
an ihm schätzte.
Die nächsten Tage waren ähnlich. Selbst die Überfahrt nach Posa
war nicht sonderlich anders. Ally war in ihrem früheren Leben schon so viel
gereist, dass ihr die eine Reise wie die andere erschien. Natürlich machte es
einen Unterschied, in welchem der Königreiche man war, aber der Rest war immer
das Gleiche. Das einzige Königreich, das Ally noch nie bereist hatte, war Sujia. Wie merkwürdig und genau aus diesem Land kommt der Mann, den ich liebe!
♔♕♛♚
Als
sie in San Stadt ankamen, wurde ihr das erste Mal etwas mulmig in der
Magengegend. „ Ally, kann es sein, dass du nicht genug auf
deine Energie geachtet hast? “ Ari hatte wohl etwas gemerkt. „ Nein,
schon gut. Ich wei ß es nicht, aber ich glaube,
ich bin nur etwas aufgeregt und vielleicht doch ein wenig ersch ö pft. “ Sie
schaute ihn mit einem ü berzeugenden Blick an, doch
Ari lie ß sich
anscheinend nicht beirren. „ Hm, also das glaube nicht
einmal ich Ihnen, Königin! “, setzte Hal mit ein. „ Und
ich kenne Sie bei Weitem nicht so gut und so lange wie es Ari oder Carr tun. Sollen
wir noch eine Pause machen, bevor wir zum K ö nig
gehen? Wir k ö nnten in ein Wirtshaus einkehren und noch etwas
zu uns nehmen? “ Ally sch ü ttelte
heftig den Kopf. „ Nein, ich will das jetzt hinter
mich bringen. Danach k ö nnen Sie das weitere Vorgehen
entscheiden, Hal! Ich bin wirklich nur aufgeregt.“ Mit einem Nicken ritt Hal
voraus.
Als sie am Schloss ankamen, sprangen sogleich ein paar Diener
herbei und kümmerten sich um Ihre Pferde. „ Zu K ö nig San, er
erwartet uns! “, warf Hal einem
weiteren Diener an den Kopf. „ Wenn die Herrschaften mir bitte folgen m ö gen! “ W ä hrend sie
in den Thronsaal gef ü hrt wurden
und der schmächtige Jüngling von Diener die Neuankömmlinge ankündigte, wäre
Ally vor Staunen fast der Mund offen stehen geblieben: Am Ende des Saales
befand sich der größte und pompöseste Thron, den sie jemals gesehen hatte. Er
war so üppig mit Diamanten, Saphiren und anderen edlen Steinen geschmückt und
funkelte so überwältigend, dass Ally den kleinen untersetzten Mann, der heftig
mit seiner Krone kämpfte, kaum bemerkte. „ Lord Halvarder, kommen Sie n ä her! Ihr Bote hat mich vor ungefähr zwei Stunden erreicht. “ Als Ally und ihre Begleiter sich nur ein paar
Meter von dem König entfernt befanden, blieben die drei Männer stehen und
verneigten sich. Ally jedoch lief ein paar Schritte weiter auf den König zu.
„Und Sie, junges Kind, scheinen die neue Königin zu sein? “ Obwohl er bemüht war, freundlich und
wohlwollend zu klingen, hörte Ally den Spott und die Arroganz in seiner Stimme heraus.
Kein Wunder, dass Allys Gesichtszüge weiterhin hart und kühl blieben. Sie
musterte den kleinen, dicklichen Mann vor sich, der noch immer an seiner Krone
zupfte. Bei jeder seiner Bewegungen rutschte sie ihm ein wenig nach vorne ins
Gesicht, wobei er sie jedes Mal wieder zurück an ihre ursprüngliche Stelle
schob. Dies war womöglich auch der Grund, warum Ally amüsiert auffiel, dass der
Kopf des Königs im Verhältnis zu seinem üppigen Körper ein wenig zu klein
geraten war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er bis auf einen kleinen
Kranz keinerlei Haare mehr auf dem Kopf hatte, die die Krone hätten festhalten
können. Ally nickte, schenkte ihm ein freundliches Lächeln und streckte ihm die
Hand entgegen. „ Sehr
richtig, K ö nig San von Posa.
Ich bin K ö nigin Rigani
Allgera von Asuda. “ Kaum hatte
sie ausgesprochen, ergriff der K ö nig ihre Hand und hinterlie ß einen feuchten Kuss, der ihr Nackenhaare zum Aufstellen brachte, auf
Allys Handrücken. W eiß er denn nicht, dass man das nur andeutet? König
San verzog spöttisch seinen Mund. „ Nun, meine Dame, dann lassen Sie uns gleich zum Punkt
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