Die Satojerin (German Edition)
Verabschiedung nicht allzu lange hinauszuziehen. Sie wusste
nur zu gut, wie das war, nur war sie dieses Mal diejenige, die sich davon
machte und die anderen blieben sorgenvoll zurück und warteten auf Ihre
Rückkehr.
Als sie zum Schloss hinaus ritten, trieb Ally ihren Hengst an. Sie
genoss es, nach Monaten endlich wieder auf einem Pferd zu sitzen. Sie streckte
ihre Nase in die Luft und schloss ihre Augen. Der Wind, der über ihr Gesicht
fegte, war zwar klirrend kalt, aber er gab ihr ein Gefühl, so lebendig zu sein
wie ewig nicht mehr. Sie öffnete die Augen, tätschelte ihrem Hengst den Hals
und konzentrierte sich auf ihren Ritt. Sie beschloss, ausnahmsweise einmal
nichts zu denken, nichts zu reden und alles um sich herum auszublenden. Sie
wollte nur sich, ihren Körper, das Pferd und den Boden unter sich spüren. Als
die Dämmerung einbrach, steuerten sie einen kleinen Gasthof an. Ally schaute
verwundert in die Runde. „ Wollt ihr
wirklich jetzt schon Rast machen? Ihr k ö nnt mir doch nicht erz ä hlen, dass ihr schon m ü de seid? “ Carr
schickte ihr einen ermahnenden Blick zu und Ari hatte einen r ü genden Ton an sich. „ Doch Ally, nicht jeder hat deine Ausdauer. Es
ist kalt und unsere Soldaten und die Pferde brauchen dringend Ruhe und etwas zu
essen! “ Sie nickte besch ä mt. „ Also los,
meine Herren, ich habe einen B ä renhunger! “ Carr war
wohl der Einzige, der merkte, dass sie flunkerte. Der Gasthof, in den sie
einkehrten, war wie jeder andere Gasthof auch. Nichts an ihm fiel besonders auf,
aber gerade das gefiel Ally. Sie versuchte zu vermeiden, dass man sie als Königin
erkannte, auch wenn es momentan noch sehr einfach für sie war, inkognito zu
reisen. Hal organisierte einige Zimmer und die Wirtsfrau machte sich sofort
auf, sie für ihre Gäste herzurichten. Bis sie sie beziehen konnte, beschlossen
sie, eine Lagebesprechung zu machen, etwas zu essen und die Routen für die
nächsten Tage zu besprechen. Es war angenehm, dass in dem kleinen, gemütlichen
Wirtsraum keiner außer ihnen saß. Zur Reiseroute hatte Ally nichts
hinzuzufügen. Sie hatte sich schon gedacht, dass Sie zwei Tage in Richtung
Norden von Asuda ritten, in ihrer Hafenstadt Patimber ein Schiff nahmen und
dann nach Posa übersetzten. Sie hätten sich auch direkt für ein Schiff ab Asuda
entscheiden können, denn Rigani Stadt lag direkt an der Küste im südlichen Asuda.
Bei dem Wetter allerdings konnte man nicht voraussagen, wie lange eine solche
Reise mit dem Schiff dauern würde. Es war nicht nur, dass das Wetter den
Seeleuten einen Streich spielte, denn zur Winterzeit tauchten in den Meeren der
sieben Königreiche auch allerlei furchterregende und unheimliche
Meeresgestalten auf. Es geschah nicht selten, dass ein Schiff mit Besatzung
einfach so verschwand. Auf dem kurzen Weg zwischen Asuda und Posa brauchte sich
Ally keine Sorgen machen, da dies eine so vielbefahrene Schiffsstrecke war,
dass sämtliche Meeresgestalten sich dort nicht blicken ließen. In ihrer
Kindheit hatte Ally die Geschichten um die Herkunft dieser Ungeheuer gerne
gehört, denn in Satojer erzählte man, dass sie aus einer alten Welt kamen.
Diese Welt war, laut der Erzählungen, vor vielen Jahrtausenden einmal mit den
sieben Königreichen verbunden. Diese Welt war nun abgeschottet und die
Meerestiere waren von dort irgendwie geflüchtet. Die meisten Mädchen hatten vor
diesen Geschichten Angst und wünschten sich lieber welche von Prinzen und
Prinzessinnen, aber Ally war bis heute fasziniert. Was, wenn es diese
Königreiche noch immer gäbe? Dann wäre doch ihre Welt viel größer als sie es
sich vorstellen könnte? Und warum wurden diese Königreiche abgeschottet? War
das Zufall, oder gab es einen Grund? „ Gut, dann h ä tten wir
die Route besprochen. Ich denke, ein Tagesritt vom Hafen Satara, an dem wir
ankommen, nach San Stadt, die im Landesinneren liegt, dürfte mehr als genügen. “ Hal schaute Ally an. „Wenn ich das Tempo der K ö nigin im Kopf behalte, dann schaffen wir das
sogar locker an einem halben Tag. “ Carr grinste und Aris Gesicht war wie immer, wenn Hal anwesend
war, regungslos. „ K ö nigin, liegt ihnen sonst noch was auf der
Seele? Sie machen einen etwas bedr ü ckten Eindruck? “ Ally r ä usperte sich. „ Hal, ich brauche Ihren Rat. “ Ü berraschung machte sich auf seinem Gesicht breit. „ Ich ü berlege mir seit gestern, wie ich das Gespr ä ch mit dem K ö nig von Posa beginne. Ich kenne ihn nicht und kann ihn
Weitere Kostenlose Bücher